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Feiern nach Corona-Plan

Die Grundschulen im Kreis Görlitz brauchen dieses Jahr für die Abc-Feiern Organisationgeschick. Und Eltern gute Nerven.

Von Susanne Sodan
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Solche Szenen wird es dieses Jahr zum Schulanfang eher nicht geben.
Solche Szenen wird es dieses Jahr zum Schulanfang eher nicht geben. © dpa-Zentralbild

Ein Begrüßungsprogramm? Für die neuen Erstklässler an den Schulen übernehmen das  normalerweise die älteren Schüler. Aber dieses Jahr sollen die Abc-Feiern, also die  Begrüßung der Erstklässler in den Schulen, mit möglichst wenigen Menschen und möglichst viel Abstand ablaufen. Auf ein Begrüßungsprogramm wird die Görlitzer Nikolaischule dennoch nicht verzichten. Schulleiter Ingolf Schneider hat sich mit dem Förderverein zusammengesetzt - und die Puppenspielerin Katharina Klinger eingeladen. Sie wird ein Mikrofon brauchen, in der neuen, großen Turnhalle an der Jägerkaserne.

Mecklenburg brauchte als erstes eine Lösung

1.992 Kinder werden im Landkreis Görlitz Ende August eingeschult. Ob und wie es überhaupt eine Schuleingangsfeier geben soll - diese Debatte wurde als Erstes in Mecklenburg-Vorpommern geführt, wo das Schuljahr bereits vor drei Wochen begann. Die meisten Grundschulen haben ihre neuen ersten Klassen einzeln begrüßt, dafür die Turnhalle oder den Schulhof genutzt - Orte mit viel Platz. Davon war auch abhängig, wie viele Verwandte die Erstklässler mitbringen durften. Oft waren es wirklich nur Vater und Mutter, aber keine Großeltern, Geschwister oder andere Verwandten, was zu Kritik und Diskussionen führte. 

Zwei Veranstaltungen - eine für jede der beiden neuen Klassen - wird es auch bei der Nikolaischule geben. Was den Ort angeht, da ist Ingolf Schneider hart im Nehmen. Die Nikolaischule hat weder eine Aula noch eine eigene Turnhalle. Deshalb haben die Abc-Feiern in der Vergangenheit ohnehin an verschiedenen Orten stattgefunden, zuletzt in der Aula der Oberschule Innenstadt und dieses Jahr also in der Turnhalle an der Jägerkaserne. Zwischen beiden Feiern liegt etwas Zeit - zum Lüften und Reinigen. 

"Die Eltern sind sehr diszipliniert"

Auf ihrer Internetseite hat die Nikolaischule einen Sitzplan veröffentlicht: 28 Sitzgruppen mit je vier Stühlen werden am Sonnabend aufgebaut sein. Welche Sitzgruppe die ihre ist, wissen die Eltern bereits - damit es zur Feier selbst kein Durcheinander in der Halle gibt. "Wir werden beide Eingänge der Halle nutzen", erklärt Ingolf Schneider, und sogar die Laufwege sind auf dem Plan eingezeichnet. 

"Die Eltern sind auch sehr diszipliniert". Zur Abc-Feier dürfen die Kinder dieses Jahr nur die Eltern und maximal zwei Geschwisterkinder begleiten. Bei alleinerziehenden Müttern oder Vätern oder wenn es weniger oder keine Geschwister gibt, dann werden die Plätze nicht aufgefüllt. Leicht sei das sicher nicht, "aber die Akzeptanz ist da", so Schneiders Eindruck. "Es war auch von Beginn an klar: Anders würde es nicht gehen. Und wir sind noch in der glücklichen Lage, die große Turnhalle nutzen zu können." Bei anderen Schulen, nimmt er an, sind die Möglichkeiten begrenzter. Ihre Schule kennen die Kinder bereits. Zwar nicht durch den Tag der offenen Tür dieses Jahr, so aber doch immerhin durch die Überprüfung des Entwicklungstandes in der Schule.  

Spagat: hygienisch und schön

Kommende Woche wird die Turnhalle der August-Moritz-Böttcher-Grundschule geschmückt. Trotz besonderer Bedingungen, schön sollen die Abc-Feiern dennoch werden, verspricht Schulleiterin Almut Hentschel. Auch hier kennen die Erstklässler das Haus bereits. Noch bevor die Coronakrise die Oberlausitz erreichte, gab es etwa Schnupperunterricht zum Kennenlernen. Auch an der Böttcher-Grundschule gibt es pro Klasse eine Feier.  

Allerdings war das auch bisher schon so, erzählt Almut Hentschel. Bis zu 300 Personen finden Platz in der Turnhalle der Böttcher-Grundschule. Und so konnten in den Vorjahren immer vergleichsweise viele Familienangehörige dabei sein. "Dieses Jahr wird alles mit viel Abstand aufgebaut, die Eltern werden dann zu ihren Plätzen gewiesen", erklärt Almut Hentschel. "Aber ich denke, wir haben ganz gute räumliche Bedingungen." Auch hier: vier Stühle für die Eltern und maximal zwei Geschwister. 

Kreativität gefragt

Auch wenn es anders ausfallen wird, ein Programm wird es geben. Das hat eine kleine Gruppe aus der künftigen 4b in der Projektwoche vor den Ferien einstudiert. "Sie spielen eine kleines Stück", erzählt Almut Hentschel. Bislang war bei den Abc-Feiern auch immer der Chor dabei, er hat dieses Jahr keinen Auftritt. Dafür gibt es Keyboard-Begleitung von dem Görlitzer Musiker Björn Bewerich. 

Ganz kleiner Kreis auch bei der Grundschule im Nieskyer Ortsteil See im Kreisnorden. Hier werden dieses Jahr zwei erste Klassen starten - mit entsprechend zwei Schuleingangsfeiern im Speisesaal der Schule. "Dort haben wir genügend Platz", sagt Schulleiterin Steffi Miethe. Wie an den anderen Schulen gilt aber auch in See dieses Jahr: Paten, Großeltern, Freunde können nicht mit. "Ich kann verstehen, dass das vielen Familien nicht leichtfällt. Aber die Einsicht ist schon da", sagt Steffi Miethe. 

Auch sie und ihr Kollegium waren kreativ bei der Frage nach einem Begrüßungsprogramm. "Wir haben eine Medienpädagogin, die mit den jetzigen Zweitklässlern ein Video gedreht hat", erzählt sie. Das entstand, nachdem die Schulen nach der Aussetzung der Schulpflicht wieder geöffnet waren. In dem Video zeigen die Kinder etwa, was sie in ihrem ersten Jahr an der Grundschule See schon so gelernt haben. 

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