SZ + Bautzen
Merken

Bautzen: Das ärgert Eltern an der neuen Hort-Regelung

Der Stadtrat hat nach Protest von Betroffenen die umstrittene Satzung zur Hortbetreuung geändert. Doch für Zufriedenheit sorgt das nicht.

Von David Berndt & Theresa Hellwig
 4 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Paul Gutsche und weitere Bautzener Elternvertreter protestierten bereits im Frühsommer mit einem offenem Brief an die Stadtverwaltung gegen die neue Betreuungssatzung. Diese wurde jetzt zwar erneut geändert, sorgt aber nicht für Zufriedenheit.
Paul Gutsche und weitere Bautzener Elternvertreter protestierten bereits im Frühsommer mit einem offenem Brief an die Stadtverwaltung gegen die neue Betreuungssatzung. Diese wurde jetzt zwar erneut geändert, sorgt aber nicht für Zufriedenheit. © SZ/Uwe Soeder

Bautzen. Die Entscheidung zu den städtischen Horten in Bautzen ist gefallen. Die Abstimmung im Stadtrat am Mittwoch voriger Woche haben auch die Elternräte zweier Grundschulen, Paul Gutsche und Anne Richter, live verfolgt. „Für uns ist das eine absolute Enttäuschung“, sagt Paul Gutsche, Elternrat an der Mättig-Grundschule. Zwar ist es auch nach den Sommerferien möglich, nur den Nachmittagshort zu buchen, aber dafür müssen Eltern mehr bezahlen. Und das ist nicht der einzige Kritikpunkt. Sächsische.de erklärt, was beschlossen und warum die Betreuungssatzung überhaupt geändert wurde.

Was ist beschlossen worden?

Ab September gilt eine neue Betreuungssatzung in der Stadt Bautzen. Die hatte der Stadtrat bereits im April beschlossen. Damit wurde die Möglichkeit abgeschafft, nur den  Nachmittagshort zu nutzen. Eltern hatten dagegen protestiert. Mit der neuen Satzung können sie auch künftig ein reines Nachmittags-Angebot buchen. Die Betreuungszeit gilt dann ab Schulschluss bis 17 Uhr und in den Ferien von 7.30 bis 17 Uhr. Im Durchschnitt werden sechseinhalb Stunden Betreuung angesetzt. Frühhort und Ganztagshort bleiben als Optionen bestehen.

Noch vor wenigen Wochen hatte die Stadt einen anderen Kompromiss vorgeschlagen: einen Nachmittagshort über fünfeinhalb Stunden bis 16 Uhr. Das reichte den Eltern nicht. Sie argumentierten, dass einige Familien eine Nachmittagsbetreuung bis 17 Uhr bräuchten und dass sie mit dem Umfang von fünfeinhalb Stunden bis 16 Uhr mehr Betreuung bezahlen würden, als sie bekommen. Schließlich beginne der Hort nach dem Mittagessen und demnach frühestens 11.30 Uhr.

Warum stand das Thema zur Debatte?

Die Stadt hatte erklärt, dass die städtischen Horte die Kinder länger betreuen, als die Eltern bezahlen würden, etwa durch geänderte Abläufe des Unterrichts oder Ausfall desselben. Zudem würden manche Eltern ihre Kinder nicht immer pünktlich bis 16 Uhr abholen, obwohl sie den Vertrag so geschlossen hätten. Diese Argumentation ist nur bedingt gerechtfertigt. Wenn etwa Unterricht ausfällt, ist die Schule und nicht der Hort für die Betreuung der Kinder zuständig. Das gilt auch für die Zeit des Mittagessens, bestätigt Jens Drummer, Sprecher am Bautzener Standort des Landesamtes für Schule und Bildung.

Was haben die Stadträte dazu gesagt?

34 Seiten – so umfangreich war eine Präsentation, die CDU-Stadtrat Tobias Schilling in der Sitzung zeigte, darunter die Ergebnisse einer Umfrage unter etwa 300 Eltern. Vielen Familien reicht demnach eine Betreuungszeit bis 16 Uhr, nur sieben Prozent der Befragten benötigen eine Betreuung bis 17 Uhr. „Viele Eltern haben einen Ganztagshortplatz gebucht, obwohl sie nur ab und zu die Frühbetreuung benötigen“, so Schilling. Er wollte deshalb einen Änderungsvorschlag einbringen. Die Stadt solle mehrere Optionen anbieten: Frühhort, zwei Nachmittagshorte bis 16 und bis 17 Uhr sowie die Ganztagsbetreuung. „Wir müssen Rücksicht nehmen auf die individuellen Bedarfe der Eltern.“

Verärgert zeigten sich einige Stadträte darüber, dass sie diese Zahlen nicht schon früher von der Verwaltung bekommen hätten – einige sprachen sich für Schillings Vorschlag aus. Zum Beispiel Steffen Grundmann von den Linken. „Jetzt, wo ich weiß, dass nur sieben Prozent der Eltern die zusätzliche Stunde brauchen“, sagte er, „würde ich gerne zurückrudern.“ Stefan Mücke von der FDP sprach sich ebenfalls für Schillings Vorschlag aus. Laut Oberbürgermeister Alexander Ahrens (SPD) war es aber nicht möglich, so kurzfristig einen solchen Änderungsantrag zu beschließen. Vier Räte stimmten für das 5,5-Stunden-Modell. Die Mehrheit wählte das Angebot mit 6,5 Betreuungsstunden bis 17 Uhr.

Wie reagieren die Eltern?

Die Eltern wurden von dem Beschluss überrascht, erklärt Anne Richter. Das nun beschlossene Modell sei im Vorfeld nicht kommuniziert worden. Paul Gutsche hatte im Sozialausschuss des Stadtrates nochmal die Argumente der Eltern dargelegt. Dort habe es weder Fragen gegeben, noch habe er von der jetzigen Beschlussvorlage erfahren. Er und andere Eltern hätten sich für die fünfeinhalb Stunden Nachmittagshort bis 16 Uhr ausgesprochen. Das entspreche den aktuellen Umfragen und Betreuungsverträgen.

„Was jetzt beschlossen wurde, ist eine Frechheit.“ Schließlich bedeute das auch, monatlich 20 Euro mehr für den Hort zu bezahlen, so Paul Gutsche. Gemeinsam mit anderen Eltern überlege er, juristische Schritte einzuleiten. Verwundert sei er zudem über das Verhalten einiger Stadträte. Natürlich sei dieses Hortthema eine komplexe Angelegenheit, aber wer nicht wisse, worüber er abstimmt, sollte sich besser enthalten. Für Anne Richter ist klar, „dass diese Entscheidung am Bedarf der Eltern vorbeigeht“. 

Mit dem kostenlosen Newsletter „Bautzen kompakt“ starten Sie immer gut informiert in den Tag. Hier können Sie sich anmelden.

Mehr Nachrichten aus Bautzen lesen Sie hier.

Mehr Nachrichten aus Bischofswerda lesen Sie hier.

Mehr Nachrichten aus Kamenz lesen Sie hier.