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Bis auf den Millimeter genau

Der Großenhainer Grundlinientag für Oberschüler findet zum 3. Mal statt. Fünf Schulen sind dabei, und sogar ein Landesvorsitzender.

Von Kathrin Krüger
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Maximilian Böhm, Tim Görlitz, Jessica Häfner, Lena Faludi und Lehrerin Bianca Bucko (v.l.) von der Großenhainer Oberschule Am Schacht beim Messen mit Mess-
stangen.
Maximilian Böhm, Tim Görlitz, Jessica Häfner, Lena Faludi und Lehrerin Bianca Bucko (v.l.) von der Großenhainer Oberschule Am Schacht beim Messen mit Mess- stangen. © Kristin Richter

Großenhain. Lena Faludi ist so was wie der Steuermann. Sie muss genau schauen, dass die Messstangen auch exakt aneinander gelegt werden. „Ich kann gut organisieren, deshalb wurde ich dafür ausgesucht“, sagt die Neuntklässlerin, die zum zweiten Mal bei einem Großenhainer Grundlinientag dabei ist. Sie und ihre Mitschüler von der Oberschule am Schacht messen gerade die legendäre Grundlinie, die 1862 bis 1890 bei der königlich-sächsischen Triangulierung zum Einsatz kam. „Es macht Spaß und es läuft sehr gut“, schätzt Lena Faludi ein. Alle Schüler geben sich Mühe.

Auch die Oberschulen Hoga Dresden, Ebersbach, Gröditz und Nünchritz folgten der Einladung von Oberbürgermeister Sven Mißbach, Anja Portsch, der Amtsleiterin des Kreisvermessungsamtes, und Vermessungsingenieurin Katja Kießling. Angeregt von Mathelehrer Frieder Henker eint alle der Wunsch, mit diesem dritten Projekttag Landesvermessung einen Großenhainer Schatz an die Schüler weiterzugeben. „Die Grundlinie ist ein in Deutschland einmaliges Denkmal der Landesvermessung durch Triangulieren“, schwärmt der Lehrer von der Schacht-Oberschule. Deshalb ist eines der vier angebotenen Projekte eine Busexkursion zum Vermessungshäuschen nach Quersa und auf den Exer.

Ganz praktischer Unterricht

Im Wechsel machen alle Schüler alle Projekte mit. Sie müssen auch durch indirektes Messen die Länge einer Gebäudeseite bestimmen, die durch ein Hindernis – in dem Fall die Bahnlinie neben dem Alberttreff Am Marstall – zerschnitten wird. Außerdem geht es um das Bestimmen der Größe eines unregelmäßigen Vierecks: des Parkplatzes vom Vermessungsamt. „Das ist ganz praktischer Unterricht – ein Erlebnistag statt trockenem Rechnen“, so Frieder Henker. Das benachbarte Amt hat vier Vermessungstechniker zur Verfügung gestellt, auch die Mitarbeiter der Firma Kießling sind unterstützend dabei. Und Mitarbeiter vom Bundesamt für Kartografie und Geodäsie Leipzig. Die Profis haben z. B. die Vermessungen, die die Schüler ausführen, vorher schon mit Lasertechnik erledigt. Frieder Henker freut sich bereits auf die Auswertung, wenn die Schüler jubeln, die dem jeweiligen Wert am nächsten gekommen sind. Da geht es um Millimeter. „Hier sind nicht unbedingt die besten Rechner gefragt, sondern interessierte Schüler“, sagt der Lehrer. Acht von jeder Schule, jeweils aus den achten und neunten Klassen. Als Prämierung gibts Büchergutscheine.

In ganz Deutschland bekannt

Für Berufsvermesserin Katja Kießling ist dieser Projekttag eine gute Gelegenheit, Einblick ins Vermessungswesen zu geben und Schüler für ein Praktikum zu begeistern. „Wir brauchen Nachwuchs“, sagt die Großenhainerin. Stolz hörte sie bei einem Fachtag in Baden-Württemberg, dass dort von der Großenhainer Grundlinie gesprochen wurde. Für die Auswertung des Großenhainer Grundlinientages hat sich deshalb auch der sächsische Landesvorsitzende des Bundes der öffentlich bestellten Vermessungsingenieure Peter Boxberger aus Kamenz angesagt.

Der vierte Grundlinientag – es ist nun Tradition – steht bereits fest: 6. Mai 2020.