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Alter Kalkofen ist ein Hingucker geworden

Wilsdruff hat ein Kleinod mehr. Die Anlage lag über hundert Jahre in einem Dornröschenschlaf.

Von Maik Brückner
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Wilsdruffs Bürgermeister Ralf Rother vor dem historischen Kalkofenareal in Blankenstein.
Wilsdruffs Bürgermeister Ralf Rother vor dem historischen Kalkofenareal in Blankenstein. © Andreas Weihs

Dieser Ofen ist riesig. Das ist der erste Eindruck, den man bekommt, wenn man vor dem fertig sanierten Blankensteiner Kalkofen steht. Dieser war in den letzten Jahren nicht als solcher zu erkennen gewesen. Er war zugewachsen und teilweise eingestürzt. "Seit seiner Stilllegung hat sich um dieses Bauwerk niemand richtig gekümmert", sagt Ingolf Dachsel. Er ist nicht nur Chef der Heimatfreunde Blankenstein, sondern stellvertretender Bauamtsleiter im Wilsdruffer Rathaus und Experte für ungewöhnliche Aufgaben.

Den Blankensteinern war es ein Herzensanliegen, den Kalkofen zu sanieren. Mithilfe der Stadt ist das nun gelungen. Die Bauarbeiten begannen im Sommer und konnten im Dezember abgeschlossen werden. "Die Baufirma Barthel aus Freital hat gute Arbeit geleistet", sagt Wilsdruffs Bürgermeister Ralf Rother (CDU), der sich dieser Tage über den Sanierungsstand vor Ort informierte. Die Baufirma hatte viel zu tun, ergänzt Dachsel. 

Steine aus Limbach verbaut

Die Bauleute mussten den Kalkofen freiräumen, Sträucher und Gestrüpp entfernen, Erde abtragen. "Dabei kam eine Mauer zutage, die wir nicht erwartet haben", sagt Dachsel. Er zeigt auf ein dunkles Mauerwerk. Aufwändig sei es auch gewesen, das Innere des Kalkofens zu beräumen. Denn der alte Ofen, der keine Decke mehr hatte, war zusammengebrochen. Aus dem Schutt konnten die Bauleute viele Steine retten, mit denen sie dann Fehlstellen füllten. Doch diese Steine reichten nicht aus. Deshalb mussten aus Augustusburg und aus dem Rittergut Limbach, wo es ähnliches Gestein gibt, Material nach Blankenstein gebracht werden. Damit wurde unter anderem einer der mächtigen Ecktürme wiederhergestellt und die Dachabdeckung geschaffen. "Bei der Sanierung haben wir uns am Kalkofen in Steinbach orientiert", sagt Dachsel. Der sei ähnlich konstruiert und in einem besseren Zustand.

Ingolf Dachsel vom Wilsdruffer Bauamt zeigte Ende Juli 2019, was am Kalkofen noch zu tun ist. 
Ingolf Dachsel vom Wilsdruffer Bauamt zeigte Ende Juli 2019, was am Kalkofen noch zu tun ist.  © Karl-Ludwig Oberthür
Ein halbes Jahr später steht Ingolf Dachsel an der gleichen Stelle im Kalkofen. 
Ein halbes Jahr später steht Ingolf Dachsel an der gleichen Stelle im Kalkofen.  © Andreas Weihs
So sieht der Kalkofen im Inneren aus. 
So sieht der Kalkofen im Inneren aus.  © Andreas Weihs

Die Arbeiten verliefen wie geplant und sind nur ein wenig teurer als geplant geworden. "Die Sanierung kostete rund 150.000 Euro ", so Dachsel. Es kommen noch rund 8.000 Euro dazu, die Wilsdruff für ein Geländer ausgeben wird, das auf dem Dach angebracht werden soll. Dieses soll verhindert, dass unvorsichtige Besucher vom Dach oder in dortige kreisrunde Öffnung stürzten. Es gibt noch weitere Dinge, die gemacht werden müssen. "Wir wollen noch die über den Ofen lang führende Freileitung umsetzen", sagt Dachsel. Außerdem möchte sein Heimatverein oberhalb von Kalkofen eine Schutzhütte errichten, damit hier Wanderer oder Radfahrer rasten können. Und dann fehlt da noch der Schlussstein. "Den hatte ich vor ein paar Jahren im Wald gefunden", sagt Dachsel. Wie er dort hingekommen ist, weiß er nicht. "Vielleicht haben ihn Kinder dorthin geschleppt?". Nun liegt er beim Steinmetz in Limbach und wird restauriert. In den nächsten Wochen soll dieser Stein wieder eingesetzt werden. Anfang April soll alles fertig sein. Am 5. April, 15 Uhr, wird der sanierte Kalkofen feierlich eingeweiht.

Ende Juli sah der historische Kalkofen vom Mühlweg aus gesehen so aus.
Ende Juli sah der historische Kalkofen vom Mühlweg aus gesehen so aus. © Karl-Ludwig Oberthür
Anfang Oktober sah es auf der Baustelle bereits so aus. 
Anfang Oktober sah es auf der Baustelle bereits so aus.  © Andreas Weihs
So sieht die Außenmauer nach der Sanierung aus.
So sieht die Außenmauer nach der Sanierung aus. © Andreas Weihs
Diese Detail legten die Bauleute auch frei. 
Diese Detail legten die Bauleute auch frei.  © Andreas Weihs
Hier fehlt  nur noch der Schlussstein. 
Hier fehlt  nur noch der Schlussstein.  © Andreas Weihs

Bürgermeister Rother ist begeistert von den Leistungen der Planer und Bauleute. "Der Kalkofen ist ein richtiges Kleinod geworden." Es sei schon deshalb etwas Besonderes, weil dieser aus einer Zeit stammt, aus der es keine Zeitzeugen mehr gibt. Deshalb soll es Infotafeln geben, auf denen nicht nur die Geschichte des Kalkofens nachzulesen sein soll, sondern auch über dessen Technologie. Immerhin waren nach Dachsels Recherche hier fünf Leute beschäftigt, um Kalk herzustellen. Gegen 1900 wurde die Produktion eingestellt. Die Anlage verfiel. "In den 1930er-Jahren gab es einen Aufruf in den Sächsischen Heimatblättern, die Kalköfen zu erhalten", erinnert er sich. Es hat lange gedauert, bis der Aufruf erhört wurde. "Wir haben jetzt reagiert", sagt Rother.

Der letzte von vier Kalköfen

Die Blankensteiner Anlage gehörte zum genannten Faustschen Kalkbergwerk. Von den im Jahr 1798 ursprünglich errichteten vier Kalköfen ist noch dieser eine erhalten. Aufgrund seines Entstehungsjahres kann man annehmen, dass er mit zu den ersten Brennstätten dieser Art in unserer Region gehörte. Der Ofen vom Typ „Schneller“ wurde mit Kalkstein bestückt, der in einem nahegelegenen Tagebau und einer untertägigen Schachtanlage gewonnen wurde. Der Zustand des Kalkofens galt bis zur Sanierung als sehr bedenklich. Bis dahin drangen Pflanzen mit ihren Wurzeln tief in die Mauerfugen, Wasser und Frost trugen zur weiteren Zerstörung bei. Großen Schaden richtete auch die Jahrhundertflut 2002 an. Die innere Ausmauerung war in sich zusammengestürzt. Aus den Außenmauern waren zum Teil Steine herausgebrochen.

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