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Auf der Einbahnstraße durchs Museum

In Sachsen öffnen die Museen schrittweise – das Dresdner Schloss zuletzt. Zuerst wird erprobt, wie Abstands- und Hygieneregeln einzuhalten sind.

Von Thilo Alexe & Birgit Grimm
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Blick in die Dresdner Sempergalerie mit Gemälden Alter Meister und Skulpturen bis 1800. Das Museum ist dienstags bis sonntags von 11 bis 17 Uhr geöffnet, freitags bis 20 Uhr.
Blick in die Dresdner Sempergalerie mit Gemälden Alter Meister und Skulpturen bis 1800. Das Museum ist dienstags bis sonntags von 11 bis 17 Uhr geöffnet, freitags bis 20 Uhr. © SKD/Oliver Killig

Als erstes von 15 Museen der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) hat am Montag das Kunstgewerbemuseum im Schloss Pillnitz für Besucher geöffnet. Am Dienstag folgt die Gemäldegalerie Alte Meister, die ja erst im Februar nach siebenjähriger Bauzeit wiedereröffnet worden war. 

In der Gemäldegalerie wird es – wie in allen anderen Museen auch – eine Einbahnstraße für Besucher geben. Es wird darauf geachtet, dass die Besucher Schutzmasken tragen und Abstand halten. Geöffnet werden soll auch abends, um den Dresdnern die Möglichkeit zu bieten, nach der Arbeit die Alten Meister zu besuchen. Außerdem starten die SKD und die Staatskanzlei in der Gemäldegalerie ein Pilotprojekt. Besucher können sich online registrieren und ihre Kontaktdaten hinterlassen, um informiert zu werden, falls mit ihnen ein Covid-19-Infizierter in der Ausstellung war. Das kündigte Sachsens Kultur- und Tourismusministerin Barbara Klepsch am Montag auf einer gemeinsamen Pressekonferenz der Museen in Sachsen an: „Wir wagen einen Schritt ins normale Leben, weil der Ruf nach Normalität sehr laut geworden ist in den letzten Tagen“, sagte sie.

Alle Museen, Gedenkstätten, Schlösser und Burgen in Sachsen dürfen seit Montag wieder öffnen. Von Normalität kann allerdings noch keine Rede sein. So öffnet das Deutsche Hygiene-Museum Dresden zunächst nur seine Dauerausstellung, Ende Mai folgt die neue Sonderschau „Future food“. Aber das Kindermuseum bleibt dicht. Teilöffnungen zu reduzierten Eintrittspreisen kündigten auch die Technischen Sammlungen Dresden (TSD) und das Verkehrsmuseum an, die Mitmach-Bereiche wie das Erlebnisland Mathematik und den Verkehrsgarten nicht öffnen werden. Da sich auch die Öffnungszeiten der Häuser vorübergehend ändern, ist jeder gut beraten, sich auf der Website zu informieren.

Das Dresdner Schloss öffnet Ende Mai nur Teilbereiche. Für das Historische Grüne Gewölbe, das seit dem Diebstahl im November 2019 geschlossen ist, wollte SKD-Chefin Marion Ackermann noch keinen Eröffnungstermin nennen. Im weitläufigen Residenzschloss sei es schwierig und sehr aufwendig, Prävention zu gewährleisten und das Besuchermanagement zu organisieren. Lohnt sich der Aufwand überhaupt, wenn die Einnahmen gering bleiben, weil keine Touristen, keine Schulklassen kommen und man abwarten muss, ob die sonst so interessierten Senioren sich nun ins Museum wagen? Das wollen die Museumsleute in den nächsten Wochen herausfinden. Die SKD verzeichnen pro Monat Schließzeit eine bis anderthalb Millionen Euro weniger Einnahmen. Die Museen der Stadt Dresden beziffern ihre Verluste auf auf 6,5 Millionen Euro. Sachsens Schlösser, Burgen und Gärten schickten im April 91 Mitarbeiter in Kurzarbeit. Auch wenn die Schlösser nun überall im Freistaat wieder „Lichtzeichen senden“, schlägt der Ausfall von Veranstaltungen und Vermietungen heftig zu Buche. Alle hoffen sie auf die Sommerferien und den Inlandstourismus.

Joachim Breuninger rechnet im Verkehrsmuseum 2020 nur mit der Hälfte der geplanten Einnahmen. Als Vorsitzender des Sächsischen Museumsbundes wies er darauf hin, dass alle Museen mehr denn je die Unterstützung ihrer Träger brauchen. Ministerin Klepsch blieb vage und berief sich auf das Kulturraumgesetz. Außerdem werde im Freistaat ein Kommunalpaket ausgehandelt, in dem auch die Kultur eine Rolle spiele, sagte sie.

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