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Das sagen Dresdner zum Kiessee-Plan

Ein Investor will Millionen am Kiessee Leuben investieren. Die Reaktionen sind kontrovers.

Von Nora Domschke
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Am Ostufer des Kiessees sollen ein bewachter Badestrand mit Volleyballplätzen und Gastronomie entstehen.
Am Ostufer des Kiessees sollen ein bewachter Badestrand mit Volleyballplätzen und Gastronomie entstehen. © Visualisierung: PR

Die einen freuen sich, wenn das Baden am beliebten Kiessee in Leuben bald sicherer werden könnte. Andere befürchten negative Folgen für die Natur – und mehr Lärm von Badegästen und Wohnmobil-Urlaubern. Die Reaktionen auf die Pläne des Dresdner Investors Hans-Peter Fritsch fallen unterschiedlich aus. Er will auf der Fläche zwischen dem Kiessee und der Leubener Straße einen Caravanstellplatz mit Sanitäranlagen einrichten. Am Ufer sollen ein offizieller Badestrand mit zwei Volleyballplätzen, ein Spielplatz, einer kleinen gastronomischen Einrichtung und einer Station der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft entstehen. Die Rettungsschwimmer könnten so verhindern, dass es weiteren Badetote an dem gefährlichen Gewässer gibt. Sieben Menschen sind in den vergangenen Jahren dort ertrunken.

Von der Rettungsstation verspricht sich auch Martin Riedel, der die Leubener Wasserskianlage betreibt, mehr Sicherheit – für Wassersportler und Schwimmer. Und noch ein weiterer Aspekt soll das Baden sicherer machen: Mit einem langen Steg, der sich in das Wasser erstreckt, könnte Riedels Anlage künftig vom Badebereich abgetrennt werden. „Das Thema Sicherheit ist hier sehr groß, ich finde, der See sollte jedem vernünftig zugänglich gemacht werden“, so Riedel. Er spricht aus Erfahrung: Mit seinem Motorboot ist er schon oft auf dem See unterwegs gewesen, um Schwimmern in Not zu helfen. Das könnten künftig die Rettungsschwimmer übernehmen.

Trotz der großen Euphorie in Bezug auf Fritschs Pläne ist Riedel skeptisch. Beide hatten sich im Januar dieses Jahres getroffen und darüber ausgetauscht. „Ich finde das Projekt grundsätzlich gut, auch, weil es den Naherholungs- und Freizeitcharakter des Gebietes vorantreiben würde.“ Dennoch bleibe der Status Landschaftsschutzgebiet, den große Teile des Altelbarms haben, ein großes Hindernis für derartige Ideen. Und auch das Thema Hochwasser ist problematisch. Bei einer Elbeflut sucht sich das Wasser seinen Weg durch den Elbarm. Fritsch plant, die Sanitärcontainer so aufzustellen, dass sie binnen weniger Stunden abgebaut werden könnten. „ Es bleibt trotzdem viel Klärungsbedarf“, sagt Riedel.

Der Naturschutz spielt auch für einige Anwohner eine wichtige Rolle. „Einerseits ist es gute Idee. Aber es ist Naturschutzgebiet mit zahlreichen Vögeln, die dann gar keine Ruhe mehr hätten. Und für uns Anwohner bis in die Nacht noch lautere Musik und Geschrei. Nein danke“, schreibt Angelika Mädler an die SZ. Der Großzschachwitzer Frank Glaß findet, dass „schon das Theater mit dieser fantastischen Idee der Wasserskianlage die heutige Stadtverwaltung leider auszeichnet.“ Die Kiesgrube sei für ihn und viele andere Menschen schon immer ein Paradies gewesen, nun hofft er, dass die Stadträte das Projekt unterstützen. Roland Brettschneider, der in der Nähe der Kiesgrube wohnt, sorgt sich um den Hochwasserschutz. Im Elbarm gebe es jetzt einen Flutschutzwall, die Straßenbeleuchtung wurde abgebaut und Flächen renaturiert. „Nun sollen auf dem Gebiet Caravan-Stellplätze entstehen, deren Einrichtungen wie Lichtmasten und Elektroverteiler bei Flut den Wasserabfluss behindern werden“, so Roland Brettschneider. Der Flutschutz und damit die Menschen hätten im Elbarm dann keine Priorität mehr.

Die benötigte Überschwemmungsfläche ist auch für Baubürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain (Grüne) das schlagende Argument, wenn es um Pläne wie die von Hans-Peter Fritsch geht. Das hatte er in einem Brief an den Investor im vergangenen Jahr deutlich gemacht. Ob sich die Meinung inzwischen geändert hat, ist unklar: Eine SZ-Anfrage, die die Verwaltung um eine Stellungnahme dazu bittet, ist seit vergangener Woche unbeantwortet. „Das Thema ist innerhalb der Verwaltung noch in der Prüfung“, so eine Stadtsprecherin.

Am 15. April haben Dresdner ab 18 Uhr im Rathaus Leuben in der Hertzstraße 23 die Möglichkeit, mit den SPD-Stadträten Kristin Sturm und Michael Bäuerle über die Zukunft des Leubener Kiessees zu diskutieren. Sie fordern in einem Antrag, dass die Stadt den Kiessee sicherer machen soll.