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Die Suche nach Tim

Mit Atemschutzgerät auf die Kulturinsel Einsiedel: Das Technische Hilfswerk hat den Freizeitpark an der Neiße für sich entdeckt. Ein bisschen Abenteuer ist auch dabei.

Von Gabriela Lachnit
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Tim ist gerettet (links, liegend). Die lebensgroße Puppe mussten die Kameraden vom THW in den unterirdischen Gängen finden und ins Freie tragen – Besucher der Kulturinsel Einsiedel, vor allem Kinder, sahen interessiert, aber mit Abstand, zu.
Tim ist gerettet (links, liegend). Die lebensgroße Puppe mussten die Kameraden vom THW in den unterirdischen Gängen finden und ins Freie tragen – Besucher der Kulturinsel Einsiedel, vor allem Kinder, sahen interessiert, aber mit Abstand, zu. © THW

Was ist hier passiert? Was machen Leute mit Atemschutzgeräten auf der Kulturinsel Einsiedel? Besucher des Freizeitparks bei Zentendorf erlebten am vergangenen Sonnabend eine zusätzliche Attraktion, und das sogar gratis. Das Technische Hilfswerk (THW) absolvierte auf und nahe der Kulturinsel zwei Einsatzübungen. „Die zahlreichen unterirdischen Gänge im Freizeitpark kamen uns gerade recht“, erzählt Brita Hanschmann von der Regionalstelle Dresden des THW. Hier konnten die ehrenamtlichen Helfer des THW unter realitätsnahen Bedingungen trainieren. Bei der Übung ging es darum, in den dunklen, engen und labyrinth-ähnlichen Gängen eine vermisste Person zu finden. Tim heißt sie und ist ein Dummy, eine etwa 80 Kilogramm schwere Puppe in Lebensgröße.

Es war der Wunsch der ostsächsischen Ortsverbände des THW, eine gemeinsame Übung zu absolvieren. „Trainiert wird regelmäßig, aber nicht immer auch mit Vertretern aus den ostsächsischen Ortsverbänden“, berichtet Brita Hanschmann. „Alle Einsatzkräfte engagieren sich ehrenamtlich für den Zivil- und Katastrophenschutz. Für den Ernstfall müssen sie lebenswichtige Handgriffe im Umgang mit Mensch und Technik immer wieder üben“, erklärt sie und ergänzt: „Je realer die Umstände bei der Übung, desto besser sind die THW-ler für echte Einsätze vorbereitet.“

Besucher der Kulturinsel, vor allem die kleinen, staunten nicht schlecht, als plötzlich Männer in THW-Uniform und mit Atemschutztechnik in den Gängen nach Verletzten suchen. Das war für die Mädchen und Jungen sehr spannend. „Und wer weiß, vielleicht ist bei dem einen oder anderen Sprössling sogar das Interesse geweckt worden, künftig selbst beim Katastrophenschutz mitzuwirken?“, mutmaßt Frau Hanschmann. Das Technische Hilfswerk braucht aktiven Nachwuchs.

Zum ersten Mal werden die neuen Behälter für Löschwasser befüllt. Der Ortsverband Riesa des THW erhielt dabei Unterstützung der Kameraden aus Kamenz und Görlitz.
Zum ersten Mal werden die neuen Behälter für Löschwasser befüllt. Der Ortsverband Riesa des THW erhielt dabei Unterstützung der Kameraden aus Kamenz und Görlitz. © THW

Nur wenige Hundert Meter weiter waren weitere THW-Mitglieder beim Training. Sie probten direkt an der Neiße die Unterstützung für die Feuerwehr bei der Bereitstellung von Löschwasser. Simuliert wurde, dass es einen Waldbrand gibt, den die Feuerwehr löschen muss. Das dafür nötige Wasser heranzuschaffen, war Aufgabe des THW. Marcel Keßner, ebenfalls von der Regionalstelle Dresden, erklärt: „Das THW Riesa hat zwei neue Behälter für Löschwasser, die jeweils 25.000 Liter Wasser fassen“, erklärt er. „Wie das mit dem Aufbau und der Befüllung klappt, haben wir hier erstmals geübt.“ Während die Riesaer die Behälter mit Wasser füllten, waren die Kamenzer für die Stromversorgung der Wasserpumpen zuständig. Zwei große, die jeweils 5.000 Liter Wasser in der Minute pumpen, und mehrere kleine waren im Einsatz. Das Görlitzer THW hatte die Abschnittsleitung übernommen und unterstützte die Kameraden aus Riesa und Kamenz. „Alles hat gut geklappt, das Übungsziel wurde erreicht“, sagt Marcel Keßner. Etwas schneller hätte alles ablaufen können, sagt er. „Aber alle wussten ja, dass es sich um eine Übung handelt. Beim nächsten Mal wird das besser.“ Getestet wurde auch die Kommunikation unter den Kameraden über Digitalfunk. Das hat aber nur zum Teil funktioniert, wie Marcel Keßner berichtet. Nach wie vor ist also das Funknetz im Grenzgebiet zu Polen sehr löchrig. Die THW-ler mit den Atemschutzgeräten hätten sich mehr „Action“ gewünscht – in Form von verletzt geschminkten Komparsen zum Beispiel und Vernebelung der unterirdischen Gänge, berichtet Brita Hanschmann.

Dass ausgerechnet die Kulturinsel Einsiedel und die Neißewiesen zum Trainingsort wurden, hatte zwei Gründe: die Ortskenntnis von Hanschmann und Keßner und das Entgegenkommen von Kulturinsel-Chef Jürgen Bergmann. „Die Besucher hat es gefreut. Sie wissen nun, dass es beim THW Menschen gibt, die ihre Freizeit opfern für das Training, um im Ernstfall gerüstet zu sein“, kommentiert Keßner.

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