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Der Kampf um die Druckguss-Zukunft

Für das Unternehmen läuft jetzt das Insolvenzverfahren. Von dieser Etappe hängt ab, was mit den Leuten und dem Standort wird.

Von Heike Sabel
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Der Druckguss gehört seit fast 100 Jahren zu Dohna. Nächstes Jahr will man das Jubiläum feiern.
Der Druckguss gehört seit fast 100 Jahren zu Dohna. Nächstes Jahr will man das Jubiläum feiern. © Marko Förster

Betriebsversammlungen in Insolvenzzeiten sind immer aufregend. Was wird verkündet? Am Mittwoch erfuhren die Dohnaer Druckguss-Mitarbeiter, wie es weitergeht. Das Dresdner Amtsgericht hat das Insolvenzverfahren eröffnet. Das ist eigentlich ein formeller Akt, dessen Folgen jedoch für die Mitarbeiter wie für den Insolvenzverwalter Dr. Franz-Ludwig Danko eine Herausforderung sind. Die wichtigste Nachricht: Der Betrieb geht auch im jetzt eröffneten Verfahren an den beiden Standorten in Dohna und Hof weiter.

Harter Wettbewerb

Danko muss nun jedoch dafür sorgen, dass die DGH-Group ihre Löhne und Gehälter wieder selbst erwirtschaftet. Das sind immerhin rund 650 Leute an den Standorten in Dohna und Hof. „Eine längerfristige Weiterführung unter Vollkosten ist nur möglich, wenn wir uns mit den Kunden auf eine Fortführungsvereinbarung einigen“, sagt  Danko. Er hat dazu bereits mit den Kunden Gespräche aufgenommen. „Im Gegenzug müssen wir den Kunden zeigen, dass die DGH-Group langfristig ein verlässlicher Partner bleibt.“ Bisher halten die Kunden zu Druckguss. Das ist entscheidend, auch für die weitere Zukunft.

Während des bisherigen vorläufigen Insolvenzverfahrens war es Danko gelungen, den Geschäftsbetrieb zu stabilisieren. Dabei kamen ihm die Erfahrungen zugute, die er bereits bei der ersten Insolvenz von Druckguss vor acht Jahren gesammelt hatte. Erste kurzfristige Sanierungsmaßnahmen zeigten schon Erfolge. So wurden Abläufe verbessert, Wartungsstaus beseitigt und unrentable Verträge überprüft. Dadurch konnten die Produktivität gesteigert und Ausschusszahlen gesenkt werden, sagt Danko. Gleichzeitig bestellten die Kunden auch wieder mehr, was dazu führte, dass seit Anfang Juli auch wieder auf Kurzarbeit verzichtet werden konnte. Trotzdem bleibe der Umsatz auf niedrigem Niveau und die Situation weiter angespannt. „Im Markt für Automobilzulieferer sind die Umsätze um bis zu 25 Prozent eingebrochen“, sagt Danko. „Die Folge ist ein harter Verdrängungswettbewerb, dem wir uns stellen müssen.“

Kampf um Investoren und Jobs

Danko will in den nächsten Wochen parallel zu den Verhandlungen mit den Kunden sein  Sanierungskonzept auch mit dem Betriebsrat und der IG Metall abstimmen. „Es ist noch nichts entschieden, aber allen ist klar: Ohne Einschnitte wird es nicht gehen“, sagt  der Insolvenzverwalter, ohne schon konkreter zu werden. Seine Hauptaufgabe ist es, Investoren zu finden. Derzeit prüfen ihm zufolge mehrere Interessenten eine Übernahme des Unternehmens. „Die potenziellen Investoren, mit denen wir derzeit erste Sondierungsgespräche führen, übernehmen einen Geschäftsbetrieb nur, wenn er zumindest perspektivisch profitabel ist“, sagt Danko. 

Ohne es auszusprechen, hört sich das nach Entlassungen an. Dass Danko dabei um jeden Arbeitsplatz kämpft, zeigte sich 2012. Damals konnte ein Großteil der Arbeitsplätze erhalten werden.  

Die Druckguss-Gruppe stellt Struktur-, Motor- und Getriebeteile aus Leichtmetall für die Automobilindustrie her. Deren Strukturwandel hat nun auch das Unternehmen erreicht. Schon in den letzten Jahren hatte die Gruppe erhebliche Umsatzrückgänge hinnehmen müssen, die sich durch die Corona-Krise weiter verschärft hatten. Als Anfang Juni der Insolvenzantrag gestellt wurde, war ein Teil der Mitarbeiter in Kurzarbeit. 

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