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Park erweitern oder Wohnungen bauen?

Wohnen im Grünen - das wollen viele Dresdner. Für einige Anwohner des Leutewitzer Parks scheint der teuer bezahlte Traum zu platzen.

Von Nora Domschke
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Die Anwohner Roman Künstler-Boschke, Holger Trumpp und Sina Burkert (v.l.) wollen Baumfällungen am Leutewitzer Park verhindern.
Die Anwohner Roman Künstler-Boschke, Holger Trumpp und Sina Burkert (v.l.) wollen Baumfällungen am Leutewitzer Park verhindern. © Sven Ellger

Dresden braucht Wohnungen. Und Dresden soll grüner werden. Zwei Ziele, die viele Bewohner der Landeshauptstadt sicherlich unterstützen. Wer allerdings direkt von der Frage betroffen ist - Ausblick ins Grüne oder auf Neubauten - der wird ersteres wohl vorziehen. Erst recht, wenn der Blick auf Bäume und Wiesen mit dem Traum von der Eigentumswohnung teuer bezahlt wurde. 

Im Dresdner Westen, genauer am Leutewitzer Park, fühlen sich Anwohner genau aus diesem Grund verschaukelt. Nicht nur vom Bauträger, der den unverbaubaren Ausblick vor dem Kauf extra angepriesen habe. Enttäuscht zeigt sich eine Bürgerinitiative auch von der Politik. 

Denn im Juni 2019 hatte der Bauausschuss einem Antrag der Bürgerfraktion zugestimmt, der dem grünen Ausblick gefährlich werden könnte. Demnach soll die Stadt den Bau von Wohnungen auf einem ehemaligen Gärtnereigelände westlich des Leutewitzer Parks ermöglichen. 

Geprüft werden soll, ob dort für acht Häuser mit maximal 50 Wohnungen relativ schnell Baurecht geschaffen werden kann, oder ob dafür ein Bebauungsplan erarbeitet werden muss, der deutlich mehr Zeit in Anspruch nehmen wird. In den vergangenen Jahrzehnten ist das Grundstück verwildert, viele Bäume und Sträucher sind gewachsen, heute wird die Fläche südlich der Schaumberger- und der Ockerwitzer Straße nach Sächsischem Waldgesetzt als Wald eingeordnet. 

Kompromiss: Ein Drittel Bauland, zwei Drittel Park

Mit dem Antrag will die Bürgerfraktion eine Art Kompromiss erreichen. In der Begründung ist zu lesen:  In seinem jetzigen Zustand könne das Areal nicht der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Das heißt, es müsste zunächst viel Geld investiert werden, um daraus einen schönen Park zu machen. 

Auch wird angeführt, dass sich die Bewohner einen direkten Zugang zum Leutewitzer Park wünschen, der nur möglich sei, wenn die Stadt das Gärtnerei-Areal kauft und es in einen Park umwandelt. Allerdings würden die dafür nötigen Kosten nicht im Haushalt eingeordnet werden können, heißt es in dem Antrag weiter. 

Deshalb soll ein Drittel des insgesamt 15.000 Quadratmeter großen Grundstücks mit Wohnhäusern bebaut, der Rest als Park genutzt werden. Die Anwohner sollen einen direkten Zugang zum Park bekommen und der Investor dazu verpflichtet werden, sich an den Kosten der neuen Parkfläche zu beteiligen. Bei den angesprochenen Bewohnern stößt diese Lösung allerdings nicht auf Gegenliebe. Eine weitere Häuserreihe wollen sie unbedingt verhindern.

Bürgerinitiative will Hausbau verhindern

Dafür hat sich 2019 eine Bürgerinitiative gegründet - oder besser: wieder neu gefunden. Denn schon vor gut sieben Jahren hatten Anwohner der Schaumberger- und Ockerwitzer Straße gegen eine weitere Bebauung protestiert, konnten dafür auch etliche Stadtbezirksbeiräte gewinnen, die sich dafür stark machten, dass das Areal am Leutewitzer Park nicht bebaut, sondern der Park dort stattdessen erweitert wird. Der Stadtbezirksbeirat Cotta hatte den Antrag der Bürgerfraktion mit großer Mehrheit im Mai dann auch abgelehnt. Doch der Bauausschuss entschied letztlich anders. 

Sina Burkert, die seit 2011 in einem Altbau in der Schaumbergerstraße wohnt, hat nun einen neuen Versuch unternommen, die Anwohner in einer Initiative zu organisieren. Mit großem Erfolg, wie sie sagt. 17 Bewohner seien bei einer ersten Versammlung kürzlich erschienen, darunter auch Eigentümer und Mieter von Neubauwohnungen, die in einem ersten Bauabschnitt am Leutewitzer Park entstanden sind. 

Ihnen sei immer gesagt worden, dass es zwar Pläne für einen weiteren Bauabschnitt gegeben habe, diese aber nicht genehmigt wurden. "Auch, weil die Bürgerinitiative damals dagegen protestierte", sagte Sina Burkert. Nun hofft sie auf den gleichen Erfolg, wenn die Initiative erneut aktiv wird. "Es geht uns nicht darum, neue Wohnungen zu verhindern", stellt Burkert klar. "Wir wollen aber den einzigen Wald im Leutewitzer Park erhalten." 

Das sieht auch Roman Künstler-Boschke so, der im Juli 2019 eine Eigentumswohnung in einem Neubau in letzter Reihe bezogen hat. "Der Bauträger hat uns zugesichert, dass der Wald erhalten bleibt, er warb mit Wohnen im Grünen." Schließlich habe er mit dem Bauträger einen Vertrag geschlossen und fühle sich nun getäuscht.

Schnelles Bauen wohl nicht möglich

Aus einer Beschlusskontrolle vom 3. Dezember geht jetzt immerhin hervor, dass mit einem schnellen Baustart am Leutewitzer Park nicht zu rechnen ist. Dort teilt die Stadtverwaltung mit, dass mit der 2017 in Kraft getretenen Klarstellungssatzung festgelegt wurde, dass in dem Bereich der alten Gärtnerei nur mit einem entsprechenden Verfahren Baurecht geschaffen werden kann. Eine Vorlage zum vorhabenbezogenen Bebauungsplan wurde im Stadtplanungsamt erarbeitet und wird nun in den verschiedenen Geschäftsbereichen der Verwaltung besprochen. Anschließend sind die politischen Gremien dran.

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