SZ + Dresden
Merken

Dresdner Rennverein reagiert auf Kritik

Nach den Vorwürfen der Tierschutzorganisation Peta spricht nun der Rennverein – und nennt auch Zahlen tödlich verunglückter Pferde.

Von Dominique Bielmeier
 4 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Ein Galopprennen des Dresdner Rennvereins auf der Rennbahn in Dresden-Seidnitz. Nach dem Willen der Tierschützer würden solche Rennen nicht mehr stattfinden, nicht nur in Dresden.
Ein Galopprennen des Dresdner Rennvereins auf der Rennbahn in Dresden-Seidnitz. Nach dem Willen der Tierschützer würden solche Rennen nicht mehr stattfinden, nicht nur in Dresden. © Archiv: Robert Michael

Weil immer mehr Tiere als Folge von Pferderennen verenden würden, forderte die Tierschutzorganisation Peta am Donnerstag das Dresdner Veterinäramt auf, den Herbst-Renntag am Sonnabend abzusagen. Pferde seien keine Sportgeräte und würden mit der Peitsche zu unnatürlichen Höchstleistungen gezwungen, was zu einem erhöhten Sturzrisiko führe. Peta nannte beispielhaft die kalifornische Pferderennbahn Santa Anita, auf der seit Dezember 30 Pferde gestorben seien. Eine Gegenrecherche von Sächsische.de konnte diese Zahl bestätigen.

Laut Peta seien außerdem allein in diesem Jahr bereits mindestens acht Pferde auf deutschen Rennbahnen gestorben. Das betreffe die Bahnen in Köln, Mülheim, Karlsruhe und Langenhagen. Jeweils zwei Todesfälle habe es in Mannheim und Hamburg gegeben. Eine Sächsische.de-Recherche ergab, dass im September 2016 die Stute Rubylana nach einem Rennen in Dresden eingeschläfert werden musste, weil sie sich ein Bein gebrochen hatte.

Nun antwortete der Dresdner Rennverein 1890 e.V. auf eine Sächsische.de-Anfrage zu den Peta-Vorwürfen. Diese seien "ihrem Inhalt nach nicht neu", schreibt Präsident Michael Becker in einer E-Mail. Die Aussage "Pferde sind keine Sportgeräte" sei ebenso wenig aussagekräftig wie die schlagwortartige Behauptung, ein Renntag sei eine tierschutzwidrige Veranstaltung. "Das Gegenteil ist der Fall", so Becker: "Der Dresdner Rennverein 1890 e.V. führt Leistungsprüfungen durch, die im Rahmen der Zuchtbestimmungen ausdrücklich vorgesehen sind." Damit erfülle er "eine vom Gesetzgeber ausdrücklich vorgesehene und für die Zucht erforderliche Pflichtaufgabe".

Tierschutzbeauftragter für jede Rennbahn

Rennprüfungen seien gesetzlich zugelassener Hochleistungssport. Das setze voraus, dass der Trainings- und Gesundheitszustand der Pferde in Ordnung sein muss. "Aus diesem Grund werden das Training, die individuelle Verfassung am Renntag und besonders der erste Start eines jeden Rennpferdes durch strenge veterinäre Kontrollen begleitet." 

Zusätzlich ernenne jede Rennbahn einen Tierschutzbeauftragten. "Bevor die jüngsten Galopper ins Training genommen werden, müssen sie von einem Tierarzt untersucht und offiziell für tauglich erklärt werden", erklärt Becker weiter. "Für die ideale Begleitung der Pferde dürfen diese nur von speziell ausgebildeten Trainern und Rennreitern betreut werden. Beide Berufe setzen in Deutschland eine mehrjährige Ausbildung voraus – alle Beteiligten sind also hochqualifiziert." 

Alle Rennpferde hätten außerdem Hufeisen, damit sie nicht rutschten und die Hufe geschützt seien. Diese seien besonders leicht und würden ebenfalls vor jedem Rennen kontrolliert. Der Verein sorge außerdem dafür, dass die Bahn vor dem Rennen eine ordnungsgemäße und rennsportgerechte Beschaffenheit habe, um Verletzungen zu vermeiden und die Sicherheit des Rennbetriebs zu gewährleisten.

Auch in diesem Jahr schon ein totes Pferd

Trotzdem könne es während oder außerhalb eines Rennens zu einer Verletzung des Pferdes kommen. Becker nennt konkrete Vorfälle: In Dresden sei im letzten Jahr ein Pferd verletzt worden, als es sich vom Pferdeführer getrennt habe und in eine Absperrung gelaufen sei. "Dieses Pferd ist sofort behandelt worden vom Tierarzt und dann – soweit dem Rennverein bekannt - später eingeschläfert worden."

Auch in diesem Jahr habe es eine tödlich verlaufende Verletzung gegeben, weil ein Pferd sich die Schulter gebrochen habe. Becker zitiert die Statistik, nach der von den 10.300 Pferden, die im vergangenen Jahr bei Rennen an den Start gegangen seien, sieben aufgrund von Verletzungen gestorben seien, eine Quote von 0,068 Prozent. 

Veterinäramt wusste nichts von Peta-Forderung

Auch das Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsamt hat inzwischen auf eine Anfrage zum Thema geantwortet. Es habe bisher keine Kenntnis von der Presseveröffentlichung von Peta gehabt, erklärt eine Sprecherin der Stadt Dresden. Am Termin des Herbst-Renntages ändert aber auch die Kenntnis nichts: "Pferderennveranstaltungen unterliegen keiner Genehmigungspflicht durch das Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsamt." Bei einer tierschutzrechtlichen Kontrolle zum letzten Renntag in Dresden seien keine tierschutzrelevanten Feststellungen gemacht worden.