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Feuerwehr-Technikzentrale wird neu gebaut

Unscheinbar, aber unverzichtbar: Für 7,5 Millionen Euro will der Landkreis in Glaubitz eine neue Halle bauen.

Von Christoph Scharf
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Zu klein geworden: die Garagen des Feuerwehrtechnischen Zentrums in Glaubitz. Die Anlage hinter der JVA ist für den ganzen Altkreis Riesa-Großenhain wichtig.
Zu klein geworden: die Garagen des Feuerwehrtechnischen Zentrums in Glaubitz. Die Anlage hinter der JVA ist für den ganzen Altkreis Riesa-Großenhain wichtig. © KDB

Glaubitz. Wäre nicht der markante Betonturm, würde man das Gebäude im Gewerbegebiet hinter der JVA Zeithain kaum finden. So unscheinbar der Kasten aus den 1970er Jahren ist, so unverzichtbar ist er auch: Aus dem ganzen Altkreis Riesa/Großenhain landen hier die dreckigen Feuerwehrschläuche, wenn es irgendwo gebrannt hat. Fachleute reinigen und prüfen hier jährlich mehr als 3.000 Schläuche, dazu Tausende Atemmasken, Druckluftflaschen, Leitern, Leinen, Hebekissen.

Schweiß und Adrenalin strömen, wenn Feuerwehrleute von Stauchitz bis Thiendorf hier schwer bepackt und unter Atemschutz durch Gitterkäfige turnen müssen, um sich auf echte Brandeinsätze vorzubereiten. Nicht zuletzt finden sich im Feuerwehrtechnischen Zentrum (FTZ) zahllose Schaufeln, Sandsäcke, Notbetten für das nächste Elbehochwasser.

Und dann ist hier auch noch ein Katastrophenschutz-Einsatzzug der Johanniter untergebracht - und der braucht jetzt deutlich mehr Platz. Insgesamt elf Garagen sind allein für den Katastrophenschutz nötig, zu dem Autos vom Kommandowagen über Krankentransporter bis zum Verpflegungs-Lkw samt Feldkochherd gehören. Auch das FZT selbst braucht für seine Fahrzeuge vier Garagen.

Für so einen Bedarf war das Gebäude der früheren Rohrwerk-Werkfeuerwehr aber nie gebaut  worden. Und auch die aktuellen Unfallschutz-Vorschriften sind in dem Objekt längst nicht mehr gegeben. Der Landkreis hatte deshalb jetzt ein externes Büro beauftragt, für eine Erweiterung des FTZ Glaubitz mehrere Varianten zu untersuchen.

Vier Varianten sahen einen Erhalt des alten Gebäudes samt mehrerer unterschiedlicher Anbauten vor, die fünfte einen Abriss samt anschließenden Neubaus.

In die engere Auswahl schafften es zwei Varianten: der Erhalt des Gebäudes samt einem neuen Garagentrakt auf der Rückseite inklusive Grundstückserweiterung - und der Abriss samt Neubau.

Aufgerollt: Allein mehr als 3.800 Druckschläuche wurden 2019 im FTZ Glaubitz gereinigt und geprüft. Das Exemplar links trägt die Spuren eines Feldbrands.
Aufgerollt: Allein mehr als 3.800 Druckschläuche wurden 2019 im FTZ Glaubitz gereinigt und geprüft. Das Exemplar links trägt die Spuren eines Feldbrands. © Symbolfoto: Sebastian Schultz
Aufgestapelt: Schippen und Hunderttausende leere Sandsäcke warten in Glaubitz auf den nächsten großen Hochwassereinsatz.
Aufgestapelt: Schippen und Hunderttausende leere Sandsäcke warten in Glaubitz auf den nächsten großen Hochwassereinsatz. © Sebastian Schultz
Aufgehängt: Sogenannte Chemikalien-Schutzanzüge werden in Glaubitz gereinigt und geprüft. Feuerwehrleute brauchen sie etwa bei Unfällen mit Gefahrgut-Lkws.
Aufgehängt: Sogenannte Chemikalien-Schutzanzüge werden in Glaubitz gereinigt und geprüft. Feuerwehrleute brauchen sie etwa bei Unfällen mit Gefahrgut-Lkws. © Sebastian Schultz

Eine Erweiterung wäre zwar gegenüber einem Neubau um anderthalb Millionen Euro günstiger. Aber dafür müsste man bei der Nutzung Kompromisse machen, so wäre der Altbau etwa nicht hoch genug für ein zeitgemäßes Lager. Und da gäbe es noch das Risiko, das bei jedem Umbau eines Altbaus anfällt: Tauchen bei der Sanierung nicht vielleicht doch unliebsame Überraschungen bei der Bausubstanz auf?

Das Planungsbüro hat es allerdings auch nicht versäumt, auf mögliche Risiken hinzuweisen: Überraschungen beim Baugrund, Altlasten oder Kampfmittel seien nicht auszuschließen. Das gilt allerdings für sämtliche Varianten, ob Erweiterung oder Neubau. 

Die Planer wogen Vor- und Nachteile ab und empfahlen die Variante eines kompletten Neubaus, der auch den Kauf von 2.600 Quadratmeter Grundstück nötig macht. Verwaltung und Kreisräte hatten dagegen keine Einwände: Die Entscheidung fiel bei der jüngsten Kreistagssitzung in Riesa ohne eine Debatte.

Turm bleibt stehen

So wird also nun der Neubau geplant, der insgesamt voraussichtlich 7,5 Millionen Euro kosten soll. Dabei hat der Landkreis bereits berücksichtigt, dass die Baukosten in den nächsten Jahren noch um zehn Prozent teurer werden dürften. Er hofft gleichzeitig darauf, ein Drittel der Summe über Förderprogramme zu erhalten.

Jetzt kommen erst einmal die nächsten Planungsschritte, bei denen die Kreisräte auch noch einmal mitreden dürfen. Läuft alles nach Plan, werden die Bauaufträge noch vor Weihnachten 2021 vergeben, so dass die Bagger Anfang 2022 anrollen dürften. Fertig wäre das neue FTZ dann im Oktober 2023.

Nicht zu verwechseln mit der Neubaumaßnahme ist die Sanierung des ebenfalls zum FTZ gehörenden Verwaltungs- und Schulungsgebäudes, das der Landkreis bereits im Frühjahr beschlossen hatte. Das Gebäude links vom Turm soll bereits ab diesem Herbst saniert werden, was laut Plan eine weitere Million Euro kostet.

Die Landmarke des Gewerbegebiets, der kaum noch genutzte Betonturm, soll den Abriss laut der Kreistags-Unterlagen allerdings überstehen. So wird er auch weiterhin anreisenden Feuerwehren als Orientierungshilfe dienen. Der Turm erfüllt weiter eine wichtige Funktion: Oben drauf ist die Waldbrand-Warnkamera installiert, die rund um die Uhr die benachbarte Gohrischheide im Blick hat - und bei ungewöhnlichen Rauchwolken automatisch Alarm auslöst.

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