Dönermann vermisst die Polen

Der Dönerspieß dreht sich wie immer. Wegen Corona darf im Dönerrestaurant im City-Center aber niemand an den Tischen Platz nehmen. Doch abholen können sich die Kunden die Speisen. Wie das funktioniert, erzählt der 43-jährige Angestellte des Döner-Ladens, Ramazan Korkmaz:
Seit einem reichlichen Jahr wohne ich in Görlitz. Der Liebe wegen kam ich an die Neiße. Mein ganzes Leben lang arbeite ich in der Gastronomie. Seit 24 Jahren lebe ich in Deutschland. Ursprünglich komme ich aus der Türkei. Seit Februar 2019 arbeite ich hier im Dönerladen im City-Center.
Derzeit haben wir leider nicht sehr viel zu tun. Wegen der Corona-Pandemie. Die polnischen Nachbarn haben die Grenze geschlossen. Das spüren wir sehr. Denn unsere Kundschaft kommt in normalen Zeiten zu etwa 70 Prozent aus Polen. Vor allem die Zgorzelecer Bürger schätzen unsere Döner und Pizzen. Aber jetzt dürfen sie ja nicht über die Grenze.
Auch die Deutschen kommen weniger. Warum, kann ich nicht sagen. Auf etwa ein Fünftel des sonst üblichen ist unser Umsatz zurückgegangen. Einige Kollegen sind in Kurzarbeit. Staatliche Unterstützung hat die Chefin beantragt. Eingetroffen ist noch nichts. Von anderen Kollegen, die einen Dönerladen betreiben, habe ich gehört, dass ihnen schnell finanziell geholfen wurde. Aber ich kenne auch drei Kollegen, die ebenso warten wie wir.
Öffnungszeiten verändert
Bis zum 20. April hatten wir die Öffnungszeiten verkürzt. Von 11 bis 18 Uhr war geöffnet. Jetzt haben wir eine Stunde länger offen. Vielleicht normalisiert es sich bald, und die Leute kommen häufiger zu uns. Vielleicht, wenn die Geschäfte im City-Center wieder öffnen. Am letzten Montag kamen zahlreiche Menschen und waren enttäuscht. Sie dachten, dass die Geschäfte im Center wieder offen sind.
Sehr lange können wir nicht mit dem schmalen Umsatz auskommen. Miete und Rechnungen für Strom und Gas laufen weiter. Auch wenn man sie gestundet bekommt, irgendwann sind sie zu bezahlen. Da mache ich mir natürlich Sorgen um meinen Arbeitsplatz. Ich hoffe aber, dass ich ihn behalte.
Für mich ist diese Zeit jetzt sehr anstrengend und stressig, weil es nicht so läuft wie sonst. Dazu kommt, dass man am Wochenende gar nichts unternehmen kann. Ich habe zuvor in Pirna gelebt, war oft in Dresden und dann kam ich an die Neiße, wo das Leben sowieso viel ruhiger ist. Aber jetzt ist es mir einfach zu ruhig. Ich pendele nur zwischen Arbeit und Zuhause.