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Diebe machen schwere Beute

Die Täter stehlen fast eine Tonne Gleisstücke bei der Görlitzer Parkeisenbahn. Die Polizei steht vor einem Rätsel.

Von Gabriela Lachnit
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Stephan Kluge von der Parkeisenbahn zeigt die restlichen, noch vorhandenen Gleisstücke. Insgesamt 15 Stück wurden gestohlen.
Stephan Kluge von der Parkeisenbahn zeigt die restlichen, noch vorhandenen Gleisstücke. Insgesamt 15 Stück wurden gestohlen. ©  Nikolai Schmidt

Es geschah mitten in einer der tropischen Sommernächte Ende Juni. Diebe drangen in einen Lokschuppen der Parkeisenbahn ein, verwüsteten den Aufenthaltsraum und stahlen nach Angaben von Polizeisprecher Philipp Marko auch Werkzeuge und Rucksack. Der Schaden blieb mit 60 Euro überschaubar. Das war den Einbrechern aber nicht genug. Offenbar war die Beute zu gering. So nahmen sie vom Gelände der Parkeisenbahner insgesamt 15 Gleisstücke mit. Sie waren jeweils etwa anderthalb Meter lang. Die hatte der Verein noch in seinem Bestand, wie Vereinsvorsitzender Daniel Schölzel gegenüber der SZ berichtet. Ðie Gleisabschnitte hatte der Görlitzer Gleisbau vor einiger Zeit zur Verfügung gestellt. Das Unternehmen unterstützt die Parkeisenbahn seit etlichen Jahren auf vielfältige Weise.

Doch diese Gleisstücke kann man nicht einfach so mitnehmen. Jedes wiegt zwischen 55 und 60 Kilogramm. Wie das die Diebe gemacht haben, ist bis jetzt schleierhaft. Auch Daniel Schölzel kann sich keinen Reim darauf machen, wie des den Dieben gelungen ist, das Metall zu entwenden. Er vermutet, dass es die Diebe auf den Schrottwert abgesehen hatten. Der liegt derzeit bei etwa elf Cent pro Kilogramm, sagt der Vereinschef. Die Diebe bekommen also zwischen 90 und 100 Euro für den Gleisschrott – vergleichsweise wenig für die schwere Arbeit.

Polizei sucht Zeugen

Für die Parkeisenbahner wiegt der Verlust viel schwerer, lässt sich in Kilos nicht ermessen. Die Gleisabschnitte waren vorbereitet worden, weil Vereinsmitglieder sie in der Kurve 3 der Parkeisenbahn an einem Hang zur Brauerei einbauen wollten. Die schweren Eisenstücke sollten den Hang befestigen und damit das Gleisbett weiter stabilisieren. Zum materiellen Schaden kommt jetzt durch den Diebstahl noch die Verzögerung eines geplanten Vorhabens hinzu. Der Hang kann nun nicht wie vorgesehen befestigt werden. Das muss jetzt warten. „Sollte jemand Hinweise auf die Täter oder auch zum möglichen Transportfahrzeug geben können, das die Gleisstücke abtransportiert hat, möchte er sich beim Polizeirevier Görlitz melden“, bittet Daniel Schölzel. Bei der Polizei in Görlitz läuft seit dem 28. Juni ein Ermittlungsverfahren. Es ist noch nicht abgeschlossen. Den Sachschaden durch den Einbruch hatte die Polizei auf 200 Euro beziffert.

Der Beutezug ist nur der Höhepunkt einer ganzen Serie von nicht ganz so schwerwiegenden Ereignissen bei der Parkeisenbahn. Wiederholt musste sich der Verein über Sachbeschädigungen an seinen Einrichtungen und über Vandalismus ärgern. Anfang November des Vorjahres scheiterte ein Einbruchsversuch in den Bahnhof der Parkeisenbahn. Unbekannte hatten dort die Fensterläden aufgehebelt und Holzleisten zerstört. Ob die dicken Stahlgitter dahinter den Einbruch im Ansatz beendeten oder ob die Einbrecher durch Personen oder vorbeifahrende Fahrzeuge gestört wurden, blieb unklar. Einen Tag später mussten die Parkeisenbahner feststellen, dass sich Unbekannte an der Schrankenanlage zu schaffen gemacht hatten. Es waren Seile herausgerissen worden, sodass die Schranke nicht mehr funktionierte. Auch die Schaltung einer Laterne war zerstört worden. Insgesamt 1 200 Euro Sachschaden hatten die Parkeisenbahner in dieser Nacht zu beklagen. Täter wurden nicht ermittelt.

Immer wieder Müll im Gelände

Ein weiteres Problem beschäftigt die Parkeisenbahner immer wieder: Gerne nutzen Unbekannte das Areal an der Parkeisenbahn und den daneben liegenden Freizeitpark, um sich dort zu treffen, zu trinken, zu feiern, zu grillen. Nach der Party lassen sie ihren Müll liegen. Manchmal wird Abfall auch gezielt auf dem Gelände abgeladen. Der Verein hat schon oft Anzeige deswegen erstattet, aber selten werden die Übeltäter ermittelt. „Das zieht immer zusätzliche Arbeit nach sich“, sagt Daniel Schölzel. Er und seine Vereinskollegen müssen dann Grillgut, Flaschen, Scherben und weitere unschöne Sachen aufräumen. „Es ist immer wieder deprimierend, wie sich manche Leute in der Öffentlichkeit verhalten“, sagt der Vereinschef.

Umso schöner, wenn treue Unterstützer auch jetzt nicht aufgeben. So erklärt Gleisbau-Geschäftsführer Michael Freiwerth, dass seine Firma nun prüfen will, ob sie noch einmal die so dringend benötigten Gleisstücke bereitstellen kann.

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