Wo es die dicksten Welse gibt, weiß Klittens Hafenmeister Gerhard Stübner auf Anhieb. Und er gibt dem interessierten Angler, der auf dem nahen Campingplatz gerade Ferien macht, gleich ein paar Tipps. Der, Mitglied im Anglerverband Elbflorenz, interessiert sich für Fische, aber nicht für das, was gerade vor ihm am Haken hängt. Es ist ein Ponton, 27 Tonnen schwer. Per Kran wird er Ende April aufs Wasser des Bärwalder Sees gesetzt. Ein paar Stunden später folgt ein 15 Tonnen schweres Haus.
Es ist der Anfang einer ganzen Siedlung, die das Berliner Unternehmen Floating Houses auf den See bringen will. „Wir planen 25 schwimmende Häuser und Hausboote“, sagt David Heinrich, der fürs Projektmanagement zuständig ist. Die Häuser sollen verkauft werden. Nicht an Leute, die dann dauerhaft darin wohnen, sondern die sie an Feriengäste weitervermieten. Mehr Gästebetten braucht der Bärwalder See nämlich dringend. Das weiß Roman Krautz, der bei der Gemeinde Boxberg für den See zuständig ist. Und das hat auch David Heinrich festgestellt, als er für sich und seine Frau ein Quartier gesucht hat.
Mit den schwimmenden Häusern und Hausbooten – gebaut übrigens in den Niederlanden – steigt die Bettenzahl um etwa 100. Zwischen 270 000 und 310 000 Euro kostet so ein Domizil im Wasser. Es sei 365 Tage im Jahr nutzbar, dank Heizung, Kamin, Wasser- und Abwasseranschlüssen. Das erste Haus sei schon verkauft worden, obwohl es noch gar nicht auf dem See schwimmt. Die Transportgenehmigung hat auf sich warten lassen.
Das Ende April angelieferte Bauwerk dient als Musterhaus und ist von Freitag bis Sonntag, 12 bis 17 Uhr für Interessenten geöffnet. „An so einem Wochenende kommen locker 300 bis 400 Besucher“, weiß David Heinrich von Floating Houses. Das Unternehmen hat bislang 150 schwimmende Häuser und Hausboote aufs Wasser gebracht und ist nach eigenen Angaben Marktführer im Bundesgebiet.
Die schwimmenden Feriendomizile mit Schlafzimmern, Küche, Dusche, Terrasse sind momentan wohl das spektakulärste Projekt am Bärwalder See. Das einzige sind sie nicht. Der Bergbausanierer LMBV errichtet gerade zwei Anlegestellen für Fahrgastschiffe. Möglicherweise werden die noch im Sommer 2019 fertig. Am Uhster Ufer entsteht eine mehrere Hundert Meter lange Kindereisenbahn, wie Boxbergs Bürgermeister Achim Junker sagt. Der aber den Kopf schüttelt, wenn man fragt, ob die Gemeinde ein schwimmendes Haus kaufen wird. „Das sollen Profis tun und betreiben“, so Junker. Boxberg müsse sich um andere Dinge kümmern. Um den Erhalt des Radweges zum Beispiel. Der habe Risse. Außerdem wird die Gemeinde noch dieses Jahr am Klittener Ufer eine Ausschreibung starten für eine Ferienhaus-Anlage und eine Gaststätte samt kleinem Hotelbetrieb. Und er hat schon erste Signale, „dass es dafür Interessenten gibt“.
Warten auf die Wasserski-Erlaubnis
Auf ein Signal aus Dresden wartet indes See-Verantwortlicher Roman Krautz. Bei der Landesdirektion Dresden hat Boxberg die Genehmigung für den Wasserski-Betrieb beantragt. Erteilt wurde sie noch nicht. Es soll keine feste Anlage wie am Halbendorfer See entstehen. Wasserskifans können stattdessen mit ihren Booten und der Ausrüstung anreisen und nach der Anmeldung beim Hafenmeister am Klittener Ufer starten.
Wer es ruhiger mag, kann bei Sven Meißner von der Segelschule Dreiländereck anrufen. Der vermietet seit diesem Jahr Zweier-Kajaks für gemütliche Wasserwander-Touren. Für vier Stunden oder einen Tag können sich Wassersportfreunde die Kajaks ausleihen. Und damit auch auf den Strand auffahren, anhalten, irgendwo ein Eis essen, weitergleiten. Ab Mitte Mai gibt es bei Sven Meißner zudem Stand-upPaddles-Boards. Die ähneln dem Surfbrett, man stellt sich drauf und paddelt im Stehen vorwärts. „Zum Saisonbeginn Anfang April war es dafür aber noch zu kalt“, schätzt Meißner. Er habe eine Sorgfaltspflicht gegenüber den Wassersportlern.
Um Wärme oder Kälte müssen sich künftige Mieter der schwimmenden Häuser keine Sorgen machen – zwischen 17 und 30 Grad kann man sich darin schaffen, ganz nach Belieben.
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