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Heidenaus Kampf gegen den Super-Tunnel

Die Bahn will eine neue Strecke nach Prag bauen. Das verändert Heidenau, egal welche Variante kommt. Aber welche hat die wenigsten Nebenwirkungen?

Von Heike Sabel
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So ähnlich wie hier an der Strecke Erfurt-Leipzig könnte auch der Überholbahnhof in Heidenau aussehen - mit dem Unterschied, dass die Stadt rechts und links bebaut ist und der Bahndamm erhöht liegt.
So ähnlich wie hier an der Strecke Erfurt-Leipzig könnte auch der Überholbahnhof in Heidenau aussehen - mit dem Unterschied, dass die Stadt rechts und links bebaut ist und der Bahndamm erhöht liegt. © Foto: Deutsche Bahn

Heidenau und die Bahn: Das ist eine jahrhundertelange Geschichte. Die Bahngleise durchschneiden die Stadt so wie die Staatsstraße. Daran wird sich nichts ändern. Oder doch: Es könnte noch extremer werden. 

Die Trasse der neuen Bahnstrecke zwischen Dresden und Prag zweigt hinter Heidenau von der bestehenden Bahnstrecke ab und führt dann mit einem mindestens 25 Kilometer langen Tunnel durch das Erzgebirge bis nach Tschechien. Dafür werden aktuell sieben Varianten diskutiert. Drei sehen einen Überholbahnhof in Heidenau vor. Damit verbunden sind bis zu acht Gleise, vier mehr als bisher. Die bis zu 740 Meter langen Züge brauchen einen mindestens einen Kilometer langen Bereich vor dem Tunnel. Dort weichen die Güterzüge aus, wenn zum Beispiel ein ICE freie Fahrt braucht.

Ganz egal, welche Variante des neuen Großvorhabens der Bahn für die Strecke zwischen Dresden und Prag gebaut wird; Heidenau ist die wohl am stärksten betroffene Stadt. "Die Belastung für uns wird größer, deshalb müssen wir für eine verträgliche Lösung kämpfen", sagt Bürgermeister Jürgen Opitz (CDU).  

Für Heidenau läuft es auf die Frage hinaus: kompletter oder teilweiser Tunnel? Was bedeutet welche Variante für die Stadt? Zwei Aspekte spielen dabei eine besondere Rolle: Die notwendige Fläche und der Lärm.

Die notwendigen Flächen

Beim Volltunnel wird Heidenau zum großen Bahnhof. Dann muss vor dem Tunnel erstens rangiert werden und zweitens braucht es Platz zum Überholen, wenn ein langsamer einem schnellen Zug im Weg steht. Dieser Ausweichplatz befindet sich dann zwischen den Bahnhöfen Nord und Großsedlitz. 

Es ist von bis zu acht Gleisen nebeneinander die Rede, also doppelt so vielen wie derzeit. Davon wären allein vier Brücken und Straßen in der Stadt betroffen.  Wenn die Brücken verbreitert werden, müssen auch die Straßen verändert werden. Weil sonst die Durchfahrtshöhen nicht mehr ausreichen. Für die Bahn ist das Teil ihres Planes, für Heidenau ein massiver Einschnitt in die Struktur der Stadt.

Bei einer offenen Variante fahren die Züge im Prinzip nur durch Heidenau durch. Das bedeutet weniger neue Gleise und damit auch weniger Platzbedarf.   

Der Lärmschutz

Ohne Lärmschutz geht es nicht, das ist klar. Je mehr Gleise, umso mehr Züge und umso mehr Schallschutz wird erforderlich. Bei der offenen Variante reichen zwar noch Schallschutzwände, aber auch sie werden entsprechend hoch sein. 

Bei insgesamt bis zu acht Gleisen wird von einer Überbauung geredet, also einer Art Tunnel, in dem Züge und Gleise dann verschwinden. Da der Bahndamm in Heidenau ohnehin schon weitgehend erhöht  liegt, wird diese Abdeckung dann weithin sichtbar sein. In ihrer ganzen Breite und Höhe, denn immerhin müssen unter dem Dach die eben bis zu acht Gleise nebeneinander Platz haben. 

Die nächsten Schritte

Die derzeitige Phase der Planung heißt Raumordnungsverfahren. Es geht um Korridore für die Strecke, also noch keine ganz konkreten Strecken. Der nächste Schritt ist dann die Auswahl von zwei Varianten, die im Planfeststellungsverfahren konkret geplant werden.  Das ist eine Besonderheit des Verfahrens. Üblicherweise wird dann nur noch eine Variante eines Verfahrens weiter geplant. Dies für zwei zu tun, treibt natürlich die Planungskosten in die Höhe.

Heidenau wird im Stadtrat am 27. Februar seine Stellungnahme abgeben. Die wird ein Votum für die Teiltunnel-Varianten beinhalten. Eine rechtlich bindende Rolle spielt so eine Stellungnahme nicht. Sie ist für die Bahn lediglich ein Instrument zur Meinungsfindung. Pirna hat seine Meinung schon gesagt: Hier will der Stadtrat den Volltunnel und damit das Gegenteil von dem, was Heidenau will.

Wann gebaut wird, steht noch nicht fest, vor 2025 passiert wohl nichts. 

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