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Heiße Infos an Autoschieber 

Eine Justizmitarbeiterin aus Usti soll Informationen an Kriminelle verkauft haben. Das betraf auch Polizeieinsätze.

Von Christoph Springer
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Autos im Steinbruch bei Usti. Der Fall beschäftigt bis heute die Justiz.
Autos im Steinbruch bei Usti. Der Fall beschäftigt bis heute die Justiz. © Foto: SZ/LKA

Monika D. fällt nicht auf. Sie hat die dunklen Haare zum Pferdeschwanz gebunden, trägt eine weiße Bluse und eine dunkle Hose und ihre Mine verändert sich auch in fast fünf Stunden Gerichtsverhandlung nicht. 20.000 Kronen hat die Mitarbeiterin aus dem Bezirksgericht Usti nad Labem pro Monat verdient. Das sind weniger als 1.000 Euro. Vor zwei Jahren nutzte sie die Chance, ihr Einkommen kräftig aufzubessern, ist die Staatsanwaltschaft überzeugt. Sie wirft der 48-Jährigen vor, heiße Infos von Polizei und Justiz direkt an eine Autoschieberbande verkauft zu haben. Es ging unter anderem um geplante Durchsuchungen, Die Autodiebe bekamen so Zeit, Beweisstücke zu beseitigen oder zu verstecken. Zum Beispiel eine ganze Pkw-Ladung Steuergeräte, die die Kriminellen aus gestohlenen Fahrzeugen ausgebaut hatten.

Der Prozess gegen die Bande endete vor etwa zwei Jahren mit einem Gefängnisurteil für Jan H. Der Kopf der Bande wurde vom Landgericht Dresden zu zehneinhalb Jahren Haft verurteilt. Seine Ehefrau Lenka führte die Geschäfte weiter und hatte mehrfach Kontakt zu der Gerichtsmitarbeiterin aus Usti. Das belegen unter anderem Telefongespräche, die die tschechische Polizei mitgeschnitten hat. Mehrfach soll Monika D. den Kriminellen Infos angeboten haben. Gegen 5.000 Kronen für einen Blick auf ein Dokument, 20.000 Kronen für eine Abschrift und 60.000 Kronen inklusive Vernichtung belastender Akten. Wenigstens zwei Mal soll sie auch kassiert haben, insgesamt 25.000 Kronen. Woher sie die Infos bekommen hat, ist offen. Eine Quelle könnte das Datensystem des Bezirksgerichts Usti sein.