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Kanincheneulen ziehen in den Tierpark ein

In Weißwasser wird das Alpakagehege begehbar. Der Emu-Hahn sitzt auf fünf Eiern. Und bei den Zwergziegen fing 2020 mit einem Babyboom an.

Von Constanze Knappe
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Matthias Biele schneidet Balken für die Voliere zu.
Matthias Biele schneidet Balken für die Voliere zu. © Joachim Rehle

Mit 39.065 Besuchern hat der Tierpark Weißwasser im vorigen Jahr gewissermaßen den nächsten Tausender geknackt. Zwar ist das kein Besucherrekord, aber rekordverdächtig allemal. Denn einzig im Jubiläumsjahr 2016 wurden mit 40.500 noch mehr Gäste gezählt, so Tierparkleiter Gert Emmrich.

Um das Interesse der Besucher wachzu halten, soll auch in diesem Jahr im Zoo wieder so einiges passieren. Vor allem im Alpakagehege. Da sind die Bauarbeiten inzwischen in vollem Gange. Das Wetter macht’s möglich. Das bisherige Gehege der Alpakas und das benachbarte der Zebrastute, die 2018 aus Altersgründen verstarb, wird zusammengelegt, begehbar und – die Heimstatt für eine neue Tierart. Kanincheneulen. Die Arbeiten werden zum größten Teil von Handwerkern der Einrichtung selbst ausgeführt. So sei es einfacher, eigene Ideen umzusetzen, sagt Gert Emmrich.

Derzeit entsteht im Alpakagehege eine Voliere für die Kanincheneulen. Diese Tiere leben bevorzugt in den Steppen Südamerikas und passen damit geografisch bestens zu den Alpakas. Obendrein sind sie recht drollig anzuschauen. Die Eulen aus der Gattung der Steinkäuze sehen auch aus wie diese, leben aber auf dem Boden und sind deshalb langbeiniger als andere Eulenarten. Und das Kuriose: Ihre Eier legen sie in Bodenhöhlen, die andere Säugetiere oder sie selbst gegraben haben. Zum Beispiel in einen für Kaninchen typischen Bau, was den Eulen ihren Namen einbrachte. In der freien Natur können diese Höhlen bis zu einem Meter tief sein. „Dafür müssen wir uns noch etwas einfallen lassen“, sagt Gert Emmrich. Denn Nachwuchs ist erwünscht. Deshalb soll auch ein Pärchen einziehen. Eine Kanincheneule habe er das erste Mal in Pilsen gesehen, wo eine große Auffangstation für Eulen betrieben wird. Womöglich zieht eins der Tiere von dort nach Weißwasser um.

Der Umgestaltung des Alpakageheges kommen jetzt 1.000 Euro der Volksbank Raiffeisenbank Niederschlesien eG zugute. Zweimal pro Jahr veranstaltet das regionale Geldinstitut eine Abstimmung im Internet darüber, an welche Vereine Spenden verteilt werden sollen. Insgesamt 2.500 Euro wurden dafür ausgeschüttet. Am Anfang entfielen auf den Tierpark in Weißwasser gerade mal fünf Stimmen. Doch nachdem Gert Emmrich bei Facebook auf die Aktion aufmerksam gemacht hatte, änderte sich das schlagartig. Bis zum fünften Tag vor Schluss lag die Tierparkgesellschaft mit einem anderen Verein gleichauf. Diesen konnte man am Ende sogar um mehrere hundert Stimmen übertrumpfen. Die Freude ist dem Tierparkleiter noch immer anzumerken – über die Spende an sich und ebenso über die Unterstützung der Facebook-Gemeinde.

Die Tierparkgesellschaft Weißwasser war einziger Verein aus dem Nordkreis – und deshalb auch bei Kundenberaterin Ricarda Jäger aus der Filiale Weißwasser die Freude groß, „dass das Geld hier gelandet ist“. Im vorigen Jahr kam der Katzenverein Weißwasser in den Genuss. Zuletzt war Ricarda Jäger vor zwei Jahren mit ihrem Patenkind hier im Tierpark. Bei ihr wie auch bei Azubine Linda Mächtig ist nun jedenfalls die Neugier geweckt.

Ricarda Jäger (Mi.) aus der Filiale Weißwasser und Auszubildende Linda Mächtig übergeben Gert Emmrich den Scheck.
Ricarda Jäger (Mi.) aus der Filiale Weißwasser und Auszubildende Linda Mächtig übergeben Gert Emmrich den Scheck. © Joachim Rehle

Mit dem Einzug der Kanincheneulen setzt der Tierpark Weißwasser seine Eulen-Konzeption fort. In diesem Jahr soll die neue Anlage für die Alpakas mit dem Zaun ringsherum, der Voliere für die Kaninchen-eulen, einem Besucherweg und zwei Schleusen fertig werden. Nicht vorhersehbares Problem dabei: Seit etwa einem halben Jahr hat der Tierpark Weißwasser zwei Emus. Und die sind in der vorigen Woche Eltern geworden. „Der Hahn sitzt auf fünf Eiern“, berichtet Gert Emmrich. Ob die befruchtet sind, das sei aber noch nicht klar. Das werde man erst nach acht Wochen, also Ende März, wissen. Wenn Junge schlüpfen, dann ziehen die beiden großen Emus samt Nachwuchs ins Känguru-Gehege um. Weil dieses auch begehbar ist, werde eine Absperrung angebracht. „Der Hahn wird aggressiv, wenn er meint, seine Jungen beschützen zu müssen“, so Gert Emmrich.

Apropos Jungtiere. Über den Jahreswechsel bekamen die Zwergziegen Nachwuchs. Gleich vier Zwillingspärchen gingen in die Statistik des Zoos ein.

Mit großer Betroffenheit hat man hier im Tierpark Weißwasser die Geschehnisse im Zoo in Krefeld aufgenommen. „Es ist besonders tragisch, dass bei der offenbaren Verkettung unglücklicher Umstände derart viele Affen zu Tode kamen“, erklärt Gert Emmrich, der auch Präsident der Deutschen Tierpark-Gesellschaft (DTG) ist, die über 100 Tierparks und Zoologische Gärten vereint. Zwar gebe es im Tierpark in Weißwasser nicht so große Häuser, aber brennen könne es auch hier. „Vor Feuer ist man nie gefeit“, so der Tierparkleiter. Wenn in einem heißen und trockenen Sommer, wie es ihn in den vergangenen beiden Jahren gab, die Wiese brennt, etwa durch eine achtlos weggeworfene Zigarette, „dann kann es ganz schnell den ganzen Tierpark erwischen“. Zum Glück stünden in dem Gelände relativ wenig Nadelgehölze, würden für Neupflanzungen stets Laubbäume ausgewählt. Nach Aussage von Gert Emmrich stimme man sich in Abständen mit der Feuerwehr ab. Das passiere auf kurzem Wege. In Weißwasser kennt man sich halt.

Die Trockenheit der vergangenen Jahre sei im Tierpark deutlich spürbar. Noch gebe es keine Verluste an Bäumen, aber der Wasserstand im großen Teich beträgt nur noch 1,60 Meter unter normal. Und der Ententeich sieht nicht viel besser aus.

Tierpark Weißwasser: Geöffnet ist täglich 9 bis 16 Uhr, Teichstraße 56. 1 03576 208366.

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