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Muskauer Schloss zeigt Sensationsfund

Ab Juni sind lange verschollen geglaubte Aquarelle vom Muskauer Park zu sehen. Beim Fund half der Zufall.

Von Sabine Larbig
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Auch dieses Bild mit dem Titel „Blick aus dem Südflügel des Schlosses auf die Schlossrampe mit den Löwen“ von Carl Graeb wird in Bad Muskau gezeigt.
Auch dieses Bild mit dem Titel „Blick aus dem Südflügel des Schlosses auf die Schlossrampe mit den Löwen“ von Carl Graeb wird in Bad Muskau gezeigt. ©  privat

Nur noch wenige Tage, dann wird im Muskauer Schloss die erste Sonderausstellung der Saison eröffnet. Diese erste Sonderausstellung 2020 wird „Die zarte Leichtigkeit der Farben – Wiederentdeckte Muskauer Aquarelle des Landschaftsmalers Carl Graeb 1855-1859“ sein. Dass die Ausstellung wie geplant vom 20. Juni bis 1. November gezeigt werden kann, freut Parkdirektor Cord Panning ganz besonders.

„Die Ausstellung mit Aquarellen von Carl Graeb ist ein echter Knaller. Er hat für meine Begriffe die schönste Gemäldeserie über den Muskauer Park gemacht. Seine Werke sind so unglaublich präzise, dass man beim Betrachten der Bilder glaubt, Fotos vor sich zu haben“, schwärmt Panning, der zur Vernissage am 19. Juni sogar den sächsischen Ministerpräsidenten Michael Kretschmer sowie Fürstin zu Wied und den Kunsthistoriker und Kustos für niederländische und deutsche Malerei der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, Gerd Bartoschek, in Bad Muskau begrüßen kann. Denn nicht nur die Bilder sind ein Knaller – auch die Geschichte ihrer Wiederentdeckung.

74 Exemplare, die verschollen waren

Es war vor zwei Jahren, als die Fürst-Pückler-Stiftung die einstige Sonderausstellung „Als Muskau königlich war“ vorbereitete. Während der Recherchen zu der dem Wirken des Prinzen Friedrich der Niederlande gewidmeten Ausstellung erhielt die Stiftung im Frühjahr 2018, auf der Suche nach möglichen Exponaten, den Hinweis auf die Existenz von zwei mit „Muskau“ beschrifteten Mappen. „Die nachfolgende Inaugenscheinnahme der beiden Schuber brachte wahrhaftig die Erkenntnis, dass sich darin 74 Aquarelle des Muskauer Parks, signiert von Carl Graeb, befanden“, erinnert sich Parkdirektor Cord Panning.

Die Beauftragung Carl Graebs, des populären Berliner Architektur-, Theater-, Dekorations- und Landschaftsmalers, mit einer Muskauer Bildserie war bis dato lediglich durch einen erhaltenen Brief des Prinzen Friedrich an dessen Cousin, den preußischen König Friedrich Wilhelm IV., bekannt. Über die Anzahl der entstandenen Arbeiten und den Verbleib der Werke existierten keinerlei Kenntnisse. Kurzum: Sie galten als verschollen. Umso sensationeller, nicht nur für Panning und seine Mitarbeiter, war die Wiederentdeckung der Muskauer Aquarelle. Schnell erweckte der Sensationsfund daher auch in Kunst- und Historikerkreisen große Beachtung. Denn abgesehen von ihrer Brillanz stellen die Bilder zugleich einen Meilenstein für die Muskauer Parkforschung dar. Kein Wunder, dass sich zur Eröffnung ihrer Ausstellung Politprominenz, Adel und Wissenschaftler in Bad Muskau einfinden werden.

Und noch etwas ist an den Gemälden mit Muskauer Ansichten sensationell: ihr geschichtlicher Wert. Der begründet sich in der Einmaligkeit des gesamten Zyklus, der den Muskauer Park fast flächendeckend dokumentiert, sowie das Schloss mit ausgewählten Innenansichten und darüber hinaus auch einige Hüttenwerke der Muskauer Standesherrschaft zeigt. Die Park- und Schlossmotive lassen sich somit zu einem spannungsvollen Rundgang durch den Landschaftspark aneinanderreihen. „Eine derart historisch-künstlerische Dokumentation wie Graebs Muskau-Serie existiert für keinen anderen Landschaftsgarten des frühen 19. Jahrhunderts“, weiß Cord Panning. Mehr noch: Durch die Entstehung über etwa fünf Jahre dokumentieren die Aquarelle auf Grund der teils mehrfachen Darstellung einzelner Bauwerke sogar einige durch den Prinzen Friedrich initiierte Veränderungen im Muskauer Park.

Corona-Virus und die Stiftung

Trotz der Freude über die nun mögliche Ausstellung gibt es auch Schattenseiten in Bad Muskau. Denn der Park in seiner Gesamtheit blieb nicht von Covid-19 und seinen Folgen verschont. Gerechnet wird mit immensen wirtschaftlichen Verlusten. Wie hoch sie sind, kann noch nicht beziffert werden. Schließlich blieben nicht nur Einnahmen durch den Ausfall von Schlossbesuchern, Parkführungen, Festen, Veranstaltungen oder Hochzeiten aus. Auch mit steigenden Preisen bei geplanten Sanierungsvorhaben im binationalen Welterbepark wie Alter Brauerei oder historischen Bauten im Badepark ist zu rechnen. Erschwerend hinzu kommen ausgebliebene Materiallieferungen. „Es wird Verzögerungen und Verteuerungen für unsere Projekte durch Corona geben. Das ist klar“, schätzt Cord Panning, Geschäftsführer der Fürst-Pückler-Stiftung Bad Muskau, ein. Über die konkreten Auswirkungen und Folgen wird der Stiftungsrat in seiner Sitzung am Donnerstag dieser Woche beraten.

Neue Publikationen vorbereitet

Doch Corona brachte der Stiftung auch Positives: So profitierten durch die Zwangspause nicht nur Gärtnerei und Parkpflege, sondern auch die wissenschaftliche Arbeit. „Wir haben vier unterschiedliche Archive und zahlreiche Aufgaben im Sektor wissenschaftlicher Forschungen sowie Publikationen. Die erfordern intensive Tätigkeit, die in der Regel nicht im Alltagsbetrieb möglich sind“, so Cord Panning. Die Zeit der Einschränkungen durch Covid-19 sei deshalb von den 15 Verwaltungsmitarbeitern der Stiftung für solche Arbeiten genutzt worden. „Da wir keine wissenschaftliche Abteilung haben und bei uns jeder alles macht, waren einige Mitarbeiter in den Archiven eingesetzt. Andere konnten die Zeit im Homeoffice für intensive, monothematische interne und externe Forschungsarbeit nutzen.“ Vorbereitet werden konnten laut Panning auf diese Weise neue Publikationen zur Familie von Arnim sowie zu „Pückler im Heiligen Land“.

Intensiv gearbeitet wurde ebenfalls an neuen Terminen für ausgefallene Sonderausstellungen. Die Ausstellung „Blütezeit – Foto- und Papierarbeiten von Maria Maier aus Regensburg“, die ursprünglich vom 4. April bis 14. Juni im Neuen Schloss gezeigt werden sollte – und für die alle Ausstellungsstücke schon in Bad Muskau waren – wurde auf März bis Mai 2021 verlegt. Erarbeitet haben die Stiftungsmitarbeiter ebenfalls Sicherheits- und Hygienekonzepte für inzwischen eröffnete Einrichtungen wie Besucherzentrum und Küchengarten – und die voraussichtlich ab Juni mögliche Erweiterung von Besucherangeboten.

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