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Riesen-Windräder für Hausdorf geplant

Fünf alte Anlagen sollen durch drei neue ersetzt werden. Doch diese sind viel größer. Die Anlieger machen sich nicht nur Sorgen um den Wert ihrer Grundstücke.

Von Maik Brückner
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Noch stehen fünf Windkrafträder oberhalb von Hausdorf. Ein Investor will sie austauschen.
Noch stehen fünf Windkrafträder oberhalb von Hausdorf. Ein Investor will sie austauschen. © Egbert Kamprath

Noch drehen sich fünf Windkrafträder auf den Hügeln zwischen den Glashütter Ortsteilen Hausdorf und Schlottwitz. Das Dresdner Unternehmen VSB Neue Energien möchte die Anlagen gegen drei neue austauschen. Über die Gründe und die Pläne informierte Projektleiter Eric Müller den Stadtrat und die Bürger in Hausdorf auf der jüngsten Stadtratssitzung. Dort gab es aber nur wenig Verständnis dafür.

Die fünf Windräder sind in die Jahre gekommen. Deshalb sollen sie gegen drei, viel leistungsstärkere ausgetauscht werden. Geplant ist ein Windrad mit einer Höhe von 166 Metern. Wenn beim Umlauf einer der Flügel senkrecht nach oben zeigt, sind es sogar 247 Meter. Das sind nur fünf Meter weniger als der Dresdner Fernsehturm. Die zwei anderen Windräder sind etwas kleiner, sollen eine Höhe von 112 Metern haben und mit Rotorblatt nach oben 180 Meter erreichen. Das große Windrad kann eine Leistung von 5.600 Kilowatt liefern.

Laut Müller werden die fünf bestehenden Anlagen komplett zurückgebaut. Die drei neuen werden auf dem Gebiet errichtet, das der Regionale Planungsverband in seinem neugefassten Regionalplan aus Windpotenzialfläche vorgeschlagen hat. Bereits im Oktober habe sein Unternehmen den Antrag zur Genehmigung eingereicht. Diese habe man aber noch nicht erhalten. Denn der neugefasste Regionalplan ist noch nicht in Kraft getreten. Das soll bis Ende Juni geschehen, so Müller. Er rechnet damit, dass sein Unternehmen noch im zweiten Quartal 2020 grünes Licht bekommt. Im dritten Quartal 2022 könnten die  Anlagen errichtet werden, im ersten Quartal 2023 in Betrieb gehen.

Vorkehrungen gegen Eiswurf

Müller versicherte, dass die Standorte der drei Anlagen mit Bedacht ausgewählt wurden. Dabei seien die gängigen Modellrechnungen angewandt worden. Alle Grenzwerte in Bezug auf die Schallausbreitung würden unterschritten. Auch der Eiswurf soll verhindert werden. Dazu kann es kommen, wenn sich bei Temperaturen um den Gefrierpunkt und bei hoher Luftfeuchtigkeit, bei Regen oder Schnee Eis an den Rotorblättern bildet, das beim Drehen in die Landschaft geschleudert wird. Sensoren sollen das verhindern. Diese erfassen die Eisbildung und sorgen dafür, dass das Rotorblatt stehen bleibt beziehungsweise automatisch abgeschaltet wird. 

Die neuen Windräder werden auch mit Signalanlagen ausgestattet. Diese werden aktiv, wenn sich Flugzeuge den Rädern nähern. Außerdem ist eine Infrarotbefeuerung geplant, um die Windräder auch für Nachtsichtgeräte sichtbar zu machen. Viele der Hausdorfer, die zu der Sitzung in das Klubhaus gekommen waren, kritisierten die Pläne. Und sie stellten Fragen.

So sehen die Windkrafträder zwischen Hausdorf und Schlottwitz vom Hausdorfer Feldweg aus  gesehen aus. In der Visualisierung unten wird gezeigt, wie es nach dem Austausch aussehen soll.
So sehen die Windkrafträder zwischen Hausdorf und Schlottwitz vom Hausdorfer Feldweg aus  gesehen aus. In der Visualisierung unten wird gezeigt, wie es nach dem Austausch aussehen soll. © VSB

Wurde bei der Visualisierung getrickst?

Ein Hausdorfer kritisierte, dass die bildliche Darstellung in Müllers Präsentation nicht stimmen könne. Denn dort sehe man kaum Unterschiede im Vergleich zu den bestehenden. Er habe das Gefühl, dass mit dieser Darstellung nur die Gemüter der Anwohner beruhigt werden sollen. Müller erklärte, dass er ein gängiges Computerprogramm verwendet habe. Das werde zudem von den Behörden geprüft. Müller verwies darauf, dass die neuen Anlagen etwas südöstlicher und tiefer als die bestehenden Windräder errichtet werden sollen. Bürgermeister Markus Dreßler (CDU) bat Müller, die Darstellungen zu überprüfen.

Warum werden keine kleineren Anlagen gebaut?

Gleich mehrere Hausdorfer beschwerten sich über die Höhe der Windkrafträder. Die seien ja fast so groß wie der 252 Meter hohe Fernsehturm in Dresden, so einer der Vorwürfe. Warum werden die Anlagen nicht gegen gleichgroße ausgetauscht? Dazu Müller: Die Technik habe sich auch im Windkraftanlagenbau weiter entwickelt. "Es gibt keinen Hersteller, der noch 100 Meter hohe Anlagen anbietet." Zudem erzeugen diese neuen Anlagen viel mehr Strom als die kleineren. Solch eine Investition müsse sich wirtschaftlich auch rechnen, so Müller. 

So sehen die Windkrafträder von Schlottwitz aus gesehen aus. Im unteren Bild wird gezeigt, wie sich die Ansicht nach dem Austausch der Anlagen verändern wird.
So sehen die Windkrafträder von Schlottwitz aus gesehen aus. Im unteren Bild wird gezeigt, wie sich die Ansicht nach dem Austausch der Anlagen verändern wird. © VSB

Wie wirken die Windkrafträder auf die Menschen?

Nicht nur Gasturbinen, Pumpen oder Rüttler erzeugen Infraschall, sondern auch Windkraftanlagen. Dieser ist für das menschliche Ohr nicht zu hören, Menschen spüren ihn, weil er ein Pulsieren oder ein Druckgefühl auf dem Trommelfell und auch auf der Brust verursacht. Er soll auch für Schlaf- und Herzrhythmusstörungen sorgen. "Unsere Gesundheit ist gefährdet", erklärte eine Hausdorferin. Welche Rolle spiele das bei der Betrachtung und Bewertung dieser Investition, wollte sie wissen. Müller bestätigte, dass es dazu auch Studien gebe und man die Forschungsergebnisse im Blick habe. 

Was können Hausbesitzer gegen den Wertverlust tun?

Wer in einer Mietwohnung wohnt, kann umziehen. Doch als Hausbesitzer hat man nur Pech, wenn man unweit solcher Anlagen wohnt, sagte ein Hausdorfer. Wer komme für den Wertverlust der Immobilie auf, der absehbar ist, fragte er. Eine befriedigende Antwort bekam er nicht. Der Dittersdorfer Stadtrat Bernd Grahl (CDU) riet den Hausdorfern, eine Bürgerinitiative zu gründen. In seinem Heimatdorf habe man das schon sehr zeitig getan. Mit verschiedenen Aktionen habe man gegen neue Windkraftanlagen mobil gemacht. Zudem komme es auf die Grundstücksbesitzer der Flächen an. Wenn die sich gegen die Anlagen sperren, können sie nicht gebaut werden, so der Dittersdorfer.

© SZ Grafik

Wie geht es weiter?

Demnächst wird sich die Stadt in einer Stellungnahme dazu äußern können. Andreas Dießler, Stadtrat und zugleich Ortsvorsteher von Hausdorf, rief seine Kollegen auf, die Sorgen der Bürger mit aufzunehmen. "Wir als Stadtrat haben eine Verantwortung", erklärte er. In Hausdorf könne man viel ertragen, doch diese Anlagen sind zu hoch. 

Bürgermeister Dreßler verwies darauf, dass nicht die Stadt die Anlagen genehmigen darf, sondern das Landratsamt. "Dafür gibt es klare Regeln." Die  wurden von Experten erarbeitet. Beim Bau von Windkraftanlagen dürfe es nicht zu einer Überbelastung Einzelner kommen. 

Bei der Diskussion um Windkraft dürfe man aber nicht das Große und Ganze aus dem Blick verlieren, so Dreßler. Gerade die jüngere Generation stelle sich - aus seiner Sicht -berechtigte Fragen, wie der Klimawandel abgemildert werden kann. Ein Mittel sind Investitionen in  erneuerbare Energien.

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