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Warum die Putzfrau-Suche so schwierig ist

Der Bedarf an Haushaltshilfen ist hoch. Allerdings sind sie besonders in Ostsachsen nicht ganz leicht zu finden.

Von Frank-Uwe Michel
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Eine Haushaltshilfe zu finden, ist nicht ganz leicht. Doch es gibt Internetportale, die dabei helfen. Und soziale Einrichtungen, die Putzen sogar als Kassenleistung anbieten.
Eine Haushaltshilfe zu finden, ist nicht ganz leicht. Doch es gibt Internetportale, die dabei helfen. Und soziale Einrichtungen, die Putzen sogar als Kassenleistung anbieten. ©  dpa/Ralf Hirschberger

Vor einem Jahr hätten sie schon einmal versucht, eine Haushaltshilfe zu finden, erzählt eine junge Frau aus Niesky, die mit ihrer Familie vor einiger Zeit zugezogen ist. Allerdings hatten sie damals keinen Erfolg. Erst jetzt sind sie endlich fündig geworden. „Mein Mann hat unseren Wunsch in einer Facebook-Gruppe veröffentlicht. Daraufhin gab es eine Meldung.“ Sie seien sehr froh, dass es nun geklappt habe.

Immerhin scheine es schwierig zu sein, Unterstützung für die Arbeit zu Hause zu finden. Zu machen sind in der Wohnung ganz alltägliche Dinge. „Putzen, wischen, saugen, Betten beziehen, ab und an auch mal auf den Nachwuchs aufpassen“, umschreibt die Nieskyerin das Anforderungsprofil. Längst hat die Familie ihre neue Haushaltshilfe bei der Minijob-Zentrale angemeldet, um das Ganze auf legale Füße zu stellen.

Mandy Turreck bestätigt, dass es gerade in Ostsachsen nicht ganz einfach ist, Unterstützung für die häusliche Arbeit zu finden. Sie ist Chefin des sächsischen Landesverbandes beim DHB Netzwerk Haushalt, dem Berufsverband der Haushaltsführenden, und betreibt im Vogtland ein Unternehmen, das mit mehreren Mitarbeiterinnen hauswirtschaftliche Dienstleistungen anbietet. „Meist sind es Einzelpersonen, die ihre Arbeitskraft zur Verfügung stellen. Die haben mit einer Homepage nicht viel am Hut, sind im Internet deshalb schwer zu finden.“ Eine zentrale Datenbank gebe es in dieser Branche nicht.

Allerdings kann man auch auf diversen Portalen fündig werden, die Suchende und Anbieter zusammenbringen. Eins davon ist www.betreut.de. Man habe sich auf die Fahnen geschrieben, Familien dabei zu helfen, Haushaltshilfen zu finden, aber auch Babysitter, Nachhilfelehrer, Tiersitter und Seniorenbetreuer, heißt es dort. Und tatsächlich: Wer sich durchklickt, bekommt zum Beispiel in Görlitz fünf Angebote. Da ist Mandy, 24 Jahre jung, die sich derzeit zur Erzieherin ausbilden lässt und nebenher schon drei Jahre putzen geht. Oder Jana, 44. Sie sei zuverlässig und gründlich, habe Erfahrung als Haushaltshilfe, sei zuverlässig und pünktlich. Vielleicht ist aber auch Lisa die Richtige. Die 23-Jährige studiert an der Görlitzer Hochschule und will sich ihr Budget durch einen Nebenjob aufbessern. Als Service nennt das Portal gleich noch den für diese Dienste in Görlitz üblichen Durchschnittslohn: 9,85 Euro je Stunde. Laut Mandy Turreck sollte man sich jedoch nicht so billig verkaufen. „10,50 bis 13 Euro kann man schon verlangen“, stellt die Fachfrau klar. Und sie macht auf einen weiteren Umstand aufmerksam: „Auch bei Haushaltshilfen sollte man unbedingt auf Qualität achten.“ Hauswirtschafterin sei ein dreijähriger Ausbildungsberuf. Denn es stimme nicht, dass jeder putzen könne. „Man braucht schon gewisse Kenntnisse – zum Beispiel, welche Oberflächen welches Putzmittel vertragen oder welches Reinigungsverfahren angewendet werden muss.“ Schließlich habe der Job auch mit Vertrauen zu tun. Denn die Familien ließen ja schließlich nicht jeden in ihr Haus.

Haushaltsnahe Dienstleistungen bieten aber auch soziale Einrichtungen wie die Sozialstationen der Diakonie St. Martin an. Barbara Quos, die als Pflegedienstleiterin den Überblick über die Stationen in Rothenburg, Klitten, Nochten, Rietschen und Hähnichen hat, bestätigt, dass es private Nachfragen gibt. Die seien seit 2017 allerdings geringer geworden. „Da wurden die Pflegestufen durch die Pflegegrade ersetzt.“ Wer zuvor waschen, bügeln und putzen aus eigener Tasche bezahlen musste, besitzt nun möglicherweise den Pflegegrad I. „Für die 125 Euro, die nicht bar ausgezahlt werden, sondern als Leistung bezogen werden müssen, kann man sich pflegen lassen, aber auch Hauswirtschaftsdienste in Anspruch nehmen.“ In diesem Fall schicke St. Martin keine Fachkräfte, sondern geschultes, fest angestelltes Personal, das sich auf diesen Bereich spezialisiert habe. Der Bedarf, findet Barbara Quos, sei insgesamt hoch. Konkurrenz durch private Einzelanbieter sieht sie deshalb gelassen.

Nach Erhebungen der Minijob-Zentrale gab es deutschlandweit im März 2019 300 350 Minijobber in Privathaushalten. Davon waren 272 146 Frauen und nur 28 204 Männer. Ausländer machten einen Anteil von 68 754 Personen aus. In Sachsen gab es lediglich  5507 angemeldete Haushaltshilfen.

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