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Was Beachvolleyball mit dem Ski-Weltcup zu tun hat

Auf dem Dresdner Altmarkt wird jetzt Beachvolleyball gespielt. Das sorgt für weniger Aufregung als die Langläufer an der Elbe. Ist Sand der bessere Schnee?

Von Michaela Widder
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Sandiges Vergnügen auf dem Altmarkt. Sebastian Allerup (links) und Friedrich Horn bauen die Spielfelder für die Techniker Beach-Tour.
Sandiges Vergnügen auf dem Altmarkt. Sebastian Allerup (links) und Friedrich Horn bauen die Spielfelder für die Techniker Beach-Tour. © Sven Ellger

Der Altmarkt ist Dresdens ältester Platz – und für die nächsten zwei Wochen auch der größte Sandkasten der Stadt. Mehr als 1.000 Tonnen Sand wurden dafür am Dienstagmorgen in 40 Lkw-Ladungen aus Thüringen angekarrt. Am Freitag beginnt die Techniker-Beach-Tour, die ranghöchste nationale Serie im Beachvolleyball – und Dresden ist zum sechsten Mal Station. Auch die Tribünen für 1.500 Zuschauer wurden schon aufgebaut. 50 Personen wirbeln fast rund um die Uhr bis Donnerstag auf der Anlage. „Wir liegen absolut im Plan, es geht nur noch um die Detailarbeit“, erklärte Helge Rupprich vom lokalen Veranstalter beach&soul.

Es ist übrigens kein gewöhnlicher Sand auf dem Altmarkt, sondern eine durch den Deutschen Volleyball-Verband (DVV) genormte Variante, die extra dafür von einer Firma aus dem Altenburger Land hergestellt wurde. „Die Sandkörner dürfen nicht so rund sein, sonst rutscht man weg“, meint Rupprich. Ähnlich wie der Kunstschnee für den Langlauf-Weltcup im Januar am Elbufer muss also auch der sandige Belag in der richtigen Konsistenz erst hergestellt – und angeliefert werden.

Trotzdem ist die Aufregung um die Beach-Veranstaltung weitaus geringer als beim Ski-Event. Niemand fragt nach der Öko-Bilanz der sechs Lkws, die mehrmals von Thüringen nach Dresden pendeln mussten. Ist Sand etwa der bessere Schnee?

Weil es immer wieder kritische Nachfragen gibt, haben die beiden Langlauf-Veranstalter René Kindermann und Torsten Püschel kürzlich den Stadtratsfraktionen ihre Gesamtbilanz für den Ski-Weltcup übermittelt. Daraus geht hervor, dass – nach eigenen Berechnungen – der Kohlenstoffdioxidausstoß um ein Drittel reduziert werden konnte. Begründet wurde die Bilanz mit weniger Lkw-Fahrten innerhalb Sachsens, um zusätzlich Naturschnee nach Dresden zu holen.

Auf jeden Fall ist den Organisatoren bei ihrem Beachvolleyballfestival die Nachnutzung des Sandes genauso wichtig wie den Weltcup-Machern mit ihrem Kunstschnee. Nach der Profi-Tour am Wochenende finden bis 25. Juni weitere Turniere für Freizeitsportler, Firmenteams und Schüler statt. Während die Schulsportwoche auf Ski nach dem Weltcup gut ankam und es sogar eine Bewerbungsliste gab, könnte die riesige Sandfläche mitten in der Stadt von den Grundschulen laut Veranstalter noch besser genutzt werden. In den vergangenen Jahren lag der Fokus nur auf Beachvolleyball, erstmals gibt es auch Angebote für Beachsoccer und Beachhandball.

Und schon jetzt steht fest, was danach mit dem Sand passiert. Er soll zur Rekultivierung der Strandflächen im Freibad Wostra genutzt werden, also er bleibt für die Dresdner in der Stadt. Als Erstes testen am Freitagnachmittag die Profis den Sand auf dem Altmarkt. Bei dem mit 30 000 Euro dotierten Turnier, dem vierten in dieser Saison, sind vier Teams dabei, die Ende des Monats bei der WM in Hamburg aufschlagen. Olympiasiegerin Laura Ludwig und ihre neue Partnerin Margareta Kozuch fehlen allerdings. Der prominenteste Name in der Meldeliste ist Walkenhorst. Jedoch handelt es sich nicht um Kira, die Rio-Olympiasiegerin und junge Mutter, sondern ihren Bruder Alexander, der zusammen mit Sven Winter ein Duo bildet.

Die Finals der Frauen und Männer finden am Sonntag ab 14.15 Uhr statt. Der Eintritt ist an allen drei Wettkampftagen frei – anders als für die Besucher in der Skiarena, dem Ziel beim Langlauf-Sprint. Im Januar waren aber auch nicht nur deutsche Athleten zu sehen, sondern die Weltelite.

Umso mehr stellt sich die Frage, wie sich Dresden Beach finanziert. Den Gesamtetat wollen die Organisatoren nicht sagen, der größte Teil ist durch Sponsoren gedeckt. Dazu gibt es eine Förderung der Stadt Dresden im unteren fünfstelligen Bereich. Zum Vergleich: Den Ski-Weltcup bezuschusst die Stadt jährlich mit 380.000 Euro. Vom Freistaat kamen noch mal 300.000 Euro Fördermittel. Der Etat beträgt dort 1,2 Millionen Euro und dürfte damit deutlich über dem beim Dresden Beach liegen.

Was beide Veranstaltungen eint: Sie sollen ihren Sport mitten in die Stadt bringen – zu den Menschen.