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Wie der Wolf nach Dresden kommt

Viele Sichtungen werden aus der Heide gemeldet. Doch auch in anderen Stadtteilen tauchen die Tiere plötzlich auf. 

Von Julia Vollmer
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Die Wölfe sind nicht nur in der Königsbrücker Heide unterwegs, sondern nähern sich auch immer wieder dem Stadtgebiet.
Die Wölfe sind nicht nur in der Königsbrücker Heide unterwegs, sondern nähern sich auch immer wieder dem Stadtgebiet. ©  dpa

Bisher schlichen sie meist um Dresden herum, doch jetzt erobern sie die Stadt. Für das Jahr 2019 gibt es aus Dresden bisher 47 Hinweise zu Wölfen. Das bestätigt Karin Bernhardt aus dem Landesamt für Umwelt und Landwirtschaft. In sieben Fällen konnte der Wolf durch Fotobelege beziehungsweise durch einen Totfund bestätigt werden. Ronny Schubert vom Sachsenforst spricht von 13 bestätigten Meldungen und acht bestätigten Wolf-Sichtungen.

Die meisten der Meldungen stammen aus der Dresdner Heide, aber die Tiere wagen sich auch immer näher an den Menschen heran, meist in Langebrück und Weixdorf. Die Fachstelle Wolf weiß von 18 Wolfsrudeln und vier territorialen Wolfspaaren in ganz Sachsen. Die Experten gehen davon aus, dass sich die in der Regel zwischen dem ersten und zweiten Lebensjahr aus dem elterlichen Rudelterritorium abwandernden Jungwölfe, auf der Suche nach eigenem Lebensraum und Geschlechtspartnern, überall in der Region ausbreiten könnten.

Welche Vorfälle gab es bereits in Dresden?

Aus dem Bereich um Dresden sind Angriffe auf Schafe bekannt, die mit hoher Sicherheit von Wölfen ausgingen. Das bestätigt das Landesamt. Erst im Juli fand ein Landwirt im Hochland eines seiner Schafe tot, Jäger vermuteten, dass es einem Wolf zum Opfer fiel. Es wies Bissspuren auf. Zwischenfälle mit Hunden habe es hier noch nicht gegeben. In Ostsachsen wurden in den letzten Monaten laut Landesamt bisher vier Hunde bei Wolfsangriffen getötet.

Für welche anderen Tiere im Wald und der Stadt sind Wölfe gefährlich?

Der Wolf jagt alle in der Dresdner Heide beheimateten Wildtiere, so Sachsenforst. Also auch Wildschweine und Füchse. Hunde und Katzen könnten auch betroffen sein.

Wölfe gelten laut dem Landesamt als „große Beutegreifer“, die auf die Jagd großer Huftiere spezialisiert sind. In Mitteleuropa ernähren sie sich vor allem von Reh-, Rot- und Schwarzwild. Wölfe jagen die Tiere, die sie am leichtesten erbeuten können. Zwischen, aus menschlicher Sicht, „erlaubten“ und „unerlaubten“ Beutetieren können sie nicht unterscheiden. Unzureichend geschützte Nutztiere wie Schafe und Ziegen sind für sie besonders leichte Beute, machen aber nur etwa ein Prozent der Beute von Wölfen aus, sind also reine Zufallsbeute. Treffen frei laufende Hunde ohne Einwirkung ihres Halters oder eines anderen Menschen auf einen Wolf, kann dieser den Hund als Konkurrenten ansehen und ihn angreifen. Karin Bernhardt aus dem Landesamt für Umwelt und Landwirtschaft empfiehlt daher, Hunde im Wolfsgebiet angeleint zu lassen.

Werden Tierhalter beim Schutz ihrer Weidetiere unterstützt?

Schadensersatz hat noch kein Landwirt bei der Stadt eingefordert, das antwortet Ordnungsbürgermeister Detlef Sittel (CDU) auf eine Anfrage von SPD-Stadträtin Kristin Sturm. Die Stadt Dresden unterstützt Tierhalter nicht beim Schutz der Weiden. Diese könnten aber die vom Freistaat Sachsen angebotene Förderung für den Herdenschutz in Anspruch nehmen. Der Fördersatz betrage momentan 100 Prozent, so Sittel.

Sind die Tiere für Menschen gefährlich?

Der Mensch zählt nicht zur natürlichen Beute von Wölfen, Vorsicht ist dennoch geboten. Wölfe verhalten sich dem Menschen gegenüber von Natur aus vorsichtig, nutzen aber deren Wege und Straßen. In der Regel weichen Wölfe sich nähernden Menschen aus, noch ehe wir sie bemerkt haben, so das Landesamt. Bei einem zufälligen Aufeinandertreffen von Wolf und Mensch sollte der Mensch sich deutlich bemerkbar machen. Wölfe würden sich dann in aller Regel ruhig zurückziehen.

Wo können die Dresdner Hilfe bekommen?

Die Stadt veranstaltet regelmäßig Infoveranstaltungen und das Umweltamt bietet einen Informationsservice an. Mit dem Inkrafttreten der sächsischen Wolfsmanagementverordnung und der Etablierung der „Fachstelle Wolf“ als neuer Außenstelle des Landesamts für Umwelt gibt es Ansprechpartner für Tierhalter aus Dresden, aber auch für die Anwohner, die rund um die Heide wohnen.