Hand aufs Herz. Allen voran schreitet Georg kerzengerade übers Parkett. Hinter ihm 14 weitere junge Tänzer. Auf den Takt genau passt der Kniefall, die Rechte legt sich auf den linken Brustkorb – Verbeugung vor dem Publikum des Dresdner Opernballes in St. Petersburg. Immer und immer wieder haben die Debütantenpaare ihre Choreografie geübt. Inzwischen sind die jungen Leute in der russischen Metropole angekommen und haben vor Ort die ersten Proben absolviert. Hier wird am Sonnabend der Ball nach Dresdner Vorbild Premiere haben. Für den ersten Eindruck gibt es keine zweite Chance, sagt man.
Deshalb hatte Tanzlehrerin Sabine Lax zuvor das Training zwar mit Strenge, doch auch voller Humor geleitet. Reichlich Erfahrung mit großen Formationen sammelt sie, seit es den Dresdner Semperopernball gibt. Von Anfang an erarbeitet sie gemeinsam mit ihrem Mann Tassilo immer wieder neue Choreografien für den Tanz der Debütanten und studiert ihn jedes Jahr mit rund 100 Paaren an nur drei Probentagen ein.
„Nicht wie alte Männer zu Boden gehen!“, warnte sie beim jüngsten Training für den St. Petersburger Ball und ließ doch jedem Paar seine tänzerische Handschrift: „Es muss nicht alles wie geklont aussehen.“ Die Choreografie konnte die ehemalige Profitänzerin und Weltmeisterin nur auf Distanz vorbereiten. „Wir hatten als Orientierung lediglich die Bühnenmaße und Fotos vom Michailowski-Theater in St. Petersburg“, erzählt sie. Dort werden die 15 sächsischen Debütantenpaare als Abgesandte der Partnerstadt Dresden ihr Russland-Debüt erleben. Alle haben beim diesjährigen Semperopernball debütiert und vertreten das lange etablierte Ereignis nun auf dem rund 1500 Kilometer entfernten Ball.
Unter ihnen ist auch Fabien Lax, Tochter des Tanzlehrerpaares, mit ihrem Tanzpartner Alex Krüger. Die Teenager starten gerade sehr erfolgreich in den Wettkampfsport und haben bei internationalen Turnieren schon Gold geholt. Beim Ball sind sie mit einem kleinen Solo zu erleben. Tanzen werden die Paare nach einem rund fünfminütigen Ausschnitt des Dresden-Walzers von Anton Lubchenko. Der russische Pianist und Komponist hatte ihn einst für den Semperopernball komponiert.
Doch nicht nur deutsche Tanzpaare gehören zum Ballprogramm. Die Dresdner Tanzlehrer Sabine und Tassilo Lax bereiten auch den Tanz der 50 russischen Kadettenschüler und ihrer Tanzpartnerinnen von der Petersburger Theaterakademie vor. Sie werden im zweiten Teil des Ballprogrammes im Rahmen der festlichen Balleröffnung in der Philharmonic Hall auftreten. Auch für sie hat das Tanzlehrerpaar die Choreografie erarbeitet und studiert sie mit ihnen ein. Dafür sind Sabine und Tassilo Lax bereits am Mittwoch nach St. Petersburg gereist. Dennoch bleibt wenig Trainingszeit. Doch die beiden setzen auf die gute Disziplin der Tänzer. „Von der Stadt werde ich nicht viel sehen“, vermutet Sabine Lax, deren Tage randvoll sind. „Es ist anstrengend und sehr spannend. Wir freuen uns sehr auf die neue Erfahrung.“