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Zeitreise durch den Zwinger

Eine riesige Kuppel ragt fast so hoch wie das historische Kronentor. Was Besucher erleben, wenn sie hineingehen...

Von Peter Hilbert
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In dieser Filmkuppel wird ab 29. Juni eine audiovisuelle Schau gezeigt. Auf einer großen Leinwand ist dann die Vorführung des Reiterballetts zur Jahrhunderthochzeit 1719 zu sehen.
In dieser Filmkuppel wird ab 29. Juni eine audiovisuelle Schau gezeigt. Auf einer großen Leinwand ist dann die Vorführung des Reiterballetts zur Jahrhunderthochzeit 1719 zu sehen. © Christian Juppe

Im Zwingerhof ist in den vergangenen Tagen ein gewaltiges Zelt aufgebaut worden, das die Form eines Doms hat. Warum es jetzt dort steht, erklärte Geschäftsführer Christian Striefler von Schlösserland Sachsen am Mittwoch bei einem Vor-Ort-Termin. Ab 29. Juni werden Besucher eine virtuelle Zeitreise erleben können. Denn 2019 jährt sich das Jubiläum der Einweihung zum 300. Mal. Anlass war damals die Hochzeit des Kurprinzen Friedrich August mit der habsburgischen Kaisertochter Maria Josepha im September 1719, die sich über Wochen hinzog.

„Seit etwa zehn Jahren beschäftigen wir uns mit dem Forschungsprojekt „Die Jahrhunderthochzeit 1719“, sagte Striefler. Denn im Zwinger gebe es war viele spezielle Ausstellungen, wie den Mathematisch-Physikalischen Salon oder die Porzellansammlung, aber eben keine über die Entwicklung des Zwingers. Dabei ist er das bekannteste und mit bis zu fünf Millionen Gästen jährlich meistbesuchte Bauwerk Sachsens. Kurfürst August der Starke habe den Zwinger errichten lassen, um mit dem französischen Schloss Versailles und der Wiener Hofburg konkurrieren zu können.

Jetzt bekommt der Zwinger eine eigene, ganz besondere Präsentation. Auf einer vier Meter hohen und 30 Meter breiten Leinwand können Besucher in der Filmkuppel unter dem Titel „Zwinger Xperience – Die Jahrhunderthochzeit 1719“ eine kurzweilige audiovisuelle 270-Grad-Projektion sehen. Sie dauert acht Minuten.

Gezeigt werden Szenen vom Jupiterfest, des größten von insgesamt sieben Planetenfesten im Zuge der Jahrhunderthochzeit. Zu sehen sein wird eine nachempfundene Vorführung des Reiterballetts mit 64 Pferden, wie sie vor 300 Jahren die Gäste von Kurfürst August dem Starken erlebt hatten. Die Präsentation wird bis Juni 2020 täglich von 10 bis 18 Uhr im 15-Minuten-Rhythmus gezeigt. Erwachsene zahlen dafür drei Euro.

Diese Bogengalerie war direkt nach dem Bau 1711 das Winterquartier für Orangenbäume. Jetzt wird sie für die neue Zwinger-Ausstellung ausgebaut.
Diese Bogengalerie war direkt nach dem Bau 1711 das Winterquartier für Orangenbäume. Jetzt wird sie für die neue Zwinger-Ausstellung ausgebaut. © Christian Juppe

Die Filmkuppel ist allerdings nur eine Übergangslösung. Denn die audiovisuelle Präsentation soll in deutlich größerem Umfang ab September 2020 in der Bogengalerie L zwischen dem Französischen und dem Wallpavillon gezeigt werden. In der Erlebnisausstellung werden Etappen der Entwicklung des Zwingers dargestellt, die dort als Sphären bezeichnet werden. In diesen fünf Welten erleben die Besucher, wie die Festung und später der Zwinger entstand, barocke Feste, die Orangerie mit den Zwingergärten und viele andere Ereignisse bis hin zu einer virtuellen Stadttour in der Gegenwart. „Der Besucher soll das Gefühl haben, mit dabei zu sein“, erläuterte Kurator Dirk Welich von Schlösserland Sachsen.

Ulf Nickol, Chef der zuständigen Dresdner Niederlassung des Staatsbetriebes Immobilien und Baumanagement, zeigte sich optimistisch, dass der Ausstellungsbereich im September 2020 fertig ausgebaut ist. Ins Erdgeschoss des Französischen Pavillons kommen das Foyer und ein Café. In den Verbindungsgang zur Sempergalerie wird ein behindertengerechter Aufzug eingebaut.

Restauriert wird derzeit der Eingangsbereich des Französischen Pavillons. Ins Erdgeschoss kommen das Foyer der Ausstellung und ein Café. Geplant ist auch ein Aufzug.
Restauriert wird derzeit der Eingangsbereich des Französischen Pavillons. Ins Erdgeschoss kommen das Foyer der Ausstellung und ein Café. Geplant ist auch ein Aufzug. © Christian Juppe

Die Bogengalerie L im Zwinger hatte August der Starke ab 1711 für einen ganz anderen Zweck bauen lassen. Sie wurde als Winterquartier für die Orangen-, Pomeranzen-, Feigen- und Granatapfelbäume errichtet. In den vergangenen Jahren waren dort verschiedene Ausstellungen untergebracht. Seit vergangenem Jahr wird die Bogengalerie für die dauerhafte Schau „Zwinger Xperience“ ausgebaut. Derzeit arbeiten Handwerker vor allem im Keller, wo Ver- und Entsorgungsleitungen installiert werden, und am Zugangsbereich zum Französischen Pavillon. Außerdem müssen Be- und Entlüftungsanlagen eingebaut werden, um auch die Wärme der Projektionstechnik abführen zu können, nennt Nickol eine weitere Aufgabe. Zudem erneuern Bauleute die Fenster.

Seit 1991 hat der Freistaat bereits 176 Millionen Euro für die Restaurierung des Zwingers investiert, erklärte Finanzminister Matthias Haß (CDU) bei dem Vor-Ort-Termin. Damit sind fast alle Gebäude bis auf den Deutschen Pavillon saniert. Weitere 14 Millionen werden für den Ausbau der Räume für die neue Zwinger-Ausstellung investiert. Geplant ist, ab Herbst 2020 zwei Jahre lang schrittweise den Hof zu sanieren. Die rötliche Schotterdecke soll durch eine besser wasserdurchlässige gelbe Schicht ersetzt werden. Zudem sind die asphaltierten Hauptwege zwischen Kronentor und Sempergalerie sowie Glockenspiel- und Wallpavillon dem großen Besucheransturm nicht mehr gewachsen. Deshalb ist geplant, dass diese Hauptwege einen stabilen Sandsteinbelag bekommen.