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Zirkusleute wollen Danke sagen

Seit Monaten spenden Firmen und Privatleute aus dem gesamten Landkreis Meißen Futter an den Zirkus Aeros. Der lädt nun zu einer öffentlichen Probe ein.

Von Stefan Lehmann
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Marvin Schmidt spielt normalerweise den Clown im Zirkus Aeros, außerdem sorgt er für Musik.
Marvin Schmidt spielt normalerweise den Clown im Zirkus Aeros, außerdem sorgt er für Musik. © Lutz Weidler

Röderau. Als Marvin Schmidt um die Ecke biegt, kann sich der Zirkusdirektor den kleinen Scherz nicht verkneifen. "Das ist unser Clown, der hat richtig Muskeln zugelegt, weil er nichts anderes mehr zu tun hat", sagt Bernhard Schmidt. Den Humor lässt er sich nicht verderben, auch wenn der Spruch einen ernsten Kern hat.  

Seit Januar ist der Zirkus Aeros wegen der Corona-Pandemie nicht mehr aufgetreten. Gerade erst habe er wieder mit einer Kommune telefoniert, erzählt Schmidt. "Die Städte können nicht Ja oder Nein sagen." Die 20 Zirkusleute hängen in der Luft. Er könnte jetzt Artisten buchen, sagt Schmidt. "Aber für wann?" Das Zelt liegt weiterhin gut verpackt auf einem der Lkw-Anhänger. Bald steht dafür der Tüv an. "Allein das Zelt kostet dann 3.000 Euro", erklärt Bernhard Schmidt. Dazu kommt die Wartung des großen Fuhrparks. Das Amt unterstütze bei solchen Zusatzkosten nicht. Zum Glück dürfe er wenigstens noch auf dem Gelände in Röderau kampieren, das habe ihm der Eigentümer zugesichert. 

Futter für zwei Monate gespendet

Dass ihm das Lachen angesichts des Veranstaltungsverbots noch nicht vergangen ist, liegt nicht zuletzt an der Spendenbereitschaft in der Region. Mehrmals hatte Schmidt dazu aufgerufen, Futter für die 30 Tiere zu spenden, die der Zirkus sein Eigen nennt. Und die Spenden kamen. Brot und Obst gab es, Heu ebenso. Manche Händler brachten sogar etwas zu Essen für die Zirkusleute vorbei. Die Spender kamen nicht nur aus Röderau und Umgebung; selbst aus Großenhain und Meißen gab es Futter. "Die jetzigen Vorräte reichen mindestens zwei Monate."

Brot, Kraftfutter und Heu: In den vergangenen Wochen sei viel Futter gespendet worden, sagt Zirkusdirektor Bernhard Schmidt.
Brot, Kraftfutter und Heu: In den vergangenen Wochen sei viel Futter gespendet worden, sagt Zirkusdirektor Bernhard Schmidt. © Lutz Weidler

Für Bernhard Schmidt ist die Solidarität Grund genug, sich zu bedanken. Eine Zirkusvorstellung mag nicht möglich sein. Am kommenden Wochenende, 23. und 24. Mai, soll aber zumindest eine öffentliche Probe stattfinden. "Die ist im Freien, da lässt sich der Sicherheitsabstand auch einhalten." Von 14 bis 16 Uhr sollen die Besucher sich artistische Vorstellungen ansehen, Ponys reiten und andere Tiere streicheln können, so der Plan. Auch für Musik wollen die Zirkusleute sorgen. Der Eintritt ist frei, über weitere Futterspenden wie altes Brot oder Obst würde sich der Zirkus aber freuen. Auch Geldspenden werden möglich sein. 

Parkplätze sind auf dem Gewerbegrundstück am Rand von Röderau genügend vorhanden. Die Zufahrt zur Glaubitzer Straße 1 ist von der B 169 kommend sowohl über den Abzweig Röderau als auch aus Richtung ARD-Kieswerk möglich. Schilder weisen den Weg. Ganz ohne Einschränkung geht es freilich nicht. "Wir möchten die Besucher bitten, vorher auf Toilette zu gehen", sagt Bernhard Schmidt. Wegen der geltenden Hygienemaßnahmen darf der Zirkus seine Dixi-Klos nicht für Gäste bereitstellen. 

Im schlimmsten Fall müssten Tiere verkauft werden

Mehr als auf Spenden hofft Bernhard Schmidt aber wohl darauf, dass es bald auch mit den Auftritten weitergehen kann. Frühjahr und Herbst sind Hauptsaison, normalerweise muss jetzt das Geld eingespielt werden, um über die Hitzeperiode zu kommen. "Wir hoffen, dass wir die Zeit  überstehen, ohne ein Tier verkaufen zu müssen", sagt er. Die meisten der Kamele, Longhorn-Rinder, Pferde  und anderen Tiere hat der Familienbetrieb selbst gezüchtet. Der Verkauf würde schmerzen. 

Dabei sei das Zelt eigentlich groß genug, um die Sicherheitsabstände einzuhalten und trotzdem 300 Besucher zuzulassen, davon ist Bernhard Schmidt überzeugt. 100 reichen dagegen nicht, um die Unkosten zu decken. Aber selbst gelockerte Regeln hießen ja nicht, "dass uns die Leute wieder die Bude einrennen". Geprobt wird sowieso täglich. Die Tiere wollen bewegt werden, auch die Artisten müssen fit bleiben. Clown und Musiker Marvin Schmidt hält sich dazu noch mit Sport fit. "Was willst du zurzeit auch sonst machen", sagt er. 

Wer dem Zirkus "Aeros" helfen möchte, kann Bernhard Schmidt unter der Telefonnummer 0178 5342513 oder per E-Mail an [email protected] erreichen. Der Zirkus ist auf dem Gelände der ehemaligen Spedition in Röderau zu finden.