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EU und Norwegen: Wasserstoff-Allianz vereinbart

Europa will den Aufbau der Wasserstoff-Industrie fördern. Der Dresdner Elektrolyse-Spezialist Sunfire sieht Sachsen gut aufgestellt, um davon zu profitieren.

Von Nora Miethke
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Ein Offshore-Windrad in der Nordsee. Zur Produktion von grünem Wasserstoff auf hoher See planen die Insel Helgoland und ein Firmenkonsortium in der Nordsee bis 2035 zehn Gigawatt Offshore-Windanlagen.
Ein Offshore-Windrad in der Nordsee. Zur Produktion von grünem Wasserstoff auf hoher See planen die Insel Helgoland und ein Firmenkonsortium in der Nordsee bis 2035 zehn Gigawatt Offshore-Windanlagen. © AquaVentus Förderverein 12/2020/dpa

Deutschland will mit 22 anderen EU-Staaten und Norwegen eine Wasserstoff-Allianz gründen. Eine entsprechende Absichtserklärung wurde am Donnerstag unterzeichnet. Gemeinsam wollen sie den Aufbau einer europäischen Wertschöpfungskette für insbesondere „grünen Wasserstoff“ und das mit Investitionen in Milliardenhöhe. Deutschland hat noch bis Jahresende die EU-Ratspräsidentschaft inne.

Geplant ist ein „Important Project of Common European Interest“ (IPCEI). Dabei handelt es sich um wichtige Vorhaben, die von gemeinsamem europäischem Interesse sind, weil sie einen großen Beitrag zu Innovation, Wachstum und Beschäftigung in Europa leisten und deshalb staatlich gefördert werden. Solche IPCEI-Projekte gibt es bislang in der Mikroelektronik oder zum Aufbau einer Fertigung von Batteriezellen für Elektroautos in Europa. Die Bundesregierung unterstützt dies mit Milliarden-Fördergeldern.

Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) sprach am Donnerstag von ehrgeizigen Zielen. Europa wolle beim Wasserstoff die Nummer eins in der Welt werden. Das IPCEI solle bis Ende des nächsten Jahres finalisiert, erste Projekte ab 2022 umgesetzt werden. Es sollten tausende neue Jobs entstehen. Deutsche Unternehmen seien eingeladen, sich mit Vorschlägen zu beteiligen. Im Zentrum steht sogenannter grüner Wasserstoff, der ausschließlich mit erneuerbarer Energie gewonnen wird. Er kann als Basis für Kraft- und Brennstoffe dienen, um in Industrie und Verkehr die Nutzung von Kohle, Öl und Erdgas abzulösen.

Für eine Zukunft ohne fossile Brennstoffe

Ein Unternehmen, das genau diese Vision verfolgt, ist Sunfire in Dresden. Der Hochtemperatur-Elektrolyse-Spezialist begrüßt das IPCEI-Projekt, „an dem insbesondere auch Sachsen als wichtiger Wirtschaftsstandort für Wasserstoff profitieren kann“, betont Kommunikationschef Jan Freymann. Die staatlichen IPCEI-Förderungen im Bereich Batterie- und Mikroelektronik waren auch für sächsische Unternehmen ein großer Erfolg gewesen. Mit innovativen Elektrolyseherstellern wie etwa Sunfire sei der Freistaat auch im Wasserstoffbereich stark aufgestellt. „Mithilfe weiterer Förderungen können wir als künftiger Anlagenlieferant für Kunden auf der ganzen Welt gemeinsam dazu beitragen, eine Zukunft ohne fossile Brennstoffe zu gestalten“, so Freymann.

Sunfire ist nach eigenen Angaben in die IPCEI-Diskussionen involviert und plant mit seinen Partnern, einen entsprechenden Antrag einzureichen. Das Unternehmen mit mehr als 170 Beschäftigten ist auch Mitglied der „Clean Hydrogen Alliance“, die die EU-Kommission im vergangenen Sommer ins Leben gerufen hat und die eine zentrale Rolle beim Markthochlauf von sauberem Wasserstoff spielen wird. Die Allianz vereint 18 Vorstandschefs von führenden europäischen Industrieunternehmen, darunter Bosch, Siemens und SSAB.

Vom Tech-Unternehmen zum Elektrolyseanbieter

Die Dresdner verfolgen gleich mehrere Pilotprojekte. In Kooperation mit Neste, ENGIE, CEA und Paul Wurth entsteht der weltweit erste Hochtemperatur-Multi-Megawatt-Elektrolyseur, der grünen Wasserstoff zur Herstellung erneuerbarer Biokraftstoffe bereitstellt. Mit drei Partnern baut Sunfire in Norwegen die erste kommerzielle Anlage für die Erzeugung synthetischer Kraftstoffe auf Basis von grünem Wasserstoff.

Sunfire steht vor der Herausforderung, von einem innovativen Technologieunternehmen zu einem großen Elektrolyseanbieter zu werden. Das ist die Grundvoraussetzung dafür, um industrielle Großprojekte zu realisieren. „In der jungen Marktphase braucht es hierfür Förderinitiativen wie IPCEI, um insbesondere kleine und mittelständische Unternehmen mit entsprechenden finanziellen Mitteln beim Wachstum zu unterstützen“, bekräftigt Freymann. Doch Fördermittel allein genügen nicht. Entscheidend sei auch der Aufbau eines regulatorischen Rahmens für die Wasserstoffwirtschaft, damit der Markt wachse und zum Klimaschutz beitragen kann, fordert er.