Freischalten Freischalten Sachsen
Merken

Rechtsextremisten eröffnen eigenen Kulturtreff in Chemnitz

Die als rechtsextrem eingestufte Identitäre Bewegung will in Chemnitz am Freitagabend einen eigenen Kulturtreff eröffnen: in Nachbarschaft zu einem AfD-Politiker.

Von Ulrich Wolf & Fionn Klose
 2 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Das Logo der Identitären Bewegung war auch bei einem Faschingsumzug 2020 in Schirgiswalde zu entdecken.
Das Logo der Identitären Bewegung war auch bei einem Faschingsumzug 2020 in Schirgiswalde zu entdecken. © SZ-Archiv: René Plaul

Chemnitz. Die vom Verfassungsschutz als rechtsextremistisch eingestufte Identitäre Bewegung will am Freitagabend in Chemnitz ein eigenes "Zentrum für Gegenkultur und Aktivismus" eröffnen. Als Gast werde zum Auftakt des ersten Stammtisches Paul Klemm erwartet, teilte der Verein auf X (ehemals Twitter) mit. Klemm ist Autor beim ebenfalls als rechtsextrem eingestuften Politmagazin Compact.

Das Gebäude im Chemnitzer Stadtteil Schönau, wo der Kulturtreff zu finden ist, gehört nach Recherchen der Zeitung Freie Presse sowie des Onlineportals Tag24 dem Unternehmen T&R Chemnitz Immobilien UG. Die Initialen stehen für Thaler und Richter. Philip Thaler, 30 Jahre, aus Schkopau ist im Vereinsregister als einziger Vorstand des Vereins Identitäre Bewegung auf Bundesebene eingetragen. Vincenzo Richter ist sechs Jahre jünger und leitet die Chemnitzer Ortsgruppe der Identitären.

Die beiden gründeten die Immobilienfirma im Oktober 2022. Sie sind zu gleichen Teilen Gesellschafter und auch beide Geschäftsführer. Der Sitz der Firma findet sich in Chemnitz in einer Neubausiedlung nahe einem Tennisclub. Als Geschäftsgegenstand ist der "An- und Verkauf von Immobilien und deren Vermietung und Verwaltung" angegeben.

Auf einem Foto des X-Accounts "Zentrum Chemnitz" von Ende November sind auch Anhänger der ebenfalls rechtsextremen Freien Sachsen zu sehen sowie der AfD-Nachwuchsorganisation Junge Alternative. Dass sich der neue Treff in der Nachbarschaft des Chemnitzer Stadtrats Lars Franke befindet, bezeichnete Richter in der Freien Presse als "reiner Zufall". Franke war erst vor kurzem von der AfD als Landtagskandidat nominiert worden. Als Stadtrat sitzt er im Schul- und Sport-, Kultur- sowie Strategieausschuss Kulturhauptstadt 2025.

Auf Telegram hat sich der sächsische Ableger der Identitären Bewegung in "Sachsengarde" umbenannt. Auf dem Kanal wird Chemnitz als "wahre Hochburg des Widerstands" bezeichnet. Man werde in dem Zentrum künftig regelmäßig Veranstaltungen organisieren: "von Stammtischen mit Vortragsprogramm über Buchvorstellungen bis hin zu Barabenden". Das neue Hausprojekt sei "rebellische Planungszentrale und gemütlicher Freizeittreff zugleich", heißt es bei Compact. "Neben Büroplätzen und Lagerräumen gibt es eine Bar mit Tresen und Couchecke."