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Ramelow über Höcke: Da "krieg' ich so einen Hals"

Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow wirft Björn Höcke von der AfD vor, sich den Ostdeutschen anzubiedern.

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Thüringens linker Ministerpräsident Bodo Ramelow  stammt wie auch Björn Höcke aus Westdeutschland.
Thüringens linker Ministerpräsident Bodo Ramelow stammt wie auch Björn Höcke aus Westdeutschland. © dpa/Martin Schutt

Erfurt. Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow hat AfD-Landesparteichef Björn Höcke vorgeworfen, sich den Ostdeutschen anzubiedern. "Wenn Herr Höcke ruft, "dafür sind wir 1989 nicht auf die Straße gegangen", krieg' ich so einen Hals", sagte Ramelow in einem Interview mit der "Freien Presse".

"Erstens war er da ein kleiner Rotzlöffel und zweitens im Westen", erläuterte Ramelow. Auch AfD-Plakate, auf denen gefordert wird, die Wende zu vollenden, finde er anmaßend. Mit ostdeutschen Lebensentwürfen habe das nichts zu tun. "Es ist nur die fremde Übernahme, um sich anzuwanzen und dann daraus eine Besonderheit abzuleiten."

Ramelow und Höcke sind beide in Westdeutschland aufgewachsen. Der heute 66 Jahre alte Ramelow kam zur Zeit der Wiedervereinigung nach Thüringen und hat damit fast die Hälfte seines bisherigen Lebens in Ostdeutschland verbracht. Dennoch würde er sich nicht als Ostdeutschen bezeichnet, wie er der "Freien Presse" sagte. Auch könne er kein Ostdeutscher werden, "weil ich die Verletzungen, die Ostdeutsche erlebt haben, nie erlebt habe."

Aber er sei ein genauer Beobachter. "Wie wäre es denn mit mehr Polikliniken, Schwester Agnes im ländlichen Raum, Polytechnik und längerem gemeinsamen Lernen in den Schulen sowie ganztägige Kinderbetreuung - denn Bildung und Betreuung muss beitragsfrei sein, in ganz Deutschland", sagte Ramelow.

AfD in Thüringen laut Umfrage stärkste Partei

Höcke lebt seit 2008 in Thüringen, sein AfD-Landesverband wurde im März 2021 als gesichert rechtsextremistische Bestrebung eingestuft. In Thüringen lag die AfD aber in jüngsten Umfragen vorn: Nach einer Insa-Erhebung von November kam die AfD auf 25 Prozent - vor Ramelows Linken mit 23 Prozent. Die CDU, die in Thüringen viele Jahre lang stärkste Kraft war und teils mit absoluter Mehrheit regierte, kam mit 21 Prozent nur auf Platz drei.

Ramelow betonte, dass Höcke selbst stets auf niedrigere Zustimmungswerte als seine Partei komme. "Wer meint, der Kampf heißt Höcke gegen Ramelow, der irrt sich. Die AfD räumt wie ein Staubsauger die Unzufriedenheit ab", sagte Ramelow. Er führt in Thüringen derzeit eine rot-rot-grüne Minderheitsregierung an.

Den Bündnispartnern Linke, SPD und Grünen fehlen im Parlament vier Stimmen - Mehrheiten werden meist mit der oppositionellen CDU organisiert. In Thüringen soll spätestens im Jahr 2024 ein neuer Landtag gewählt werden. Ramelow hat bereits angekündigt, dass er erneut kandidieren will. (dpa)