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So kam es zum Kanzler-Besuch in Glashütte

Mit Olaf Scholz war der dritte Bundeskanzler in der Uhrenstadt. Der Stadtchef gewann ihn für einen Eintrag ins Goldene Buch. Hier sind die Bilder dazu.

Von Maik Brückner
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Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) grüßt die Journalisten. Auf eine öffentliche Stellungnahme hat er bei seinem Besuch am Donnerstag in Glashütte aber verzichtet.
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) grüßt die Journalisten. Auf eine öffentliche Stellungnahme hat er bei seinem Besuch am Donnerstag in Glashütte aber verzichtet. © Egbert Kamprath

Glashütter Uhren haben schon viele Politiker bewundert: Nicht nur alle sächsischen Ministerpräsidenten waren in der Uhrenstadt, sondern auch schon mehrere Bundeskanzler. Gerhard Schröder (SPD) hat sich schon umgeschaut, Angela Merkel (CDU) war auch schon da. Und nun folgte am Donnerstag Olaf Scholz (SPD).

Anders als Schröder, der die Uhrenfirma Mühle besuchte, und Merkel, die die neue Uhrenmanufaktur Lange einweihte, entschied sich Scholz am Donnerstag für Nomos Glashütte. Warum? Aus dem Bundespresseamt war vorab folgendes zu erfahren. "Das 1990 gegründete mittelständische Familienunternehmen ist heute Marktführer für mechanische Uhren in seiner Preisklasse in Deutschland", erklärte eine Regierungssprecherin.

Kurz nach 14 Uhr haben die Nomos-Geschäftsführer Uwe Ahrendt (li.) und Judith Borowski Olaf Scholz (Mitte) begrüßt.
Kurz nach 14 Uhr haben die Nomos-Geschäftsführer Uwe Ahrendt (li.) und Judith Borowski Olaf Scholz (Mitte) begrüßt. © Egbert Kamprath
Der Kanzler besuchte bei Nomos zwei Räume, in den die Uhren montiert wurden. Mit einigen Uhrmachern führte er kurze Gespräche.
Der Kanzler besuchte bei Nomos zwei Räume, in den die Uhren montiert wurden. Mit einigen Uhrmachern führte er kurze Gespräche. © APF Pool
Uhrmacherin Katrin Miersch (rechts) gab dem Kanzler einen Crashkurs in der Uhrmacherei.
Uhrmacherin Katrin Miersch (rechts) gab dem Kanzler einen Crashkurs in der Uhrmacherei. © Nomos Glashütte
Das ist die Chronometrie am Erbenhang, in der Nomos den Kanzler begrüßte.
Das ist die Chronometrie am Erbenhang, in der Nomos den Kanzler begrüßte. © SZ/Maik Brückner
Mit diesem Wagen fuhr der Kanzler gegen 15.40 Uhr nach Dresden zu weiteren Terminen.
Mit diesem Wagen fuhr der Kanzler gegen 15.40 Uhr nach Dresden zu weiteren Terminen. © SZ/Maik Brückner
Mit dieser Unterschrift verewigte sich Olaf Scholz im Goldenen Buch der Stadt Glashütte.
Mit dieser Unterschrift verewigte sich Olaf Scholz im Goldenen Buch der Stadt Glashütte. © Stadt Glashütte
Mit einem Großaufgebot sicherte die Polizei am Donnerstag Glashütte ab. Es gab keine Proteste. Diese fanden in Dresden statt.
Mit einem Großaufgebot sicherte die Polizei am Donnerstag Glashütte ab. Es gab keine Proteste. Diese fanden in Dresden statt. © SZ/Maik Brückner
Die Polizei sperrte vorsorglich die Straße "Am Erbenhang" ab, die zum Veranstaltungsort führte.
Die Polizei sperrte vorsorglich die Straße "Am Erbenhang" ab, die zum Veranstaltungsort führte. © Egbert Kamprath
Vor dem Besuch des Kanzlers wird gearbeitet, als ob nichts Besonderes ansteht. Im Hintergrund ein Blick auf die Kleinstadt.
Vor dem Besuch des Kanzlers wird gearbeitet, als ob nichts Besonderes ansteht. Im Hintergrund ein Blick auf die Kleinstadt. © SZ/Maik Brückner
Technikerin Birgit Ullrich demonstriert, wie eine Uhrmacherin an einem Uhrwerk arbeitet.
Technikerin Birgit Ullrich demonstriert, wie eine Uhrmacherin an einem Uhrwerk arbeitet. © APF Pool

"Solche Besuche und der Austausch mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern vor Ort sind dem Bundeskanzler sehr wichtig." Scholz selbst äußerte sich während und nach seinem Besuch nicht öffentlich dazu, wie es ihm bei Nomos gefallen hat. Er verzichtete auf eine Stellungnahme.

Uwe Ahrendt, Geschäftsführer der 200 Mitarbeiter zählenden Uhrenmanufaktur, zeigt sich dennoch zufrieden: "Es ist toll, dass der Kanzler kommt. Das kann man später seinem Enkel erzählen", sagt er. Man habe Scholz die Uhrmacherei gezeigt. Das sei das, was Glashütte ausmache. Nach dem Mauerfall sei hier viel entstanden, sagt Ahrendt. Heute gibt es zehn Uhrenfirmen im Ort, die mehr als 1.700 Menschen beschäftigen. In der DDR waren nur 1.200 bis 1.300 Menschen direkt mit der Uhrenherstellung beschäftigt.

Erst schaute der Bundeskanzler zu...
Erst schaute der Bundeskanzler zu... © SZ/Maik Brückner
... dann Uhrmacherin Katrin Miersch.
... dann Uhrmacherin Katrin Miersch. © SZ/Maik Brückner

Diese Erfolgsgeschichte wollte man dem Bundeskanzler erzählen. Deshalb hat er, als vor drei, vier Wochen der Anruf aus dem Bundeskanzleramt kam, nach Rücksprache mit den anderen Geschäftsführern zurückgerufen und zugesagt. Und dann seien die Details besprochen worden.

Ahrendt hofft, dass auch andere Dinge den Kanzler bewogen haben, nach Glashütte zu kommen. Immerhin gilt hier seit Februar 2022 mit der Glashütte-Verordnung die zweite Industrieverordnung Deutschlands. Sie legt klar fest, welche Kriterien eine Uhr erfüllen muss, damit der Name "Glashütte in Sachsen" auf dem Zifferblatt stehen darf. Nomos war maßgeblich am Zustandekommen der Verordnung beteiligt. Das dürfte auch dem Kanzleramt nicht entgangen sein.

Aber nicht nur bei Nomos fühlte man sich durch den Besuch des Kanzlers geehrt. Auch Bürgermeister Sven Gleißberg (parteilos) nutzte die Gelegenheit, den Kanzler zu treffen und ihn um einen Eintrag ins Goldene Buch der Stadt zu bitten. Und dieser Bitte kam er nach. "Nach dem Besuch von Gerhard Schröder 2001, ist Herr Scholz der zweite Bundeskanzler, der sich im Goldenen Buch der Stadt verewigt hat", so Gleißberg. Beim Besuch von Kanzlerin Angela Merkel anlässlich der Einweihung des neuen Manufakturgebäudes der Lange GmbH 2015 habe sich das leider nicht ergeben.

"Die regelmäßigen Besuche hochrangiger Politiker unterstreichen die Bedeutung und Bekanntheit unserer schönen Heimatstadt weit über die Grenzen hinaus und würdigen die herausragende Uhrmacherkunst, die hier von derzeit zehn Uhrenmanufakturen seit fast 200 Jahren gepflegt wird."