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Wie schlagen sich Neustadts Bürgermeisterkandidaten?

Der Wahlkampf läuft. Jetzt hatten die Neustädter die Chance, ihre drei Kandidaten auf Herz und Verstand zu prüfen. Fünf Themen und die Antworten.

Von Anja Weber
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Sie wollen in Neustadt für die nächsten sieben Jahre Bürgermeister werden: Kathrin Uberig, Peter Mühle und Frank Hentschel (v.l.n.r.).
Sie wollen in Neustadt für die nächsten sieben Jahre Bürgermeister werden: Kathrin Uberig, Peter Mühle und Frank Hentschel (v.l.n.r.). © Steffen Unger

Eins steht schon mal fest - an Wahlmüdigkeit leiden die Neustädter offenbar nicht. Das Wahlforum in der Neustadthalle war fast bis auf den letzten Platz voll besetzt. Der Altersdurchschnitt lag um die 60 Jahre, womit auch schon ein ernsthaftes Problem deutlich wurde.

Neustadt fehlt es an jungen Menschen. Und deshalb dürfte eines der zentralen Themen des künftigen Bürgermeisters sein, wie junge Leute nach Neustadt ziehen und die Dagebliebenen gehalten werden können. Für die Wahl am 12. Juni treten an: Kathrin Uberig (parteilos), Frank Hentschel (parteilos) sowie der amtierende Bürgermeister Peter Mühle (Neustädter für Neustadt). Letzterer konnte mit seine siebenjährige Erfahrung als Bürgermeister und aktuelles Wissen einfließen lassen. Die beiden "Neulinge" schlugen sich dennoch wacker, obwohl sie sich, sollten sie gewählt werden, noch in Fachwissen und Hintergründe einarbeiten müssen.

Wo steht Neustadt in sieben Jahren? Eine spannende und vielschichtige Frage, die offenbar auch für die Kandidaten nicht leicht zu beantworten war. Die Einwohner selbst haben da so einige Vorstellungen. Sie haben konkrete Dinge angesprochen, die in fünf Themen zusammengefasst werden können.

Jugend: Abwandern oder bleiben?

Neustadt hat wie viele andere Kommunen, ein demografisches Problem. Und deshalb wollte man beim Wählerforum wissen, wie die drei Kandidaten gedenken, die Jugend in der Stadt und den Ortsteilen zu halten und wie junge Familien dazukommen können.

Für Kathrin Uberig scheint die Jugend das zentrale Thema zu sein. Sie steht dafür, dass Neustadt wieder einen Jugendtreff braucht, aber keinen mit Aufsicht, sondern einen Raum oder auch ein Haus, wo junge Leute in Eigenverantwortung etwas aufbauen und sich dann dort treffen können. Bei neuen Gewerbeansiedlungen würde sie darauf achten, dass diese aus der Gründerszene kommen und damit für Jugendliche attraktiv seien.

Ähnlich sieht das offenbar Frank Hentschel. Aus Gesprächen heraus wisse er, dass die Jugendlichen nach Dresden und Bautzen fahren, um etwas zu erleben. Deshalb bräuchten sie dringend vor Ort einen Treff. Außerdem würde er Firmen ansprechen, dass sie zwecks Ausbildungsplätze noch stärker um junge Menschen in Neustadt werben.

Peter Mühle verwies dagegen auf die bestehenden Jugendclubs in Oberottendorf und Langburkersdorf, weiß aber auch um die weißen Flecken. "Wir können aber nicht einfach was hinsetzen, der Wunsch muss von den Jugendlichen kommen", sagt er. Nicht unerwähnt ließ er die Bemühungen der Stadt, gemeinsam mit der Firma Capron in einem Wohnprojekt junge Beschäftigte zu gewinnen, die nach Neustadt ziehen. Capron entschied sich bekanntlich für den Werksbus.

  • Fazit: Eine konkrete Idee, was kurzfristig für die Neustädter Jugend getan werden könnte, hat keiner der Kandidaten.

Medizin: Was tun gegen den Ärztenotstand?

Neustadt hat kaum noch Allgemeinmediziner, ganz zu schweigen von Spezialärzten. Die Einwohner treibt die Sorge um die künftige medizinische Versorgung in der Stadt um. Was wollen die Kandidaten tun?

Peter Mühle wiederholte sein Statement von vor einem Monat. Die Zuständigkeit liege nicht bei der Stadt. Man werde aber weiter um Ärzte werben, da auch die nötigen Praxisräume vorhanden seien.

Mehr Übereinstimmung als grundsätzlich Trennendes beim Wahlforum in der Neustadthalle: die Kandidaten Kathrin Uberig, Frank Hentschel, Peter Mühle (v.l.n.r.).
Mehr Übereinstimmung als grundsätzlich Trennendes beim Wahlforum in der Neustadthalle: die Kandidaten Kathrin Uberig, Frank Hentschel, Peter Mühle (v.l.n.r.). © Steffen Unger

Frank Hentschel würde an Studierende herantreten, um junge Menschen schon während des Studiums zu überzeugen, dass sie in Neustadt eine Praxis übernehmen.

Kathrin Uberig setzt ebenfalls auf verstärkte Werbung an den Universitäten, vor allem für die Region, um Ärzten aufzuzeigen, wie schön die Sächsische Schweiz, wie schön das Wohnumfeld von Neustadt ist.

  • Fazit: Ein Ass konnte niemand aus dem Ärmel ziehen. Neue Ideen wurden nicht aufgezeigt.

Freizeit: Bäder, Neustadthalle, Museum, was wird damit?

Alle Freizeitreinrichtungen müssen unterhalten werden. Sie kosten Geld, die eine mehr, die andere weniger. Deshalb kommt die Frage auf, was wird daraus?

Peter Mühle setzt auf das Alleinstellungsmerkmal der Neustadthalle in der gesamten Region. Er sieht aber auch Nachholbedarf. Das Veranstaltungsspektrum müsse noch mehr Genres bedienen.

Frank Hentschel und Kathrin Uberig stimmen mit ihren Worten dem Grundtenor zu. Generell würden beide jedoch konkrete Einblicke in die Zahlenwerke der Einrichtungen benötigen, um Aussagen treffen zu können.

  • Fazit: Alle drei Kandidaten wollen nicht an den Freizeiteinrichtungen rütteln. Das Waldbad Polenz soll weiterentwickelt werden, auch der Freibadverein werde weiter unterstützt. Einsilbig blieb man beim Thema Stadtmuseum. Peter Mühle verwies auf laufende Untersuchungen. Ein konkretes Ergebnis verkündete er nicht.

Impfpflicht ja oder nein?

Um das Thema einrichtungsbezogene Impfpflicht kommt auch ein Wahlforum in Neustadt nicht herum.

Wenn Kathrin Uberig gewählt würde, dann will sie sich mit den Einrichtungen an einen Tisch setzen, um Fakten und Zahlen auf dem Tisch zu haben, um sich dann an die Landesregierung zu wenden. Mit Wünschen komme man nicht weiter.

Für Frank Hentschel wäre es "fatal, wenn die einrichtungsbezogene Impfpflicht umgesetzt werde", sagt er.

Peter Mühle verwies an seine zwei Briefe an den Ministerpräsidenten. In denen hatte er die Impfpflicht kritisiert. "Wir sind alles erwachsene Menschen, die selbst entscheiden sollen und können."

  • Fazit: Die Herangehensweise ist unterschiedlich. Ob sie den Wahlausgang entscheidet, bleibt jedoch fraglich. Vor allem können Bürgermeister bei der Umsetzung eines Bundesgesetzes nicht mitreden.

Wohnen: Werden die Ortsteile abgehängt?

Zentrales Thema in Neustadt ist auch, welche Entwicklungschancen die Ortsteile haben.

Kathrin Uberig legt den Fokus auf junge Familien. Dafür brauche es günstiges Wohnen, nicht Eigenheimbau.

Auf preiswerten Mietwohnungsbau mit bezahlbaren Mieten auch für Senioren sieht Frank Hentschel auch in den Ortschaften Möglichkeiten.

Peter Mühle verweist auf den Flächennutzungsplan, der in Arbeit ist. Dort sollen in den einzelnen Orten Möglichkeiten für Gewerbe und Wohnen ausgewiesen werden.

  • Fazit: Es gibt Bekenntnisse, aber nichts Greifbares.