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Keine Panik um halbe Brote im Rödertal

Halbe Brote, die teurer verkauft werden als ganze Laibe? Im Rödertal werden weiterhin händisch geschnittene halbe Bäckerbrote verkauft und auch eine geeichte Waage wird derzeit nicht zur Pflicht.

Von Siri Rokosch
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Halbe Brote wird es bei den Bäckern im Rödertal auch weiterhin geben.
Halbe Brote wird es bei den Bäckern im Rödertal auch weiterhin geben. © Foto: Marion Doering

Ottendorf-Okrilla. Ende Juli hatte ein Fall in Rheinland-Pfalz bundesweit für Aufsehen gesorgt. Dort hatte das Landesamtes für Mess- und Eichwesen mit Sitz in Bad Kreuznach bei einem Brot-Probekauf festgestellt, dass ein zwei-Kilogramm-Brot einer Bäckerei für 7,65 Euro verkauft wurde. Ein Viertel des gleichen Brotes war hingegen verpackt für 2,40 Euro angeboten worden. Damit kosteten vier Viertel Brot 9,60 Euro statt 7,65 Euro für ein Ganzes.

Im Rödertal wollen die Bäcker weiterhin auch halbe Brote verkaufen - frisch geschnitten für die Kunden - und auch ohne eine geeichte Waage. Das teilten die Bäckerbetriebe auf Anfrage von Sächsische.de mit.

Eichamt will Verbraucher schützen

"Ohne die gesetzlich geforderte Information an dem Brot bleiben die Verbraucherinnen und Verbraucher über diese Preiserhöhung im Unklaren", stellt das Landesamt für Mess- und Eichwesen Rheinland-Pfalz klar. Es erfolgte eine Kennzeichnungsforderung für den Bäcker. Der Verkauf von halbierten Broten ist aber weder untersagt noch bestraft worden. Die dortigen Bäckerbetriebe werden allerdings über die bestehende Gesetzeslage beraten und aufgefordert, eine Waage zu verwenden.

Dadurch soll gewährleistet werden, dass der Verbraucher den seinem gezahlten Entgelt entsprechenden Warenwert erhält. Nach diesem Vorfall hatten mehrere Bäcker dieses Bundeslandes angekündigt, gar keine halben Brote mehr verkaufen zu wollen.

Das sagen die Bäcker im Rödertal zu halbierten Broten

Die Bäckerei Kunath im Wachauer Ortsteil Leppersdorf, welche auch eine Filiale auf der Radeberger Hauptstraße betreibt, ist seit 1955 in Familienhand. Seit jeher würden die Brote per Hand und Augenmaß halbiert. Vor allem für Menschen, die alleine wohnen, ist das ein Vorteil. Ein ganzes Brot zu essen, ist für sie einfach nicht schaffbar.

Geschäftsführerin Anita Kunath: "Wir können nicht alle Filialen mit einer geeichten, digitalen Waage ausstatten, um genau die gleiche Menge halber Brote zu bestimmen. Das ist einfach zu teuer. Zum Schluss hängt es wieder bei dem kleinen Bäcker, und der muss schließen. 70 Jahre wurden die halben Brote so verkauft, und wenn jemand wegen fünf Gramm weniger einen Aufstand macht, soll er ein Ganzes kaufen."

Marlon Gnauck von der gleichnamigen Bäckerei in Ottendorf-Okrilla erklärt, dass er keine kleineren Brote backen werde: "Das hat vor allem den Grund, dass ein großes Brot einfach besser schmeckt, weil es länger bäckt. Die Röstaromen entfalten sich besser und große Brote haben ein saftigeres Innenleben", so der Fachmann.

Ihm sei noch kein Fall in Sachsen bekannt, bei dem das hiesige Eichamt halbe Bäckerbrote beanstandet hat. "Ein Verkaufsverbot steht meines Wissens nach nicht zur Debatte und im Notfall stellen wir überall eine Waage auf", sagt Gnauck.

Der Ottendorfer Mühlenbäcker, der größte Bäckereibetrieb im Rödertal, erklärt, dass seitens der Sächsischen Bäckerinnung das Thema auch bereits in einem Rundschreiben angesprochen wurde. Dabei sei den Betrieben mitgeteilt worden, dass der Fall aus Rheinland-Pfalz in Sachsen keine Auswirkungen haben werde, so der Geschäftsführer des Ottendorfer Mühlenbäckers, Robert Meyer auf Anfrage.

Sächsische Staatsbetrieb für Mess- und Eichwesen: Keine Beanstandungen

Auch in Sachsen werden bereits seit 1990 Kontrollen durch Mitarbeiter des Staatsbetriebs für Mess- und Eichwesen durchgeführt, sagt der Direktor Eckhard Steep auf Anfrage. "In Deutschland gelten in diesem Zusammenhang die Preisangabenverordnung und die Fertigpackungsverordnung Wenn es sich um den Verkauf von halben Brote handelt, wird neben den gesetzlichen Vorgaben auch grundsätzlich die allgemeine Verkehrsauffassung und somit unter anderem die Verbraucherwartung zugrunde gelegt", so Eckhard Steep im Fachdeutsch.

Aufgefallen oder gar beanstandet sei seiner Aussage nach in Sachsen noch keine Bäckerei. Offensichtlich halten die hiesigen Betriebe - auch per Augenmaß - beim Halbieren ihrer Brote die vorgeschriebenen Gewichte ein.

Steep stellt aber klar: "Verkäufer müssen sicherstellen, dass diese Kauferwartung erfüllt wird. Nutzt die Bäckerei dazu eine geeichte Waage, ist sie auf der sicheren Seite. Damit steht einem Verkauf halber Brote nichts im Wege."

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