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Krise(n) ohne Ende: Wie sich das Hotel Kaiserhof gegen die Probleme stemmt

Corona, Fachkräftemangel, Energiekrise - all das beutelt die Hotel- und Gastronomiebranche. Warum sich Jens Richter, Geschäftsführer des Radeberger Kaiserhofs, von all den Krisen trotzdem nicht verrückt machen lassen will.

Von Verena Belzer
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Jens Richter steht im großen Festsaal im Kaiserhof: Trotz Energiekrise sollen die Gäste hier nicht frieren müssen.
Jens Richter steht im großen Festsaal im Kaiserhof: Trotz Energiekrise sollen die Gäste hier nicht frieren müssen. © Sven Ellger

Radeberg. Angst vor Zukunft? "Nein", sagt Jens Richter mit fester Stimme. "Angst bringt uns gar nichts. Mit Angst gewinnt man nicht. Wir haben ja auch eine Verantwortung unseren Mitarbeitern gegenüber, dass wir diese Zeiten jetzt so gut es geht meistern." Es sind turbulente Tage, Wochen, Monate - wenn nicht gar Jahre - für die Hotel- und Gastronomiebranche.

Mit Ach und Krach hatte man die ärgsten Corona-Tage hinter sich gelassen, hatte auf bessere Zeiten gehofft. "Natürlich hat uns Corona gebeutelt", sagt der Geschäftsführer des Kaiserhofs. "Es hat vor allem sehr an unseren Rücklagen gezehrt."

Und nun geht es fast nahtlos in die nächste Krise: die Energiekrise. Alles wird teurer - jeder spürt am eigenen Geldbeutel, wie Einkäufe im Supermarkt deutlich mehr kosten, wie der Energieversorger die Preise anhebt und wie der Spritpreis viel höher ist als noch vor einigen Monaten.

Und der Kaiserhof steht bei vielen Lieferketten ganz am Ende: Das Hotel ist beispielsweise auf eine Wäscherei angewiesen, "die hat die Preise um 35 Prozent erhöht", berichtet Richter. In der Küche des Kaiserhofs werden Lebensmittel aller Art zubereitet. "Die Lebensmittel-Lieferanten haben auch 30 Prozent draufgeschlagen." Eine Gans kostet auf einmal nicht mehr 30 Euro, sondern nunmehr 47 Euro. Das ist heftig. Auf die Preise für Getränke wartet der Geschäftsführer noch. Aber eines ist jetzt schon klar: Es kommt dicke für den Kaiserhof. Was also tun?

Restaurantbesuch soll kein Luxus werden

"Wir müssen die Preissteigerungen jetzt erst einmal schlucken", sagt Jens Richter. "Was wir auf gar keinen Fall wollen, ist, dass sich zum Beispiel niemand mehr leisten kann essen zu gehen." Ein Besuch im Restaurant soll kein Luxus werden. Das ist Jens Richter ganz wichtig.

Die Konsequenz: Die Preise im Kaiserhof werden nur ganz moderat ansteigen. "Beim Biertheater beispielsweise haben wie die Eintrittspreise um 80 Cent bis einen Euro erhöht, weil wir Volkstheater bleiben wollen."

Jens Richter hofft auf das Verständnis seiner Kunden und Gäste, "wir sitzen ja alle im selben Boot", sagt er. Für den Kaiserhof sieht er derzeit nur eine einzige Möglichkeit, die Krise so gut es geht zu meistern: durch Energieeinsparungen.

"Es ist eine Gratwanderung", gibt Jens Richter zu. "Der Gast muss es natürlich weiterhin angenehm haben." Für den Saal im Kaiserhof bedeutet das konkret, dass bei Veranstaltungen auf 21 Grad geheizt wird - und nicht mehr wie bisher auf 23 Grad. Wenn jedoch wie beim Biertheater über 250 Gäste im Publikum sitzen, wird es sicher nach wie vor warm genug im Saal bleiben.

Wo gespart werden kann, wird gespart

Das Thema Beleuchtung wird ebenfalls angegangen: Die Außenbeleuchtung bleibt ab 22 Uhr aus, der Parkplatz wird nicht mehr beleuchtet. "Wir haben seit vielen Jahren ein Energiemanagement", erklärt Jens Richter. "Aber nun versuchen wir zu schauen, wo noch Einsparpotenzial da ist." In der Küche etwa sind die Mitarbeiter angehalten die Gasherde nur dann anzumachen, wenn sie auch wirklich gebraucht werden. "Wir optimieren interne Prozesse und sensibilisieren die Mitarbeiter."

Und dann gibt es da noch einen großen Posten, der sehr, sehr viel Energie frisst: der Sauna- und Wellnessbereich. "Wir wollen die Sauna natürlich wie alles andere so gut es geht aufrechterhalten", sagt Richter. Noch spüre er bei seinen Kunden noch keine Zurückhaltung, noch kommen sie zahlreich, "aber das dicke Ende kommt wahrscheinlich erst noch". Im Kaiserhof wird darüber nachgedacht, womöglich nicht mehr alle Saunen zu heizen, "das wird abhängig vom Bedarf sein".

Für die Sportwelt, wo Jens Richter ebenfalls Geschäftsführer ist, gibt es bereits eine Entscheidung: "Der Pool wird abgelassen, die Temperatur in der Halle runtergedreht und die Saunazeit wird begrenzt." Von Montag bis Samstag wird sie von 14 bis 17 Uhr geschlossen. "An der Sauna hängen ja nicht nur die Kosten für die Sauna selbst. Wenn nicht sauniert wird, brauchen wir auch kein Licht und heiß geduscht wird in dieser Zeit dann auch nicht", rechnet der Chef vor.

Entlastungspakt für den Mittelstand gefordert

Es geht einfach nicht anders. "Wir müssen wirtschaftlich denken und gleichzeitig dafür Sorge tragen, dass sich die Kunden den Besuch bei uns auch noch leisten können." Von der Politik wünscht sich Jens Richter ein Entlastungspaket für den Mittelstand. "Bisher wurden wir noch nicht berücksichtigt", sagt er.

Immerhin eine andere gute Nachricht hat er: Acht Azubis haben in diesem Jahr im Kaiserhof angefangen. "Das sind ungewöhnlich viele", gibt Richter zu. Restaurantfachkraft, Hotelfachkraft, Koch: Diese Berufe bildet der Kaiserhof aus. "Es stimmt mich optimistisch, dass sich wieder mehr junge Leute für unsere Branche entscheiden. Wir hoffen, dass sie dann nach der Ausbildung auch bei uns bleiben." Denn natürlich: "So wie alle Branchen auch, sind wir ebenfalls stark vom Fachkräftemangel betroffen."