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In Müllers Gasthof gibt es Rabatt für Barzahlung - was andere Lokale dazu sagen

In Müllers Gasthof in Großerkmannsdorf gibt es seit Mai 2023 einen Rabatt für Gäste, die bar bezahlen. Das Geschäft läuft mit der neuen Marketing-Idee offensichtlich super. Ist das gerecht?

Von Siri Rokosch
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Wer im Gasthof von Inhaber Thomas Müller in Großerkmannsdorf mit Bargeld bezahlt, bekommt einen Rabatt. Diese Marketing-Idee ging auf.
Wer im Gasthof von Inhaber Thomas Müller in Großerkmannsdorf mit Bargeld bezahlt, bekommt einen Rabatt. Diese Marketing-Idee ging auf. © Archivfoto: Marion Doering

Großerkmannsdorf. Auf den Tischen in Müllers Gasthof in Großerkmannsdorf, einem Ortsteil von Radeberg, stehen kleine Schilder, auf denen die Gäste lesen: "3,5 Prozent für Sie! Unser aktueller Barzahler-Bonus." Seit Mai gibt es in der Gaststätte an der Alten Hauptstraße diesen Rabatt für Menschen, die nach dem Essen mit Bargeld bezahlen.

Inhaber und Küchenmeister Thomas Müller wünscht sich, dass andere Lokale nachziehen. "Ich habe schon viele Marketing-Ideen gehabt, in den letzten knapp 35 Jahren - auch den Bierpass und Gutscheinhefte - aber der Barzahler-Rabatt läuft super, auch bei den Gästen."

Bargeldrabatte bereits bei Österreicher Gastronomen

In Österreich hätten einige Gastronomen das Modell des Barzahler-Rabatts bereits angeboten, noch bevor es im Großerkmannsdorfer Gasthof eingeführt wurde, sagt Müller, der versteht, dass vor allem kleine Imbisse gar keine Kartenzahlungen anbieten: "Die Kartenzahlgeräte kosten sehr viel Geld und funktionieren nur noch mit Internet." Wer kein gutes Internet hat, habe bereits ein Problem.

Im Rödertal scheinen sich die Restaurantbetreiber mit einer Bevorzugung der Bargeldzahler schwer zu tun. Auf Anfragen von Sächsische.de sagte zum Beispiel Kali Schneider von der Ullersdorfer Lokalität "Zweite Heimat": "Bei uns bezahlen die Gäste sowohl mit Karte als auch mit Bargeld."

In der Marienmühle im Seifersdorfer Tal gab es nur kurz und knapp die Antwort, man gebe keine Barzahler-Rabatte. Rabatte gebe es für keine von beiden. Weitere angefragte Gastronomen wollten sich nicht zu der Thematik äußern.

Nur noch 20 Prozent der Restaurant-Gäste zahlen mit Karte

In "Müllers Gasthof", der seit 1891 in Familienhand ist, würden nur noch rund 20 Prozent der Restaurant-Gäste mit Karte bezahlen, sagt der Inhaber: "Zwischen 80 und 90 Prozent der Gäste zahlen inzwischen bar. Das Schöne ist daran auch, dass man wieder mit den Menschen ins Gespräch kommt, denn sie fragen nach dem Barzahler-Rabatt."

Die aktuelle Wirtschaftslage - Inflation und Kostensteigerungen im Einkauf - hatten auch bei Thomas Müller zu leichten Preisanhebungen in seiner Speisekarte geführt. Deshalb kam er auf die Idee, den Kunden mit dem "Barzahler-Rabatt" einen Nachlass von 3,5 Prozent auf Speisen zu gewähren.

"Das ist in etwa der Nachlass, den wir wegen der gestiegenen Kosten auf unsere Preise aufschlagen mussten. Somit bezahlen Barzahler den Preis für Speisen, welcher vor der Anpassung galt", erklärt Müller. In seinem Gasthaus hatten bis April rund 50 Prozent der Menschen mit Karte gezahlt - nun sind es maximal 20.

Was die Bezahlung mit EC- oder Visakarte den Gasthof-Betreiber kostet

Begründet hatte Müller dies mit einfacher Mathematik, denn die Bezahlung mit EC-Karte oder Kreditkarte sei für den Betreiber nicht günstiger, als Bargeld anzunehmen. "Beim Bezahlen mit EC-Karte bezahlen wir als Unternehmen knapp ein Prozent des Preises an die Bank. Bei 50 Euro sind das 50 Cent. Hinzu kommt dann noch die Mehrwertsteuer."

Beim Bezahlen mit Visa- oder Mastercard sehe dies noch ernüchternder aus, sagt der Küchenmeister: "Bei der Kreditkartenzahlung bezahlen wir Gebühren in Höhe von rund zwei Prozent an die Banken und die Mehrwertsteuer. Das heißt, wenn wir 40 Mal Kreditkartenzahlungen in Höhe von 50 Euro haben, sind 50 Euro weg", rechnet Müller vor. Gäste bezahlen in Deutschland für Speisen und Übernachtungen in Restaurants und Hotels sieben Prozent Mehrwertsteuer. Grundsätzlich muss ein Gastronom aber 19 Prozent Mehrwertsteuer für alle Dienstleistungen abführen.

Für Thomas Müller seien die Barzahler zwar ein Mehraufwand, denn er müsse viel rechnen und das Geld bei der Bank einzahlen, aber er gibt zu bedenken: "Was ist, wenn das Internet ausfällt oder der Strom mal nicht geht? Wie zahlen die Menschen dann?", fragt er sich.