SZ + Radeberg
Merken

Jahresrückblick: S177-Freigabe ist für die Leppersdorfer ein Segen

Mitte Oktober wurde die Ortsdurchfahrt von Leppersdorf und die Autobahnzufahrt eröffnet. Doch vor Ort gibt es noch eine "Baustelle".

Von Siri Rokosch
 5 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Lange Zeit war die A4 Abfahrt Pulsnitz/Leppersdorf wegen der Bauarbeiten an der neuen S177 gesperrt.
Lange Zeit war die A4 Abfahrt Pulsnitz/Leppersdorf wegen der Bauarbeiten an der neuen S177 gesperrt. © René Meinig

Leppersdorf. Die Einwohner des Wachauer Ortsteils Leppersdorf schauen überwiegend freudig auf den Herbst 2023 zurück. Am 14. Oktober hatte der Freistaat Sachsen mit Freibier und kostenloser Bratwurst in einem Festakt die S95, die Ortsdurchfahrt von Leppersdorf, nach Pulsnitz für den Verkehr freigegeben. In diesem Zuge wurde auch die verlegte A4-Anschlussstelle geöffnet. Zuvor mussten die Menschen teils lange Umwege fahren und auch die vielen LKW, welche zum Werk der Müller-Gruppe unterwegs waren, nutzten bis dahin die schmale Ortsdurchfahrt. Ein Rückblick und ein Ausblick.

Großer Festakt mit Freibier und Speisen zur Freigabe der S95

Zur feierlichen Fertigstellung der Ortsumgehung S177 in Leppersdorf hatte der Freistaat Sachsen am Samstag, 14. Oktober, zu einem Bürgerfest geladen. Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) sprach dabei auch mit einigen Anwohnern. Auf der S95-Brücke über die A4 war viel los.

Die Anwohner konnten unter anderem kostenlose Soljanka, Brötchen mit Schnitzel oder Bulette vom Radeberger Catering-Service Papperlapapp, Bier, Saft, Kuchen von der Bäckerei Kunath sowie Schokomilch von der benachbarten Müllermilch-Gruppe und Freibier genießen. Wachaus Bürgermeister Veit Künzelmann (CDU) sprach von immerhin 500 Speisen, die es kostenlos gab.

Während Sachsens Verkehrsminister Martin Dulig (SPD) in seiner damaligen Ansprache die kurze Bauzeit des knapp sieben Kilometer langen Teilstücks lobte, denn "um die Region wachsen zu lassen, brauchen wir das Sachsen-Tempo. Ich konnte beides erleben, vor sieben Jahren den ersten Spatenstich und nun die Freigabe", übte Radebergs Oberbürgermeister Frank Höhme (parteilos) Kritik, als er sagte: "Vor 25 Jahren gab es eine Vorstellung des Projektes durch das Straßenbauamt Meißen. In 25 Jahren bauen manche Nationen zehn Flughäfen."

Wie die Bauarbeiten an der S177 nun weitergehen

Von den sieben Varianten für den Bau der S177 bei Leppersdorf sei damals nicht die kürzeste Route genommen worden. Höhme wünschte sich von Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) und Martin Dulig schnelle Bauzeiten beim Straßenbau, mehr Geld für Kitas und Schulen sowie ein größeres Mitspracherecht der Kommunen.

Sachsens Ministerpräsident sprach in seiner Rede davon, dass der Verkehr in den nächsten Jahren noch zunehmen werde und der Straßenbau sowie die Mobilität in Sachsen Priorität hätten. Straßenbau müsse schnell umgesetzt werden: "Die Dresdner Ostumfahrung ist ein bedeutendes Infrastrukturvorhaben für die gesamte Region", sagte Kretschmer. "Mit der Fertigstellung der Ortsumgehung Leppersdorf und der damit verbundenen Anbindung an die Autobahn A4 ist ein wichtiger Teilabschnitt abgeschlossen. Für die Menschen, die hier leben, bedeutet das eine deutliche Entlastung, mehr Sicherheit in der Ortschaft und nicht zuletzt eine Steigerung der Lebensqualität."

Der Neubau der kompletten Ostumfahrung S177 wurde vom Freistaat Sachsen mit rund 200 Millionen Euro finanziert. Mit der Fertigstellung der beiden noch ausstehenden Abschnitte - in Eschdorf und Wünschendorf - sowie nahe Großerkmannsdorf - werden es voraussichtlich rund 300 Millionen Euro werden, so Verkehrsminister Dulig.

Zwischen Wünschendorf und Eschdorf seien die Arbeiten an der S177 "voll im Gange", für die Verlegung der Straße in Höhe von Großerkmannsdorf laufe die Planung, sagte Saskia Tietje, Präsidentin des Landesamtes für Straßenbau und Verkehr im Oktober.

Von der Gesamtstrecke fehlen noch diese zwei Abschnitte Wünschendorf/Eschdorf und Großerkmannsdorf.

Im letzten Abschnitt ist die "Verlegung südlich Großerkmannsdorf" geplant. Dort läuft derzeit das Genehmigungsverfahren bei der Landesdirektion Sachsen.


Bilder vom Familienfest zur Eröffnung der S95 und der A4-Zubringer. Auf der Bühne stehen u.a. Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer, Sachsens Verkehrsminister Martin Dulig, Saskia Tietje, Präsidentin des Landesamtes für Straßenbau und Verkehr und
Bilder vom Familienfest zur Eröffnung der S95 und der A4-Zubringer. Auf der Bühne stehen u.a. Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer, Sachsens Verkehrsminister Martin Dulig, Saskia Tietje, Präsidentin des Landesamtes für Straßenbau und Verkehr und © Christian Juppe

Die Bauarbeiten bisher im Einzelnen

Für die Einwohner von Leppersdorf stellen zum einen die Freigabe der S95 mit Zufahrt in den neuen Kreisverkehr der S177 nach Pulsnitz sowie auch die Freigabe der A4-Anschlussstelle Richtung Bautzen eine große Erleichterung dar. Immerhin passieren rund 700 Lkw das in Leppersdorf angesiedelte Sachsenmilch-Werk von der Müllermilch-Gruppe. Bislang mussten die Laster durch den Ort fahren, nun können sie die neue Schnellstraße S177 nutzen.

Im September 2017 hatten die Bauarbeiten für den Neubau der Ortsumgehung Leppersdorf begonnen. Das Projekt umfasste den Neubau der S 95, der früheren S 177 durch den Ort, zwischen Radeberg und der A4 auf einer Länge von 5,3 Kilometern. Zur Anbindung an die A4 wurde eine neue Anschlussstelle errichtet, die bestehende Anschlussstelle Pulsnitz wird zurückgebaut. Weiter nördlich erfolgte der Anschluss an die bestehende S95 auf einer Länge von weiteren rund 1,4 Kilometern.

Die Gesamtbaukosten für diesen Bereich belaufen sich auf rund 65 Millionen Euro.

Im November 2021 konnte der Abschnitt der S177 von Radeberg bis zum Abzweig Leppersdorf für den Verkehr freigegeben werden. Im November 2022 erfolgte die Teilverkehrsfreigabe für den Bereich ab dem Abzweig Leppersdorf bis zur Anschlussstelle Pulsnitz und weiter bis zum Kreisverkehr in Richtung Pulsnitz, einschließlich der Anschlussstelle in Richtung Dresden.Diese Ostumfahrung ist eine der wichtigsten Verkehrsachsen in der Region. Sie wird je nach Abschnitt täglich von 7.000 bis 14.000 Fahrzeugen, darunter bis zu 1.000 Lkw, befahren. Die Verkehrsprognose geht für das Jahr 2030 von bis zu 19.000 Fahrzeugen pro Werktag aus, teilt das Sächsische Staatsministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr mit.

Kein Durchfahrtsverbot für LKW durch den Ort

Eigentlich hatte sich Wachaus Bürgermeister Künzelmann für ein LKW-Durchfahrverbot für Laster über 7,5 Tonnen starkgemacht. Geplant war, dass dieses Verbot bereits Ende 2023 in Kraft tritt, doch das Landesamt für Straßenbau und Verkehr hat diese Pläne bislang nicht umgesetzt.

Der Wunsch sei abgelehnt worden, sagt Künzelmann auf Nachfrage von Sächsische.de. "Das Lasuv will im Frühjahr in Leppersdorf eine Verkehrszählung durchführen, um zu schauen, wie viele LKW jetzt tatsächlich noch durch den Ort fahren. Erst danach soll entschieden werden, ob Leppersdorf LKW-frei wird", sagt der Bürgermeister. Obwohl die neue S177 die Laster um den Ort leitet, fahren, nach Angaben einiger Einwohner, immer noch LKW durch den Ort zum Milchwerk.