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Was die Brühlsche Terrasse mit dem Schloss Seifersdorf verbindet

Welche Geheimnisse des Schlosses Seifersdorf nun digital der Öffentlichkeit zugänglich sind und warum eine Tafel auf der Brühlschen Terrasse nach Wachau verweist.

Von Siri Rokosch
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Blick in ein Zimmer des Schlosses Seifersdorf.
Blick in ein Zimmer des Schlosses Seifersdorf. © Marion Doering

Wachau/Dresden. Das Schloss Seifersdorf, welches zur Gemeinde Wachau gehört, befindet sich derzeit in den Vorbereitungen für die größte Sanierung seit 1890. Vor allem das Dach muss jetzt fertiggestellt werden, sagt Ulrike Hantsche vom Förderverein Seifersdorfer Schloss. Außerdem müssten Fenster und Heizungen erneuert werden, ein zweiter Rettungsweg über ein zusätzliches Treppenhaus gebaut werden sowie ein Aufzug in die erste Etage installiert werden.

Seit dem 28. Dezember können Besucher das Schloss Seifersdorf nun auch online besichtigen und im Frühling soll eine Bronzetafel am Ständehaus auf der Dresdner Brühlschen Terrasse Besuchern die Verbindung nach Seifersdorf erklären.

Die gräfliche Wohnung vom heimischen Sofa aus

Seit Ende Dezember ist das Schloss bei einem "digitalen Rundgang" für jeden von zu Hause aus zugänglich. Per Mausklick können die Gäste das Erdgeschoss, den großen und kleinen Saal, den gesperrten Innenhof, das Besucherzentrum sowie den Küchenbereich besuchen. Im ersten Obergeschoss bietet der virtuelle Rundgang Einblicke in die gräflichen Wohnbereiche. "Dabei sieht man auch, dass viel gemacht werden muss. Teilweise sind Fußböden offen, damit die Statik geprüft werden kann", sagt Hantsche.

Zuletzt saniert wurde das Schloss im Jahr 1890. Die neueste, große Sanierung sei voraussichtlich ab Herbst dieses Jahres geplant, doch das könne wegen der laufenden Planungen noch nicht eindeutig festgelegt werden, so Hantsche weiter.

Kleine Feier für "großen Mann"

Aktuell werde eine kleine Veranstaltung zu Ehren des 170. Geburtstages von Karl Graf von Brühl-Renard - dem Mitbegründer des Epilepsiezentrums Kleinwachau - vorbereitet. "Dazu wird am 22.1.23 im großen Saale des Schlosses auch eine Theatergruppe der Schule des Epilepsiezentrums auftreten", kündigt sie an.

Diese "besondere Geburtstagsfeier" soll 15 Uhr beginnen, der Eintritt sei frei, aber um Spenden werde gebeten. Hantsche erklärt, dass der Förderverein Seifersdorfer Schloss alleine in den vergangenen drei Jahren rund 14.000 Euro gesammelt hab und dieses Geld der Gemeinde Wachau zweckgebunden für die Schloss-Sanierung, als Eigenanteil, übergeben habe. Spenden seien immer erwünscht und könnten auf der Homepage in Form eines symbolischen Erwerbs eines Dachziegels übergeben werden, sagt Hantsche.

Zu Silvester jährt sich zudem zum 100. Mal der Todestag von Karl Graf von Brühl-Renard. Bereits in diesem März, spätestens aber im April soll eine Bronzetafel an der Brühlschen Terrasse in Dresden, am Ständehaus, angebracht werden. Diese werde Besuchern die Entstehungsgeschichte der Terrasse aus dem 16. Jahrhundert näher erklären und den Zusammenhang nach Seifersdorf beschreiben. Denn der Name geht zurück auf Heinrich von Brühl, welcher auf der Festungsanlage durch Johann Christoph Knöffel die sogenannten Brühlschen Herrlichkeiten, wie die Galerie, die Bibliothek, das Belvedere, das Palais und die Gartenanlage mit Pavillon errichten ließ.

Wer waren die "von Brühls"?

Viele Jahre lebte die Familie von Brühl auf Schloss Seifersdorf. 1889 wurde Karl von Brühl Mitbegründer des Epilepsiezentrums Kleinwachau und der Tobiasmühle. Viele Jahre wirkte er dort als Hausvorsteher.

Zu DDR-Zeiten waren in dem historischen Gebäude auch ein Kindergarten und eine Schule untergebracht. Die Kinder spielten und lernten unter Stuckdecken.

Das erste Schloss war eine Turmhügelburg und wurde vermutlich im 12. Jahrhundert aus viel Holz und wenigen Mauersteinen errichtet. Insgesamt gab es seit dem sechs verschiedene Schlösser. Aktuell ist die sechste Variante erhalten.

Erst 1781 begann die Ausgestaltung des Gartens auf dem Rittergut zu einer Parkanlage sowie die Gestaltung des Seifersdorfer Tales durch Tina Gräfin von Brühl (1756-1816). Hans Moritz und Tina gehören zum Freundeskreis der Weimarer Klassiker um Johann Wolfgang von Goethe und Anna Amalia von Weimar. Sie stellten für Goethe ein Denkmal im Garten am Herrenhaus und für Anna Amalia ein Denkmal im Tal auf. Goethe schrieb das noch heute im Original vorhandene "Bänkelsängerlied" zum Geburtstag von Hans Moritz Graf von Brühl.

Die Brühls wurden damals von vielen bekannten Persönlichkeiten in Seifersdorf besucht. So war der Hofkapellmeister Johann Gottlieb Naumann oft in Seifersdorf, aber auch Gottfried Schadow, Theodor und Gottfried Körner, Elisa von der Recke, ebenso wie Caspar David Friedrich und der Maler Darbes.

Ebenso besuchte im Mai 1817 erstmals Carl Maria von Weber den Intendanten Carl Graf von Brühl (1772-1837). Infolge der Gespräche zwischen Intendant und Komponist wurde "Der Freischütz" für Berlin fertiggestellt, der ursprünglich den Titel "Die Jägersbraut" trug. Weber besuchte in den Folgejahren noch oft Seifersdorf und führte einen regen Schriftwechsel mit dem Grafen, um sich über die Oper und deren Premiere auszutauschen. Brühl forderte Weber immer wieder auf, den "Freischütz" fertigzustellen. Die Welturaufführung fand während der Brühl-Intendanz am 18. Juni 1821 in Berlin statt. Die Oper verdankt ihm den Namen "Der Freischütz".

Ein ganz besonderes Exemplar eines Schrankes von 1750, der zum Bestand des Seifersdorfer Schlosses gehörte, nannte bis zu seinem Tod 1985 übrigens der Verleger Axel Springer sein Eigentum.

1995 wurde die Gemeinde Wachau Eigentümer des Schlosses. Es soll saniert und teilweise als Museum der Öffentlichkeit zur Verfügung stehen. Derzeit ist es an jedem 1. Sonntag eines jeden Monats geöffnet.