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Medikamentenmangel: In Radeberg werden wieder Fiebersäfte gebunkert

Jahresrückblick: Was für viele kaum vorstellbar schien, ist in diesem Jahr eingetreten: Es waren nicht immer alle Medikamente im Überfluss vorhanden. Wie sieht die Situation derzeit in Radeberg aus?

Von Verena Belzer
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Sophie Kolbe betreibt in Radeberg die Heide-Apotheke - auch sie war in diesem Jahr mehrfach von Lieferschwierigkeiten betroffen.
Sophie Kolbe betreibt in Radeberg die Heide-Apotheke - auch sie war in diesem Jahr mehrfach von Lieferschwierigkeiten betroffen. © Sven Ellger

Radeberg. "Lieferengpässe gab es immer mal wieder", berichtete im Herbst Apothekerin Sophie Kolbe, die seit zehn Jahren die Heide-Apotheke in der Radeberger Schillerstraße leitet. Doch während dieses Phänomen in der Vergangenheit nur vereinzelt auftrat, beherrschte der Medikamentenmangel in diesem Jahr mehrfach die Schlagzeilen. "Seit der Pandemie fallen teilweise ganze Wirkstoffe aus", erklärt die Apothekerin.

Derzeit sieht es vor allem bei Fiebersäften und Hustensäften für Kinder mit den Wirkstoffen Ibuprofen und Paracetamol mau aus - vielerorts sind sie kaum verfügbar. Sie werden zwar noch geliefert, aber in der aktuellen Krankheitswelle kann der große Bedarf trotzdem nicht ausreichend gedeckt werden. Auch Krebsarzneien, Antibiotika und Medikamente für Allergiker werden dringend benötigt, sind aber nur eingeschränkt vorhanden.

Erkältungsmittel, Fiebersäfte, Zäpfchen werden rar

"Auch bei uns gibt es zurzeit wieder einen Mangel an allen Ecken und Enden", berichtet Sophie Kolbe auf Nachfrage von sächsische.de. "Ganz vorne auf der Liste stehen Erkältungsmittel, sowohl im frei verkäuflichen Bereich als auch bei rezeptpflichtigen Medikamenten."

Der Arbeitsaufwand für ihre Mitarbeiter sei wie schon das ganze Jahr bei jedem Lieferengpass "wirklich enorm", um trotzdem immer noch Alternativen zu ergattern. Die Apothekerin telefoniert beispielsweise nun viel häufiger mit Großhändlern oder Ärzten - "wir halten Rücksprache, ob ein Ersatzmedikament oder eine andere Dosierung möglich ist". Oder man rufe eben bei anderen Apotheken an, ob das Mittel dort vorrätig sei. Seit einiger Zeit hat Kolbe auch nicht mehr nur einen Großhändler, sondern drei.

Auch Fiebersäfte und Zäpfchen seien in Radeberg nur schwer zu bekommen. "Prinzipiell können wir noch fast alle kleinen und großen Patienten beliefern", stellt Kolbe klar. "Wobei man eben notfalls etwas flexibler sein muss, das heißt, es gibt dann eben nicht den Fiebersaft von einer bestimmten Firma, sondern eben von einer anderen. Oder für die Kinder, die schon etwas größer sind, auch mal Direktgranulat, Schmelztabletten und eben richtige Tabletten."

Besonders nachgefragte Medikamente werden gebunkert

In der Radeberger Heide-Apotheke stellen Sophie Kolbe und ihre Mitarbeiter noch ein weiteres Phänomen fest: "Die 'raren' Produkte werden wieder vermehrt gebunkert, was schade ist für die Kinder, die es gerade aufgrund der hohen Infektlage dringend benötigen."

Für den Notfall sei die Apotheke aber auch wieder bereit und gerüstet, Fiebersäfte selbst herzustellen – "im Moment ist es aber noch nicht nötig", sagt Kolbe.

Die Gründe für die Lieferengpässe haben sich Sophie Kolbe zufolge kaum verändert – "die chinesische Corona-Lage, unterbrochene Lieferketten weltweit auch wegen des Ukraine-Konflikts und dazu die sehr starke deutsche Erkältungswelle mit Influenza, RSV und Corona, die zu einem sehr hohen Bedarf der besagten Medikamente führt".