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Ein Leben mit Migräne: Radebergerin berichtet

Hanna Sackmann aus Radeberg leidet seit Jahrzehnten an Migräne. Wie sie mit der Krankheit umgeht und warum die Selbsthilfegruppe für sie so wichtig ist.

Von Verena Belzer
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Hanna Sackmann ist Mitglied der Radeberger Migräne-Selbsthilfegruppe. Sie leidet schon seit vielen Jahrzehnten unter Migräne.
Hanna Sackmann ist Mitglied der Radeberger Migräne-Selbsthilfegruppe. Sie leidet schon seit vielen Jahrzehnten unter Migräne. © René Meinig

Radeberg. Sie war noch ein Schulkind, als die Migräneanfälle losgingen. Kein normales Kopfweh, kein normaler Nackenschmerz. Einseitige Anfälle vom Nacken bis zur Stirn, oftmals gepaart mit Übelkeit und dem Drang nach Ruhe und Dunkelheit. Das ist nun Jahrzehnte her - und doch hat Hanna Sackmann aus Radeberg immer noch mit der tückischen Krankheit Migräne zu kämpfen. Nicht mehr so häufig und nicht mehr so intensiv wie früher, aber die Migräne ist all die Jahre über ihr Begleiter geblieben.

Seit 20 Jahren gibt es in Radeberg die Migräne-Selbsthilfegruppe, die sich einmal im Monat im Bürgerhaus trifft. "Ich bin seit den Anfängen dabei", erzählt Hanna Sackmann. "Der Erfahrungsaustausch mit anderen Betroffenen hilft ungemein." Darüber sprechen, wie andere die Krankheit erleben, was ihnen hilft. "Und das Gefühl haben: Ich bin nicht allein."

Das alles sei wichtig und deshalb sei sie froh, mit den anderen Betroffenen vernetzt zu sein. Manchmal lädt die Gruppe auch Experten zum Thema als Referenten ein, beispielsweise wenn es Neuigkeiten aus der Pharmaindustrie zum Thema Migräne gebe. Ihr selbst seien die Treffen derart wichtig, sagt Hanna Sackmann, dass sie ihren Urlaub danach richte. "Ich versuche schon, immer da zu sein."

Ein regelmäßiges Leben hilft vielen Betroffenen

Als bei ihr die Migräneanfälle losgingen, da lebte sie noch mit den Eltern in Worms. Und weil ihr Vater nicht nur Neurologe, sondern auch selbst von Migräne betroffen war, konnte ihr gut geholfen werden. Doch bis das Arzneimittel Triptane auf den Weg kam, war es noch ein langer Weg.

Das Medikament, das Anfang der 1990er-Jahre entwickelt worden war, wurde damals als Revolution gefeiert und erleichtert seitdem das Leben vieler Migräne-Patienten ungemein. "Bis dahin gab es eben nur Aspirin oder Ibuprofen", erinnert sich Hanna Sackmann.

Und weil sie schon seit Jahrzehnten unter Migräne leidet, weiß sie heute ganz genau, was ihr hilft - und was ihr schadet. "Mir hilft es ungemein, ein regelmäßiges Leben zu führen", erzählt sie. "Immer zur gleichen Zeit aufstehen, zur selben Zeit die Mahlzeiten einnehmen, ausreichend trinken." Doch mittlerweile sei die Intensität der Anfälle deutlich weniger geworden. "Ich weiß eigentlich zuverlässig, dass die Medikamente helfen."

Früher, als sie noch viel mit der Familie im Urlaub verreist sei, da hätte sie die Uhr danach stellen können: "Sobald ich von einem längeren Flug Jetlag hatte, kam auch die Migräne."

"Es muss jeder ausprobieren, was einem guttut", sagt Hanna Sackmann. Wenn sich bei ihr ein Migräneanfall ankündigt, dann fahre sie alles herunter und nehme eine Tablette ein. "Hinlegen geht bei mir nicht so gut, dann wird mir meistens noch übler."

Mit der Krankheit arrangiert

Als sie noch als Fremdsprachenkorrespondentin berufstätig war, sei das Verständnis bei den Vorgesetzten unterschiedlich ausgeprägt gewesen, wenn sie mal wieder wegen Migräne ausgefallen sei. "Wer selbst im Familien- oder Freundeskreis Betroffene kennt, der hat meistens mehr Verständnis", berichtet die Radebergerin.

Auch sonst habe die Krankheit sie manchmal im Leben eingeschränkt. "Klar, da hatte man sich etwas vorgenommen und auf einmal kam der Migräneanfall." Und als ihre beiden Töchter noch klein waren, da musste ihr Mann öfter mal einspringen. "Bei einem Migräneanfall ist man ziemlich mit sich selbst beschäftigt."

Doch mittlerweile sei die Intensität der Anfälle deutlich geringer geworden. "Ich weiß eigentlich zuverlässig, dass die Medikamente helfen." Bei vielen Frauen sei das Thema auch mit der Menopause erledigt. "Ich kenne Frauen, die hatten danach nie wieder Migräne."

Hanna Sackmann hat sich indes mit der Krankheit arrangiert. "Sich immer zu fragen: 'Was wäre wenn?', das hilft doch auch nichts." Schätzungen zufolge seien etwa 10 bis 20 Prozent der Weltbevölkerung von Migräne betroffen. "Und leider nimmt es zu, in Bautzen gibt es sogar eine Kinder-Selbsthilfegruppe."

Die Selbsthilfegruppe Migräne trifft sich immer jeden dritten Dienstag im Montag zwischen 17.30 und 19 Uhr im Radeberger Bürgerhaus im Bruno-Thum-Weg. Per E-Mail kann man unter [email protected] mit der Gruppe Kontakt aufnehmen, telefonisch unter (03591) 35 15 86 3. "Oder man kommt einfach vorbei", sagt Hanna Sackmann. "Wir freuen uns über jeden Interessierten."