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Das sagt die AWO zur Kündigung in Radeberg und Wachau

Radeberg und Wachau haben der AWO als Trägerin von Kindertageseinrichtungen gekündigt - als Grund wurde unter anderem eine hohe Personalfluktuation genannt. Dem widerspricht die AWO.

Von Verena Belzer
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Radeberg und Wachau haben ihre Verträge mit der AWO als Trägerin von Kitas und Horten gekündigt. Nun äußert sich die AWO.
Radeberg und Wachau haben ihre Verträge mit der AWO als Trägerin von Kitas und Horten gekündigt. Nun äußert sich die AWO. © Daniel Schäfer

Radeberg/Wachau. Nach den überraschenden Kündigungen der AWO Radeberger Land als Trägerin von Kitas und Horten in Radeberg und Wachau meldet sich nun die AWO zu Wort - sie nimmt diesen Schritt der beiden Gemeinden "mit großem Bedauern zur Kenntnis", wie Vorstandsvorsitzender Norbert van Rennings sagt. Die betroffenen Rathauschefs hingegen, Veit Künzelmann aus Wachau und Frank Höhme aus Radeberg, kritisieren die AWO.

AWO: "Absolut konstante Teams einzusetzen ist unmöglich"

Wachaus Bürgermeister Veit Künzelmann (CDU) hatte den Schritt unter anderem damit begründet, dass die Personalfluktuation in den AWO-Kindertageseinrichtungen zu hoch gewesen sei. Eltern hätten sich beschwert. "Es muss Stabilität in die Einrichtungen kommen", hatte Künzelmann gefordert.

Die AWO als Betreiberin der Kitas Lomnitz und Wachau sowie des Schulhorts gibt zu, dass der Wechsel von Personal in der Kindertagesbetreuung in der Tat eine große Herausforderung darstelle. "Für eine gute Betreuung der Kinder ist ein fester Mitarbeiterstamm unerlässlich", erklärt AWO-Chef Norbert van Rennings.

Dies in allen AWO-Einrichtungen zu gewährleisten, habe "stets höchste Priorität". Doch: "Über Jahre hinweg absolut konstante Teams in den Kitas einzusetzen, ist leider unmöglich. Renteneintritt, Schwangerschaft und Elternzeit oder der Wegzug von Beschäftigten sind die Hauptgründe für Änderungen in der Personalbesetzung, auf die der Träger keinen Einfluss nehmen kann."

Außerdem müssten Personalumsetzungen innerhalb der Trägereinrichtungen bei sich verändernden Kinderzahlen erfolgen, erklärt van Rennings.

In vier Jahren elf Erzieherwechsel in drei Einrichtungen

Er schlüsselt auf: "So fanden im Zeitraum der vergangenen vier Jahre in den drei Einrichtungen in Wachau und Lomnitz mit insgesamt 34 pädagogischen Fachkräften elf Erzieherwechsel statt, darunter fünf aufgrund von Renteneintritt und eine weitere Stelle musste wegen des Abbruchs der Erzieherausbildung neu besetzt werden."

Diese Personalwechselrate liege statistisch im absoluten Normalbereich, argumentiert Norbert van Rennings. "Mit dem in allen Berufsgruppen voranschreitenden Renteneintritt in den nächsten Jahren wird sie auch in der Kindertagesbetreuung sogar noch ansteigen."

Wachaus Bürgermeister Veit Künzelmann (CDU) hingegen stellt klar, dass es nur aus den AWO-Kitas Beschwerden von Seiten der Elternschaft gegeben habe, "und die Kündigung haben wir auch einstimmig im Gemeinderat beschlossen".

Bei der Neuausschreibung der Trägerschaft wolle man nun auch die Kita-Teams beteiligen, "um den Mitarbeitern Sicherheit zu geben". Die AWO Radeberger Land komme für ihn als Träger allerdings nicht mehr in Betracht.

Radeberg: "Kostendeckende Betreibung der Kitas ausgeschlossen"

Die Stadt Radeberg hingegen hatte nicht die hohe Personalfluktuation als Grund für die Kündigung der AWO genannt. Hier sind die Kindertagesstätten Alex Wedding und Liegau-Augustusbad sowie der Hort Süd betroffen.

Norbert van Rennings erklärt: "In der Stadt Radeberg ist die Problematik in der Tat eine andere." Hier habe man sich gezwungen gesehen, eine Anpassung der seit dem 1. Januar 2020 geltenden Kostensätze in den Bereichen der Verwaltungs- und Sachkosten sowie der Weiterbildung, Qualitätssicherung und Fachberatung an das aktuelle Kostenniveau für den Haushalt 2024 zu "erbitten".

Oberbürgermeister Frank Höhme (parteilos) widerspricht: Die AWO habe ihrerseits habe den Vertrag über die Aufbringung der Betriebskosten der Kindertageseinrichtung gekündigt, "ohne im Vorfeld das Gespräch zu suchen". Man sei in der Verwaltung erstaunt über diesen Schritt gewesen. "Das wäre sonst so weitergelaufen wie bisher." Man habe den AWO-Kitas keine höheren Beträge bezahlen können, "wir müssen ja alle Kitas gleich behandeln".

Norbert van Rennings erklärt, dass in Radeberg "eine kostendeckende Betreibung der Kitas zu den geltenden Konditionen in Anbetracht der Kostenentwicklung des letzten Jahres und der bereits bekannten Personalkostensteigerungen im Jahr 2024 schlichtweg ausgeschlossen" sei. Kurz gesagt: Das Geld, das die AWO von Radeberg bekommt, reiche nicht aus.

"Die Erwirtschaftung von Fehlbeträgen ist für unseren Verband als gemeinnütziger Verein Existenz bedrohend", sagt van Rennings. "Deshalb bestand für uns zwingender Handlungsbedarf."

"Tief betroffen" von Kündigung

Was ist nun die Konsequenz aus den Kündigungen? Bis Jahresende wird die AWO weiterhin Trägerin der genannten Kitas und Horte sein - danach wir die Trägerschaft neu ausgeschrieben.

"Sehr gern möchten wir die Zusammenarbeit mit der Stadt Radeberg und der Gemeinde Wachau weiterführen und werden uns an der Neuausschreibung zur Betreibung dieser Kitas beteiligen", teilt nun Norbert van Rennings mit. "Seit über 25 Jahren betreibt unsere AWO die sechs Kindertageseinrichtungen in Wachau, Lomnitz und Radeberg."

Während Veit Künzelmann eine weitere Zusammenarbeit ausschließt, will Frank Höhme zunächst die kommende Ausschreibung abwarten.

"Wenn diese beiden Partner nun den Wunsch hegen, künftig neue Wege zu gehen, so muss das akzeptiert werden", sagt der AWO-Chef. Eine Teilnahme an der Neuausschreibung sei die AWO aber auch ihren Beschäftigten schuldig.

"Die Angst und Verunsicherung, die die Mitarbeiter nach diesen für unseren Verband mehr als überraschenden Kündigungen nun durchleben, machen Vorstand und Geschäftsleitung tief betroffen."