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Nach Räumung des "Heibo"-Camps: Werden bei der Rodung alle Auflagen eingehalten?

Das Protest-Camp gegen die Waldrodung und den Kiesabbau bei Ottendorf-Okrilla ist Geschichte. Es wird gerodet. Doch finden die Arbeiten auch ordnungsgemäß statt? Eine Bürgerinitiative äußert Bedenken.

Von Verena Belzer
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Mittlerweile gerodet: Die Waldfläche im Waldstück "Heibo", in dem sich ein Protest-Camp gegen den Kiesabbau gebildet hatte, wurde im Februar dieses Jahres von der Polizei geräumt.
Mittlerweile gerodet: Die Waldfläche im Waldstück "Heibo", in dem sich ein Protest-Camp gegen den Kiesabbau gebildet hatte, wurde im Februar dieses Jahres von der Polizei geräumt. © Archivbild: SZ/Veit Hengst

Ottendorf-Okrilla. Im Februar stand Ottendorf-Okrilla im Fokus der überregionalen Berichterstattung: 500 Polizisten räumten damals ein Waldstück im Heidebogen, in dem Aktivisten ein Protest-Camp gebaut hatten. Rund eineinhalb Jahre hatten die Frauen und Männer in Zelten im Wald gewohnt. Mit ihrer Aktion wollten sie die Rodung des Waldes und den geplanten Kiesabbau im "Heibo" verhindern.

Doch mit der Räumung des Camps war klar: Ihr Vorhaben war gescheitert. Die Rodung konnte beginnen. Doch trotz der Niederlage gegen das Ottendorfer Kieswerk und die zuständigen Behörden haben die Aktivisten viel erreicht. Es ist eine Aufmerksamkeit für das Thema entstanden, die nachwirkt.

Und es gibt nach wie vor Menschen, die ganz genau hinschauen, was im Heidebogen passiert. Schon seit Langem ist beispielsweise die Bürgerinitiative "Würschnitz contra Kiesabbau" aktiv. Für deren Vorsitzende Elisabeth Lesche ist das Thema "Heibo" noch lange nicht beendet - "jedes Jahr werden nun in Tranchen fünf Hektar Wald gerodet. Das Thema wird uns weiter begleiten". Und was aktuell im "Heibo" passiere, das macht der Würschnitzerin große Sorgen.

Elisabeth Lesche kämpft schon lange gegen den Kiesabbau im Heidebogen.
Elisabeth Lesche kämpft schon lange gegen den Kiesabbau im Heidebogen. © SZ/Veit Hengst
Im "Heibo" finden aktuell Gehölzbeseitigungen statt - all das sind Vorbereitungen für den späteren Kiesabbau.
Im "Heibo" finden aktuell Gehölzbeseitigungen statt - all das sind Vorbereitungen für den späteren Kiesabbau. © privat
Aktivisten hatten ein Protest-Camp eingerichtet.
Aktivisten hatten ein Protest-Camp eingerichtet. © SZ/Veit Hengst
Um die Räumung hatte es lange auch juristische Auseinandersetzungen gegeben.
Um die Räumung hatte es lange auch juristische Auseinandersetzungen gegeben. © SZ/Veit Hengst
Im Februar räumten 500 Polizisten das Camp, in dem zu dem Zeitpunkt 50 Menschen waren.
Im Februar räumten 500 Polizisten das Camp, in dem zu dem Zeitpunkt 50 Menschen waren. © SZ/Veit Hengst
Die Räumung verlief nahezu gewaltfrei.
Die Räumung verlief nahezu gewaltfrei. © SZ/Veit Hengst
Die Aktivisten hatten zuvor schon über eineinhalb Jahre lang im Wald gelebt.
Die Aktivisten hatten zuvor schon über eineinhalb Jahre lang im Wald gelebt. © Kristin Richter

Werden die behördlichen Auflagen eingehalten?

"Wir haben Sorge, dass die aktuelle Rodung des Waldgebiets ohne jegliche fachliche Aufsicht stattfindet", sagt Elisabeth Lesche. In den behördlichen Auflagen, unter denen die Rodung aktuell stattfindet, sei vermerkt, dass beispielsweise Reptilien in deren Aktivitätszeit vor Beginn der Rodungsarbeiten umgesetzt werden müssten. "Dieses Abfangen hat nach unserer Kenntnis nicht stattgefunden", sagt Lesche. "Die Aktivitätszeit findet von Ende März bis Ende September statt. Danach halten die Tiere Winterschlaf."

Gerade in den vergangenen Wochen, in denen es noch hochsommerlich warm gewesen ist, seien zum Beispiel Glattnattern besonders aktiv gewesen. Die Gefahr: Werden diese Tiere nicht in ein anderes Habitat versetzt, sind sie den großen Maschinen ausgesetzt. "Die Tiere zu töten ist nicht gestattet", stellt die BI-Vorsitzende klar. "Doch wohin wurden sie gebracht, wenn sie denn umgesetzt worden sein sollten?"

Die Gehölzbeseitigungen auf den Waldflächen seien laut Vorgaben außerdem außerhalb der Brut- und Aufzuchtzeit diverser Vogelarten durchzuführen - und zwar nicht vor Ende September. Wie von der Bürgerinitiative zur Verfügung gestellte Bilder zeigen, ist es allerdings bereits im September zu eben jenen Arbeiten im Wald gekommen.

Außerdem: Sollte eine Gehölzbeseitigung während der Brut- und Aufzuchtzeit nachweislich zwingend erforderlich sein, sei dies der unteren Naturschutzbehörde im Landratsamt Bautzen anzuzeigen, heißt es in den Vorgaben.

Wohin wurden die "Heibo"-Reptilien gebracht?

Das Landratsamt Bautzen lässt einen umfangreichen Fragenbogen von Sächsische.de nahezu unbeantwortet. Eine Pressesprecherin schreibt auf Anfrage: "Ich bestätige hiermit, dass die Untere Naturschutzbehörde von den laufenden Arbeiten im Bereich des ehemaligen Protestcamps 'Heibo' Kenntnis hat. Die Arbeiten erfolgen derzeit im Rahmen der bestehenden Genehmigungen und unter ökologischer Baubegleitung. Die Reptilien wurden in ihrer Aktivitätsphase abgefangen und umgesetzt."

Doch wohin wurden die Reptilien gebracht? Gibt es Beweise in Form von Fotos? Wie viele Reptilien wurden umgesetzt? Um welche Tiere handelt es sich konkret? Auf all diese Fragen bleibt die Behörde eine Antwort schuldig.