Radeberg
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Was unternimmt Radeberg gegen Vandalismus am Bahnhof?

Wandschmierereien, kaputte Sanitäranlagen, vermüllte Ecken: Im Radeberger Bahnhof liegt einiges im Argen. Was nun dagegen getan wird.

Von Rainer Könen
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Blick in eine Herrentoilette auf dem Radeberger Bahnhof.
Blick in eine Herrentoilette auf dem Radeberger Bahnhof. © Marion Doering

Radeberg. Es ist wie überall im Leben: Der erste Eindruck zählt, bleibt lange haften. Wer in Radeberg aus dem Zug steigt, die kühl wirkende Bahnhofshalle betritt, bekommt schnell mit, dass hier einiges nicht so ist wie es sein sollte. Vor allem, wenn man die Sanitäranlagen aufsucht. Entweder sind die mit Graffitis beschmiert, kaputt oder funktionieren nicht. Auch am Außengebäude sieht man oft Schmierereien, finden sich im und um das Bahnhofsgebäude häufig vermüllte Ecken.

Kein Wunder, wenn Reisende angesichts dieser Verhältnisse die Nase rümpfen und kein gutes Bild von der Bierstadt bekommen.

Was sehr ärgerlich ist - auch für diejenigen, die sich um den Zustand des Bahnhofsgebäudes kümmern. Das über 120 Jahre alte Gebäude, das die Stadt an die Radeberger Wohnbau GmbH vermietet hat, rückt seit Jahren in den Fokus der Öffentlichkeit. Zumeist im negativen Sinn. Was für diejenigen, die hier leben und täglich mit der Bahn zur Arbeit fahren, mittlerweile zu einer Art Abstumpfungseffekt geführt hat. Kaum einer regt sich noch auf, wenn die Toilettenanlagen nicht funktionieren oder der Müll herumliegt.

Schäden in Höhe von 4.600 Euro in einem Jahr

Ein Vormittag auf dem Radeberger Bahnhof. Auf dem Bahnsteig warten Fahrgäste auf den Zug nach Dresden. Ein junger Radeberger, der dreimal pro Woche nach Klotzsche fährt, erklärt, dass diese Missstände womöglich darauf zurückzuführen seien, weil es "hier kaum Ordnungskräfte gibt".

Zwei Frauen, die bei einem Dresdner Reinigungsunternehmen beschäftigt sind und täglich mit der Bahn zur Arbeit fahren, finden, dass man sich nicht wundern müsse, wenn am Bahnhof etliches im Argen liegt. Gäbe es ein paar Geschäfte mehr, ein florierendes Einkaufsleben, hätte man das Vandalismusproblem nicht, finden die beiden Radebergerinnen.

Im vergangenen Jahr, berichtet Sven Lauter, Geschäftsführer der Radeberger Wohnbau GmbH, habe man im Bahnhofsgebäude "Schäden in Höhe von 4.600 Euro" beseitigen müssen. In diesem Betrag seien auch die Kosten für die Beseitigung von Graffitis enthalten. Auch die beschädigten und defekten Toilettenanlagen habe man erneut reparieren müssen. Diese werden nun ständig beaufsichtigt und "täglich gereinigt", sagt Lauter. Was sich auf die Unterhaltungskosten niederschlage.

Einbruchsversuch in Bahnhofshalle

Doch damit nicht genug. Im vergangenen Jahr, erzählt Lauter, habe es auch einen Einbruchsversuch in der Bahnhofshalle gegeben. Dabei sei eine Glastür zerstört worden. Konnte man die Täter erwischen? Darüber habe man keine Informationen bekommen.

Von außen ein schönes Gebäude - der Radeberger Bahnhof.
Von außen ein schönes Gebäude - der Radeberger Bahnhof. © Marion Doering

Der Wohnbau-Geschäftsführer erzählt, dass das Bahnhofsareal seit der Wende oft ins Blickfeld von Zeitgenossen gerate, die sich dort austobten. Ein Gesellschaftsproblem? Möglicherweise. Dass Bahnhöfe aber nicht nur reine Wartehallen sind, sondern darüber hinaus auch kulturelle Funktionen haben können, sieht man in etlichen anderen Kommunen im Land. Wo sich pragmatisch-eingerichtete Bahnstationen in farbige und lebendige Kulturbahnhöfe verwandeln, spielt Vandalismus kaum noch eine Rolle. Bestes Beispiel ist da der Dresdner Neustadt-Bahnhof, wo alljährlich Ausstellungen und Umweltprojekte durchgeführt werden.

Umwandlung in einen Kulturbahnhof möglich?

Die Stadt Radeberg, die 2004 das heruntergekommene Gebäude erwarb, investierte seinerzeit einiges in die Sanierung des denkmalgeschützten Gebäudes. Am 25. Juli 2007 war es dann so weit: Die Bahnstation wurde für die Reisenden freigegeben. Die Kosten für die Sanierung: rund 2,3 Millionen Euro.

Frage an den Geschäftsführer der Radeberger Wohnbau GmbH: Sollte man den Radeberger Bahnhof perspektivisch auch zu einem Kulturbahnhof umwandeln, darauf vertrauend, dass dann endlich Ruhe einkehrt? "Das kann nur der Eigentümer entscheiden", sagt Sven Lauter. Der Wohnbau-Geschäftsführer ist allerdings skeptisch, glaubt nicht, dass man das Problem mit Kunstprojekten oder dergleichen aus der Welt schaffen könne. "So was gelingt nur in großen Bahnhöfen, wo es mehr Ladengeschäfte gibt und mehr Sicherheitskräfte unterwegs sind."

Und in Radeberg? Setzt man erst mal weiter auf Bewährtes, wenn auch in verstärkter Form. Städtische Ordnungskräfte sowie die Polizei sollen dort häufiger als bisher präsent sein. Die Videoüberwachung ist hingegen ist bereits an ihrem gesetzlich zulässigen Limit.

Transparenzhinweis: In einer früheren Version haben wir geschrieben, die Videoüberwachung solle intensiviert werden. Das ist falsch. Wir bitten den Fehler zu entschuldigen.

Haben Sie Anregungen, Wünsche oder Themen, die Sie bewegen? Dann kontaktieren Sie uns gerne per E-Mail [email protected].