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S177-Neubau: Leppersdorferin kommt nicht mehr nach Hause

Nach Leppersdorf kommt man nur noch aus Richtung Radeberg. Von Pulsnitz aus müssen Anwohner sieben Kilometer weiter einmal um den Ort herum - und im schlimmsten Fall kommen sie erstmal gar nicht mehr nach Hause.

Von Siri Rokosch
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Manuela Paul und andere Einwohner aus Leppersdorf wünschen sich, dass die neue A4-Auffahrt Richtung Görlitz jetzt schon freigegeben wird.
Manuela Paul und andere Einwohner aus Leppersdorf wünschen sich, dass die neue A4-Auffahrt Richtung Görlitz jetzt schon freigegeben wird. © Marion Doering

Wachau. Im Wachauer Ortsteil Leppersdorf wird derzeit die neue Umgehungsstraße S177 gebaut. Für die Anwohner heißt das, sie können nicht mehr von Pulsnitz kommend nach Hause, sondern müssen einmal rund um Leppersdorf herum über die neue S177 und dann aus Richtung Radeberg kommend über die S95 nach Hause fahren. Die Anwohnerin Manuela Paul kam an einem Tag sogar überhaupt nicht nach Hause. Sie musste in Großröhrsdorf einen Kaffee trinken gehen.

Die blau gezeigte alte Autobahn-Auf- und Abfahrt Richtung Görlitz ist noch frei. Die neue Anschlussstelle, rot eingezeichnet, in Richtung Görlitz ist bereits gebaut, aber noch nicht freigegeben. Das wäre aber ideal für die Anwohner, denn auch die Straße n
Die blau gezeigte alte Autobahn-Auf- und Abfahrt Richtung Görlitz ist noch frei. Die neue Anschlussstelle, rot eingezeichnet, in Richtung Görlitz ist bereits gebaut, aber noch nicht freigegeben. Das wäre aber ideal für die Anwohner, denn auch die Straße n © SZ Grafik

Das Problem: Leppersdorf nur noch von Richtung Radeberg aus überhaupt erreichbar

Manuela Paul wollte einfach nur nach Hause, von Radeberg her kommend. "Anfang Februar gab es aber auf der S95 einen Unfall. Die Straße nach Leppersdorf war gesperrt", erzählt sie. "Man durfte nur noch nach rechts Richtung Kleinröhrsdorf abbiegen. Geradeaus nach Leppersdorf war gesperrt und nach links Richtung Wachau auch." Doch nach Kleinröhrsdorf zu fahren, half ihr nicht, denn von Kleinwolmsdorf aus kommt man nicht nach Leppersdorf. "So fuhr ich nach Großröhrsdorf und trank dort so lange Kaffee, bis die Straßensperrung aufgehoben wurde", erzählt die Leppersdorferin.

Sie hat sich die Situation genau angesehen, und bemängelt, dass Leppersdorf nur noch von Richtung Radeberg aus überhaupt erreichbar sei. "Die neue S177 führt uns sieben Kilometer weit einen Umweg, rund ums Dorf. Nach der alten A4-Anschlussstelle Richtung Görlitz ist die S95 nach Pulsnitz gesperrt", erklärt sie. An den vielen Durchgangsverkehr hätten sich die Anwohner durch das Milchwerk der Unternehmensgruppe Theo Müller bereits gewöhnt, doch jetzt sei es schlimmer als früher.

Die Freigabe der gesamten Neubaustrecke der S177 in dem Bereich Leppersdorf ist für diesen Herbst geplant. Bis dahin soll alles so bleiben wie es ist.

Neu gebaut wird bis dahin noch die Abfahrt nach Leppersdorf am neu gebauten Kreisverkehr an der S95. Dort fehlt derzeit die komplette Straße, denn bis September soll die Brücke über die A4 an der alten Anschlussstelle Pulsnitz saniert werden. Über diese Brücke führt dann die Verbindungsstraße S95 Leppersdorf - Pulsnitz

Erst danach sei der Rückbau der alten A4-Anschlussstelle Pulsnitz in Richtung Görlitz/Bautzen geplant, sagt das Landesamt für Straßenbau und Verkehr (Lasuv). Und genau hier sehen Anwohner wie Manuela Paul die Lösung.

Mögliche Lösung: neue A4-Anschlussstelle Pulsnitz in Richtung Görlitz/Bautzen jetzt schon freigeben

Bis die neue Staatsstraße S177 fertig ist, könnte die neue A4-Anschlussstelle Pulsnitz in Richtung Görlitz/Bautzen bereits jetzt schon freigegeben werden. Paul erklärt: "Dann könnten wir von der neuen Auffahrt Richtung Görlitz bis zur alten Anschlussstelle Pulsnitz Richtung Görlitz über die A4 fahren, und kämen somit besser nach Hause. Sogar mein Navi schlägt mir das schon vor, nur auffahren darf ich nicht."

Die neue A4-Anschlussstelle Pulsnitz in Richtung Görlitz/Bautzen ist bereits fertig gebaut. Die alte soll erst im Spätherbst abgebaut werden. Über die Autobahn führt die vorgeschlagene Entlastungsstrecke auf einer Länge von etwa 500 Metern von der neuen bis zur alten A4-Anschlussstelle Pulsnitz. Man würde am Milchwerk an der S95 wieder abfahren.

Die alte A4-Abfahrt in Leppersdorf von Görlitz/Bautzen kommend ist bereits beseitigt worden.

Paul erklärt zudem: "Ich kann mir vorstellen, dass auch für Rettungswagen und Feuerwehr diese Strecke sinnvoller wäre, denn durch die sieben Kilometer Umleitung kommen Rettungsdienste zumindest aus Pulsnitz kommend langsamer nach Leppersdorf."

Bürgermeister Veit Künzelmann: "Glaube nicht, dass dies genehmigt wird.

Bislang ist die neue Anschlussstelle in Leppersdorf Richtung Görlitz/Bautzen noch gesperrt. Wachaus Bürgermeister Veit Künzelmann (CDU) hatte sich nach eigener Aussagen noch persönlich dafür eingesetzt, dass die alte Anschlussstelle länger geöffnet bleibt, wegen des Lkw-Verkehrs zum Milchwerk, doch wie er sagt: "Leider ohne Erfolg."

Die vorgeschlagene Lösung, die 500 Meter über die A4 von der alten zu neuer Anschlussstelle zu fahren, sieht er kritisch, denn: "Ich glaube nicht, dass dies genehmigt wird. Die Auffahrten müssen einen bestimmten Abstand haben. In München und Berlin gibt es auch so nahe Auf- und Abfahrten auf den Autobahnen, aber bei Neubauten ist das meines Wissens nach nicht mehr zulässig."

Franz Grossmann vom Lasuv bestätigt: "Bisher steht aus Richtung Bautzen kommend nur die neue Anschlussstelle Pulsnitz, aus Richtung Dresden kommend nur die alte Anschlussstelle Pulsnitz zur Verfügung. Bezüglich der neuen S 95/Ortsumgehung Leppersdorf sind Möglichkeiten zur Anpassung der bestehenden und mit den zuständigen Verkehrsbehörden abgestimmten Verkehrsführungen derzeit nicht gegeben."

Das Lasuv teilt auf Nachfrage mit: "Der derzeitigen Erschwernisse insbesondere für die Leppersdorfer Anwohner sind wir uns bewusst. Entsprechend ist der planmäßige Fortgang der Arbeiten oberstes Ziel aller am Gesamtvorhaben Beteiligten", so Pressesprecher Grossmann.

Allerdings seien "zur Verkehrsführung im Vorfeld intensive Abstimmungen mit allen Beteiligten erfolgt. Möglichkeiten zur Anpassung der bestehenden und mit den zuständigen Verkehrsbehörden abgestimmten Verkehrsführung sind aktuell nicht gegeben", betont er. Ausführlich könne sich das Lasuv zu dem Vorschlag einer schnellen Freigabe der neuen A4-Anschlussstelle Pulsnitz/Leppersdorf in Richtung Görlitz/Bautzen erst in der kommenden Woche äußern.

Die Unternehmensgruppe Theo Müller wollte sich zu der aktuellen Verkehrssituation nicht äußern, obwohl schätzungsweise hunderte Lkw das Werk in Leppersdorf täglich anfahren oder beladen verlassen und von der längeren Streckenführung betroffen sind.

Nach der endgültigen Fertigstellung der S177 im Herbst wird es möglich sein, Dresden im Osten komplett zu umfahren.

Wenn auch die Ortsumfahrungen von Eschdorf und Wünschendorf freigegeben sind, fehlt nur noch der rund drei Kilometer lange Abschnitt Eschdorf-Kleinerkmannsdorf zur kompletten Dresdner Ostumfahrung.