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Kein lärmarmer Asphalt auf der Pulsnitzer Straße in Radeberg - Anwohner hoffen auf Tempo 30

Die Pulsnitzer Straße in Radeberg ist teilweise gesperrt. Anwohner hoffen auf lärmreduzierende Maßnahmen - entsprechender Asphalt wird jedoch nicht verlegt. Die Gründe.

Von Verena Belzer
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Lärm-Hotspot: Die Pulsnitzer Straße ist Radebergs Hauptverkehrsader und verursacht damit besonders viel Lärm.
Lärm-Hotspot: Die Pulsnitzer Straße ist Radebergs Hauptverkehrsader und verursacht damit besonders viel Lärm. © Christian Juppe (Archiv)

Radeberg. Momentan ist die Pulsnitzer Straße wegen Kanalarbeiten gesperrt - doch wie wird sich Radebergs Hauptverkehrsader nach der Maßnahme präsentieren? Werden die Bauarbeiten genutzt, um in den Augen vieler Anwohner dringende Lärmschutzmaßnahmen zu realisieren?

Die Pulsnitzer Straße ist ein Lärm-Hotspot - alle fünf Jahre errechnet das Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie den Verkehrslärm auf Sachsens Straßen und weist besondere Lärm-Schwerpunkte aus. Diese ergeben sich aus der Lärmbelastung und der Zahl der davon betroffenen Einwohner. Nun gibt es aufgrund der Bauarbeiten die Möglichkeit, dass Radeberg sich von dieser unrühmlichen Liste verabschiedet. Als wissenschaftlicher Hintergrund könnte der Radeberger Lärmaktionsplan von 2018 dienen, der etliche Maßnahmen zur Lärmreduzierung beinhaltet. Dabei geht es unter anderem um den verlegten Asphalt auf der Straße.

In dem vom Leipziger Ingenieurbüro HL erstellten Gutachten heißt es: "Infolge der Ergebnisse der Maßnahmenbetrachtung lässt sich bilanzieren, dass durch die Reduzierung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit auf Tempo 30, aber auch durch den perspektivischen Einbau eines lärmarmen Asphalts sich insbesondere an der Dresdener und der Pulsnitzer Straße die Lärmbetroffenheit signifikant senken lässt." Wie geht die Stadt nun weiter vor?

Stadt verzichtet auf lärmarmen Asphalt

Auf Nachfrage von Sächsische.de teilt die Radeberger Stadtverwaltung mit, dass weder Flüsterasphalt noch lärmmindernder Asphalt verlegt wird. "Bei der Deckenerneuerung einer Teilstrecke der Pulsnitzer Straße kommt Asphaltbeton zum Einsatz", erklärt Pressesprecherin Sarah Günther. Diese Vorgabe stamme vom Landesamt für Straßenbau und Verkehr (Lasuv).

Die Erfahrung habe gezeigt, dass sich Flüsterasphalt und lärmmindernder Asphalt aufgrund der Vielzahl an Hohlräumen sehr schnell zersetze und dadurch nach relativ kurzer Zeit den Reifen weniger Grip biete. "Auch führen die Hohlräume zu einer wesentlich geringeren Haltbarkeit des Asphaltes", erläutert Sarah Günther. Zudem wirke sich die Lärmminderung der Rollgeräusche um ein bis zwei Dezibel bei innerstädtischen Geschwindigkeiten nicht aus, da hier die Motorengeräusche die Rollgeräusche übertönten, heißt es weiter.

Anwohner hoffen auf Tempo 30 auf der Pulsnitzer Straße

Anwohner an der Pulsnitzer Straße hätten sich von der Stadt eine andere Entscheidung gewünscht. Einer, der auch im Namen seiner Nachbarn bereits im Stadtrat vorgesprochen hat, ist Berthold Schubert. "Die Idee mit dem lärmmindernden Asphalt kommt ja nicht von mir, es steht so im Lärmaktionsplan", sagt er. Nun will er sich darauf konzentrieren, dass wenigstens Tempo 30 eingeführt wird.

Die Stadtverwaltung hatte im September angekündigt, dass nach Abschluss der Kanalsanierungsarbeiten eine Neubewertung der Lärm-Situation auf der Pulsnitzer Straße beim Lasuv erwirkt werden soll. Im Bereich des Krankenhauses wolle man auf jeden Fall eine Höchstgeschwindigkeit von 30 Stundenkilometern einführen, hieß es damals.

Grüne kritisieren Nicht-Umsetzung des Lärmaktionsplans

Der neue Parkplatz mit seinen 119 Plätzen sorge zusätzlich für Unterbrechungen des Verkehrs, argumentiert Rolf Daehne, Vorsitzender der Grünen-Regionalgruppe Radeberger Land.
Der neue Parkplatz mit seinen 119 Plätzen sorge zusätzlich für Unterbrechungen des Verkehrs, argumentiert Rolf Daehne, Vorsitzender der Grünen-Regionalgruppe Radeberger Land. © Plan: Stadtverwaltung Radeberg

Einer, der sich ebenfalls über die Nicht-Umsetzung des Lärmaktionsplans ärgert, ist Rolf Daehne, Vorsitzender der Grünen-Regionalgruppe Radeberger Land. "Wozu werden diese Konzepte und Pläne erarbeitet, wenn sie dann in der Schublade verschwinden und nie umgesetzt werden?", fragt er. Der Lärmaktionsplan sei von einer neutralen Instanz auf wissenschaftlicher Basis erstellt worden. "Und das wird dann trotzdem ignoriert", ärgert sich Rolf Daehne.

Auch er ist für Tempo 30 auf der Pulsnitzer Straße. Der Lärm sei ein riesiges Problem, die Straße eindeutig als Lärmquelle identifiziert. "Viel schneller als Tempo 30 kann man auf der Pulsnitzer Straße sowieso nicht fahren", sagt Daehne. Aufgrund der permanenten Einfahrten und Kreuzungen sei durchgängig Tempo 50 nicht möglich. "Da kommen die Einfahrt zu Lidl, die Ampel an der Oberstraße, die Einfahrten zu Edeka und Multipolster", zählt er auf. "Später kommt die Feuerwehr, das Bürgerhaus und der neue Parkplatz an der Pulsnitzer Straße."

Auf dem neuen Parkplatz entstehen nach Angaben der Stadt 119 Parkplätze, zudem 13 Parkplätze für Motorräder und vier Wohnmobilstellplätze. "Auch das wird für eine hohe Frequenz führen von Autos, die auf den Parkplatz und wieder hinaus wollen und damit für Unterbrechungen sorgen", sagt Daehne. "Ich bin dringend dafür, die Empfehlungen umzusetzen, sonst können wir uns künftig entsprechende Konzepte auch sparen."

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