Radeberg
Merken

Kommen Tempo 30 und Radspuren auf der Pulsnitzer Straße in Radeberg?

Die Pulsnitzer Straße in Radeberg ist wegen Kanalarbeiten gerade teilweise gesperrt. Anwohner erhoffen sich nun in Zuge der Bauarbeiten lärmreduzierende Maßnahmen. Kommen Tempo 30 und Radspuren?

Von Verena Belzer
 4 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Berthold Schubert lebt gerne in Radeberg. Nun wünscht er sich im Zuge der Baumaßnahmen auf der Pulsnitzer Straße lärmmindernde Maßnahmen - zum Beispiel Tempo 30.
Berthold Schubert lebt gerne in Radeberg. Nun wünscht er sich im Zuge der Baumaßnahmen auf der Pulsnitzer Straße lärmmindernde Maßnahmen - zum Beispiel Tempo 30. © Christian Juppe

Radeberg. Berthold Schubert lebt gerne in Radeberg. Der 80-jährige Ingenieur stammt aus dem Westerzgebirge und ist im vergangenen Jahr hierhergezogen. Er wollte nach dem Tod seiner Frau in der Nähe seiner Tochter sein, die in Klotzsche wohnt. "Die Menschen sind nett, ich genieße die zentrale Lage", sagt Schubert, der eine Wohnung in der Langbeinstraße gekauft hat. "Man kann zu Fuß einkaufen gehen und von hier aus tolle Spaziergänge unternehmen." Und doch trübt etwas seine Freude über sein neues Zuhause in Radeberg: der Lärm an der Pulsnitzer- und der Langbeinstraße.

Anwohner und medizinische Praxen von Lärm betroffen

"Momentan fühlt sich das wie ein Kurzentrum an, man lebt richtig auf", sagt Berthold Schubert. Die Sperrung auf der Pulsnitzer Straße führt zu weniger Verkehr und damit auch weniger Lärm. Der 80-Jährige hofft nun, dass die Stadt im Zuge der Bauarbeiten lärmmindernde Maßnahmen umsetzt. "Wenn nicht jetzt, wann dann?" Jetzt sei der ideale Zeitpunkt.

Wegen Unebenheiten und Straßenschäden komme es vor allem durch Lkws zu erheblichem Lärm, berichtet Schubert. "Das kracht dann wie Donnerschläge. Davon reicht einer, um nachts wach zu werden." Und nicht nur er empfinde das so, stellt Schubert klar.

"Besonders betroffen vom Straßenlärm ist die Praxis der Kinderärztin und die Gemeinschaftspraxis der Logopädie, die sich unmittelbar an der Lärmquelle befinden, mit beiden habe ich gesprochen." Bei Hörtests bei Kindern sei der Lärm ein Problem, habe ihm Kinderärztin Katrin Andraczek berichtet.

Berthold Schubert hat nachgerechnet: Betroffen sind von der Langbeinstraße 1 bis 6 und in der Eckbebauung an der Pulsnitzer Straße 79 Wohnungen und fünf medizinische Praxen. Und für sie alle sei die Lebens- und Arbeitsqualität aufgrund des Lärms eingeschränkt.

Vorstellung des Anliegens im Radeberger Stadtrat

Doch Berthold Schubert geht es nicht nur um den Lärm. Er sieht in dieser Ecke der Pulsnitzer Straße auch eine Gefahrenquelle. "Die Pulsnitzer Straße hier zu überqueren, ist wirklich gefährlich", sagt er. "Und mit dem Auto muss man sich auf den gegenüberliegenden Verkehrsspiegel verlassen. Ist der nass oder mit Raureif belegt, sieht man nichts."

Diese Gemengelage auf der Pulsnitzer- und der Langbeinstraße haben Berthold Schubert veranlasst, sich an die Stadtverwaltung zu wenden. Bei Oberbürgermeister Frank Höhme (parteilos) war er mit diesem Thema auch in einer Bürgersprechstunde. Der wiederum hat sein Anliegen an Ordnungsamtschefin Mandy Thümer weitergeleitet.

Mit deren Antwort war Berthold Schubert nicht sehr glücklich. Die Voraussetzungen zur Anordnung einer Geschwindigkeitsbeschränkung lägen nicht vor, hieß es. Doch nun kommt wohl doch Bewegung in die Angelegenheit - möglicherweise auch, weil Schubert eben nicht klein beigab, sondern nachhakte. Persönlich legte er sein Anliegen im Stadtrat vor.

Lärmaktionsplan empfiehlt Tempo 30 auf der Pulsnitzer Straße

Dort verwies er auch auf den Radeberger Lärmaktionsplan aus dem Jahr 2018. Darin wurde auch für die Pulsnitzer Straße Tempo 30 empfohlen, weil die gesundheitsgefährdenden Schwellenwerte von 65 Dezibel am Tag und 55 Dezibel in der Nacht überschritten würden. Zudem sei der Einbau von lärmarmem Asphalt eine geeignete Maßnahme, ebenso wie Schutzstreifen für Radfahrer. Außerdem wollte er wissen, warum auf dem unteren Teil der Langbeinstraße Tempo 30 gelte, auf dem oberen aber nicht?

Stadt Radeberg kündigt Tempo 30 vor Krankenhaus an

Auf Nachfrage von Sächsische.de antwortet die Stadtverwaltung zum Thema Tempo 30 auf der Pulsnitzer Straße, dass zwar nach aktueller Berechnung die Grenzwerte für eine verkehrsrechtliche Anordnung nicht reichen. "Nach Fertigstellung der jetzigen Kanal- und Straßenbaumaßnahme auf der Pulsnitzer Straße soll erneut eine Stellungnahme, also eine Neubewertung, beim Landesamt für Straße und Verkehr erwirkt werden", schreibt Stadtsprecherin Sarah Günther.

Außerdem sei eine beidseitige Markierung für Radstreifen geplant, hierzu erfolge noch eine Abstimmung mit dem Lasuv. Unabhängig davon sei ohnehin bereits Tempo 30 im unmittelbaren Bereich von sensiblen Einrichtungen wie Kitas, Schulen oder Krankenhäusern anzuordnen. "Das wird mit Abschluss der derzeitigen Baumaßnahme auf der Pulsnitzer Straße am Krankenhaus auch umgesetzt."

Auch auf der Langbeinstraße könnte Tempo 30 kommen

Und auch für den oberen Abschnitt der Langbeinstraße schließt die Stadt nicht kategorisch aus, auch hier Tempo 30 einzuführen. "Auch hier soll es nach Fertigstellung sowie verkehrlicher Bewertung der Straßenbaumaßnahme Pulsnitzer Straße und nach der Beendigung des Verkehrsversuchs im unteren Abschnitt eine Neubewertung geben", erklärt Sarah Günther.

Haben Sie Anregungen, Wünsche oder Themen, die Sie bewegen? Dann kontaktieren Sie uns gerne per E-Mail [email protected].