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Durcheinander in der Radeberger Innenstadt: Kommt ein neues Radwegekonzept?

Radebergs neue Ordnungsamtsleiterin Mandy Thümer will das Thema Radverkehr auf die Agenda setzen. Das ist aus Sicht vieler Radeberger nötig - denn in der Innenstadt herrscht ein teils gefährliches Durcheinander.

Von Verena Belzer
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Was gilt denn nun? Die Pirnaer Straße ist stadtauswärts eigentlich für Auto- und Fahrradfahrer gesperrt - doch die Routenbeschreibung zeigt etwas anderes.
Was gilt denn nun? Die Pirnaer Straße ist stadtauswärts eigentlich für Auto- und Fahrradfahrer gesperrt - doch die Routenbeschreibung zeigt etwas anderes. © Marion Doering

Radeberg. Als Frank Höhme Radebergs neuer Oberbürgermeister wurde, bemängelte er unter anderem, dass sich einige der städtischen Arbeitsgemeinschaften zu selten treffen. "Hier sehe ich Handlungsbedarf", hatte Frank Höhme gegenüber Sächsische.de gesagt. "Ich sehe seitens der Verwaltung die Pflicht, aktiver zu werden."

Ein Problem der vergangenen Monate sei gewesen, dass einige Rathaus-Mitarbeiter in den Ruhestand gegangen seien oder die Verwaltung verlassen hätten, die für die Organisation der AGs zuständig waren. Doch nun ist Besserung in Sicht.

AG Radwegenetz soll wiederbelebt werden

Mandy Thümer, seit Anfang des Jahres die neue Chefin des Radeberger Ordnungsamts und damit für zwölf Mitarbeiter und für die Themen Verkehr, Vollzugsdienst, Gewerbeamt, Meldetestelle und Standesamt zuständig, kündigt im Gespräch mit Sächsiche.de an, die städtischen AGs wiederzubeleben.

Die AG Radewegenetz hatte sich zuletzt im Jahr 2021 getroffen. Sie sei schlicht eingeschlafen, kritisierte im vergangenen Jahr unter anderem Rolf Daehne, früherer Grünen-Stadtrat und engagiertes Mitglied der AG.

Hat viel vor: Mandy Thümer, Radeberges neue Ordnungsamtsleiterin.
Hat viel vor: Mandy Thümer, Radeberges neue Ordnungsamtsleiterin. © Marion Doering

"Ich will mit allen konstruktiv zusammenarbeiten", sagt Mandy Thümer. Die AG wolle sie im April zur ersten Sitzung unter ihrer Ägide einladen. "Und den Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC) will ich gleich mit einladen."

Arbeit gibt es genug: Schon seit geraumer Zeit kritisieren einige Fahrradfahrer einen "Radewege-Irrsinn" in Radeberg. Vor allem in der Innenstadt gibt es Ecken, an denen völlig unklar ist, welche Verkehrsregel gilt. Die Routenbeschreibung für Radfahrer zeigt auf der Pirnaer Straße beispielsweise stadtauswärts - doch die Straße ist für Fahrrad- und Autofahrer in diese Richtung gesperrt.

Wildes Fahren in alle Richtungen ist hier die Folge. Und nicht nur dort. Auf der Hauptstraße sieht es ganz ähnlich aus - auch hier fahren regelmäßig Fahrradfahrer entgegen der Einbahnstraße stadtauswärts.

"Kein Fan von Überregulierung"

"Grundsätzlich bin ich der Öffnung von Einbahnstraßen für Fahrradfahrer nicht abgeneigt", sagt Mandy Thümer. "Und vor allem bin ich kein Fan von Überregulierung." Thümer, die nach ihrer Ausbildung bei der Polizeiverwaltung eine nebenberufliche Weiterbildung zur Verwaltungsfachwirtin absolviert hat, kennt sich auch beim Thema Verkehr aus: Sie hat einige Zeit bei der Dresdner Straßenverkehrsbehörde gearbeitet. Sie weiß also, was geht - und was nicht.

"Man muss sich in die Lage eines Ortsfremden versetzen", sagt Mandy Thümer. "Wie sieht er die Stadt und die geltenden Regeln?" Außerdem sei es wichtig, den Verkehr in seiner Gesamtheit zu sehen. Die einzelnen Verkehrsteilnehmer würden meist nur ihr eigenes Fortbewegungsmittel in den Fokus rücken. "Und auch Anwohner sehen meist nur einen Aspekt."

Nun will sich Thümer erst einmal einen Überblick über die Themen verschaffen und dann "miteinander etwas erreichen", sagt sie. "Verbesserungspotenzial gibt es jedenfalls immer."

Neufassung des Radwegekonzepts gefordert

Das Thema Radverkehr war auch in der vergangenen Stadtratssitzung teils emotional diskutiert worden, nachdem eine Radebergerin die Einwohnerfragestunde dazu genutzt hatte, ihrem Ärger über Fahrradfahrer Luft zu machen. Sie sei bekennende Fußgängerin.

"Radfahrer drängeln sich ständig vorbei, fahren in die falsche Richtung", kritisierte die Frau. "Was soll noch passieren? Handeln Sie jetzt, bevor es zu spät ist", hatte sie OB Frank Höhme aufgefordert. Der wiederum versprach, den Gemeindevollzugsdienst sensibilisieren zu wollen - der wiederum ist Ordnungsamtsleitern Mandy Thümer untergeordnet.

Stadtrat Gabor Kühnapfel (Wir für Radeberg) plädierte in der Sitzung dafür, das bestehende Radwegekonzept zu überarbeiten. Das Thema der vielen Einbahnstraßen in der Radeberger Innenstadt müsse angegangen werden.

Eine Forderung, die auch Andreas Känner (CDU) und Ulrich Hensel (Grüne/SPD) unterstützten. Beide sahen Handlungsbedarf und strukturelle Probleme beim Radverkehr. Das Radwegekonzept stammt aus dem Jahr 2012.