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Zweite Runde im Radeberger Schulhaus-Streit

Am Sonntag stimmen die Stadträte erneut ab. Letztendlich geht es darum, ob Radeberg zügig ein neues Schulgebäude bekommt oder nicht.

Von Thomas Drendel
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Im Humboldt-Gymnasium reicht der Platz nicht mehr aus. Jetzt soll ein zweites Haus entstehen. Streit gibt es über den Standort.
Im Humboldt-Gymnasium reicht der Platz nicht mehr aus. Jetzt soll ein zweites Haus entstehen. Streit gibt es über den Standort. © Archiv: Willem Darrelmann

Radeberg. Da wird einigen das Brötchen in die Kaffeetasse gefallen sein. Die Stadtverwaltung lädt für Sonntag, 20. März, um 11 Uhr zu einer Stadtratssitzung ein. Nein, da hat sich niemand im Tag vertan. Die Sitzung wurde bewusst auf diesen Vormittag gelegt. Es müssen dringende Fristen eingehalten werden.

Außerdem zeigt es die Brisanz des Themas. Es geht um den Standort des neuen Gebäudes für das Humboldt-Gymnasium. 19 Millionen Euro sind zugesagt, jetzt muss der Standort festgelegt werden. Das Thema hatte bereits auf der Stadtratssitzung Anfang März für Aufregung gesorgt. Es ging um die Frage, soll der Neubau neben der alten Turnhalle an der Pulsnitzer Straße entstehen oder auf dem Eschebach-Gelände an der Bahnhofstraße?

Laut einem Gutachten aus dem Jahre 2020 bieten sich vor allem diese beiden Grundstücke für den Neubau an. Die Gutachter sehen dabei Vorteile für das Eschebach-Areal. Unter anderem ist hier mehr Platz, außerdem ist es besser mit Bussen zu Fuß oder mit dem Fahrrad erreichbar.

Allerdings gehört das Eschebach-Gelände einem Unternehmer. Josef Saller will auf dem Areal großflächigen Einzelhandel ansiedeln. Nur wenn die verbindliche Zusage vorliegt, verkauft er einen Teil seiner Fläche für den Gymnasiumsneubau.

Diese Zusage könne nicht gegeben werden, so Radebergs OB Gerhard Lemm, da sowohl der Bebauungsplan und ein gültiges Einzelhandelskonzept dem entgegensprechen. Beiden umzuarbeiten oder neu aufzustellen würde Monate dauern. Solange stehen die Fördermillionen nicht bereit. Auch Landratsamt und Regionaler Planungsverband hätten sich bisher gegen großen Einzelhandel auf dem Eschebach-Areal ausgesprochen.

Eindringliches Schreiben an die Stadträte

Dennoch hat eine knappe Mehrheit der Stadträte Anfang März gegen den Verkauf des Areals an der Pulsnitzer Straße gestimmt und damit gegen den Bau des neuen Schulgebäudes an der Stelle. Detlef Dauphin, Fraktionschef der Freien Wähler, argumentierte stellvertretend für die Mehrheit: "Wir können doch nicht die Schule auf einem Grundstück errichten, das nur zweite Wahl ist, bei dem festgestellt wurde, dass es Konflikte bei der Verkehrssicherheit gibt und wo es wegen der begrenzten Fläche keine Erweiterungsmöglichkeiten gibt", sagte er. Der Oberbürgermeister sah "großen Schaden für Radeberg" und legte sein Veto ein.

Jetzt also die Fortsetzung des Streites. In einem neunseitigen Schreiben an die Stadträte wirbt der OB eindringlich für eine Lösung. Bei der Diskussion Anfang März sei ein Punkt nicht ausreichend beachtet worden: die Sicherheit der Schüler von der Außenstelle zum Sportunterricht. Von beiden möglichen Standorten sind es rund 15 Minuten Weg zur Sporthalle am Freudenberg. Allerdings sei der zum Eschebach-Gelände gefährlicher. Hier müssten die Schüler die Kreuzung Dresdener Straße/Ecke Rathenaustraße überqueren. Das stellt nach Einschätzung des Gymnasiums eine "überaus kritische Situation dar".

Beim Standort Pulsnitzer Straße würde lediglich die wenig befahrene Langbeinstraße gekreuzt. Für die Pulsnitzer Straße würden die Nähe zum Schloss Klippenstein, zum Hüttertal, dem Altenheim, der Feuerwehr und dem Krankenhaus Vorteile aus "pädagogischer Sicht" bringen. Die Nähe am Bahnhof spräche gegen das Eschebach-Gelände da dort wie auf vielen anderen Bahnhöfen eher Probleme mit Drogen, Suizidhäufungen und einer Konzentration von Kriminalität und Vandalismus gäbe.

Auch für den Eschebach-Standort sei die Stadt offen: Die Stadtverwaltung hat den Kauf der Teilfläche angeboten und den Eigentümer aufgefordert, ein entsprechendes Preisangebot zu machen, heißt es in dem Schreiben. Es könnten auch die bisherigen "planerischen Vorstellungen der Stadt" überdacht werden und "Verhandlung in jedweder gewünschten Form an jeden gewünschten Ort geführt werden." Ob in der Kürze der Zeit gelingt, bleibt abzuwarten.

Erstaunlich ist auch, dass gleich nach der Stadtratssitzung um 11 Uhr am selben Tag um 11.20 Uhr eine zweite Sitzung angesetzt ist. "Diese Abstimmung ist für die Stadt extrem wichtig, sollte bei der ersten Zusammenkunft der Stadtrat wegen zu geringer Teilnahme nicht beschlussfähig sein, folgt die zweite Sitzung. Dort kann laut Gemeindeordnung mit weniger Stadträten ein Beschluss herbeigeführt werden", sagt Gerhard Lemm. Die Abstimmung wird mit Spannung erwartet.