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Radebeul lässt Plattenbauschule der Oberlößnitz abreißen

Das Schulgebäude stammt von Anfang der 1970er-Jahre und steht seit Jahren leer. Der Beton bröckelt und die Stahlbewehrung rostet. Doch etwas Markantes soll von dem Haus erhalten bleiben.

Von Silvio Kuhnert
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Das Schulgebäude am Augustusweg diente als POS und Mittelschule. Die Mittelschüler zogen bereits 2006 aus dem Haus raus und an die Wasastraße in Radebeul-Mitte um.
Das Schulgebäude am Augustusweg diente als POS und Mittelschule. Die Mittelschüler zogen bereits 2006 aus dem Haus raus und an die Wasastraße in Radebeul-Mitte um. © Matthias Schumann

Radebeul. Die ehemalige Otto-Buchwitz-Schule hat schon bessere Zeiten gesehen. Im Putz des Plattenbaus am Augustusweg bilden sich Risse. Teilweise ist schon Fassade abgeplatzt oder sie bröckelt. An der Nordseite fehlen Fensterscheiben im Erdgeschoss. Stattdessen sind Holzplatten angebracht. In den Stufen des Haupteinganges an der Südseite klaffen Löcher. Ecken sind abgeschlagen oder verwittert. Ein Stück Schulgeschichte neigt sich in der Lößnitzstadt dem Ende. Die Tage der Otto-Buchwitz-Schule im Augustusweg 58 sind gezählt. Das Gebäude wird abgerissen.

Die Stadtverwaltung ist derzeit auf der Suche nach einer Abrissfirma. Wenn diese gefunden ist, sollen die Abbrucharbeiten noch im 1. Quartal dieses Jahres beginnen. Rund sechs Monate sind dafür veranschlagt, wie Stadtsprecherin Ute Leder informiert.

Den Wandfries über dem Haupteingang schuf der Radebeuler Maler und Grafiker Heinz Drache (1929-1989).
Den Wandfries über dem Haupteingang schuf der Radebeuler Maler und Grafiker Heinz Drache (1929-1989). © Matthias Schumann

Als Polytechnische Oberschule (POS) der Oberlößnitz wurde das Gebäude des Typs "Dresden" Anfang der 1970er-Jahre errichtet und im Januar 1973 eingeweiht. Den Plattenbau mit über 20 Unterrichtsräumen, vier Fachkabinetten, zwei Werkräumen und einem Arztzimmer konnten bis zu 750 Schüler besuchen. Das Gebäude wurde zu DDR-Zeiten nach dem SPD-Politiker und späteren SED-Funktionär Otto Buchwitz (1879-1964) benannt.

Zuletzt 2015/16 als Schule genutzt

Nach der deutschen Wiedervereinigung diente sie von 1992 bis 2006 weiter als Mittelschule Oberlößnitz. Der Bauzustand ließ nach der Jahrtausendwende jedoch immer mehr zu wünschen übrig und verschlechterte sich zusehends. 2006 zogen die Mittelschüler in die Rosegger-Schule an der Wasastraße um. Dieses Schulhaus stand frei, weil die bislang dort beheimatete Förderschule in die Nachbarstadt Coswig umgezogen war. Aus der Mittelschule Oberlößnitz wurde durch den Standortwechsel die immer noch bestehende Oberschule Radebeul-Mitte.

Die Plattenbauschule vom Typ "Dresden" besteht aus zwei Hauptflügeln sowie Verbindungsgängen.
Die Plattenbauschule vom Typ "Dresden" besteht aus zwei Hauptflügeln sowie Verbindungsgängen. © Matthias Schumann

Das Schulhaus am Augustusweg wurde in der Folge oft als Ausweichstandort genutzt. So zogen Mädchen und Jungen in den Jahren 2015 und 2016 interimsmäßig in die Platte ein, weil ihre Schiller-Grundschule im Zentrum von Radebeul-Ost saniert und brandschutztechnisch auf die Höhe der Zeit gebracht wurde. Das war laut Leder das letzte Mal, dass das Gebäude umfänglich genutzt wurde. "Danach gab es kleinere Nutzungen zu Lagerzwecken bis zur kompletten Stilllegung 2023, dann folgte Leerzug und Teilentkernung", so die Stadtsprecherin.

Neben der künftigen Brache entsteht ein neuer Hort

Wie man an der Außenhülle unschwer zu erkennen kann, ist das Haus baulich überkommen. Die Hülle ist in Teilen defekt und nicht mehr funktional. Es gibt diverse Bauschäden infolge des Leerstandes. Dazu zählen laut Stadtverwaltung zum Beispiel Korrosion an der Betonbewehrung und das Abplatzen von Wand- und Bodenflächen. Mit einer Kosten- und Nutzenanalyse habe keine wirtschaftliche Sanierung zur Wiederinbetriebnahme nachgewiesen werden können. "Nach dem langen Leerstand erlosch die Betriebserlaubnis", informierte Leder.

Die entstehende Brache dient künftig als Fläche zur Baustelleneinrichtung und zur Andienung der Baustelle, aber nicht als Baugrund für den künftigen neuen Hort Oberlößnitz. In unmittelbarer Nachbarstadt zum noch stehenden Schulhaus plant die Lößnitzstadt den Neubau zum Betreuen von Schülern nach Unterrichtsschluss. Derzeit sind die Hortkinder der Grundschule Oberlößnitz noch auf zwei Standorte verteilt, sollen aber in Zukunft in einem Gebäude vereint werden. Zum Standort wurde das Grundstück Augustusweg 62 a erkoren. Fast 7,6 Millionen Euro betragen die Baukosten. Im Rathaus werden derzeit die Unterlagen für die Baugenehmigung erarbeitet.

Wandfries wird abgebaut und eingelagert

Den Haupteingang des noch stehenden Schulgebäudes ziert ein Wandfries des Radebeuler Malers Heinz Drache (1929-1989). Es trägt den Titel "Kampf der Arbeiterklasse - frohes Lernen und Leben". Zu sehen sind unter anderem Weintrauben, eine Gitarre und Noten, ein Ball und Federball- beziehungsweise Tennisschläger, ein Zirkel, Utensilien aus dem Chemielabor, ein Buch, ein Mädchen und ein Junge sowie eine Friedenstaube. Es ist nicht das einzige Wandbild des Malers und Grafikers. Von ihm stammt unter anderem auch der Wandfries "Unser sozialistisches Leben" im 1. Obergeschoss des Dresdner Kulturpalastes.

Das Wandbild der einstigen Oberschule soll erhalten bleiben. Es erfolge eine behutsame Demontage und das Bild werde anschließend in Depotflächen des Kulturamtes eingelagert, teilte Leder mit.