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Radebeul: Autos auf Eisfläche eines Altarms der Elbe eingebrochen

Eine nächtliche Rutschpartie sorgte für einen Feuerwehreinsatz in Radebeul. Zwei Fahrzeuge steckten auf der überschwemmten Elbwiese fest. Die Wasserschutzpolizei ermittelt.

Von Silvio Kuhnert
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Ein Pkw und ein Transporter steckten auf der Elbaue in Radebeul in einer misslichen Lage. Dort waren sie von Wasser und Eis umgeben.
Ein Pkw und ein Transporter steckten auf der Elbaue in Radebeul in einer misslichen Lage. Dort waren sie von Wasser und Eis umgeben. © Norbert Millauer

Radebeul. War es jugendlicher Leichtsinn oder einfach nur Dummheit? Auf der Elbaue östlich der Panzerstraße steckten ein Pkw und ein Transporter in der vom letzten Hochwasser überfluteten Wiese fest. Sie sind in der Nacht vom Montag auf Dienstag auf der dünnen Eisdecke eingebrochen.

Gegen 7.30 Uhr hat ein Radfahrer die Fahrzeuge vom Elberadweg aus gesichtet und den Notruf gewählt. Das Alarmstichwort hieß „Personen in der Elbe“, wie Stadtwehrleiter Roland Fährmann berichtet. Denn zu diesem Zeitpunkt war noch unklar, wie die Fahrzeuge in diese missliche Lage geraten waren und ob in ihnen Menschen gefangen und verletzt feststeckten. Kameraden von den Wachen Radebeul-Ost, Kötzschenbroda und Wahnsdorf eilten zu der Wiese. Zudem kamen die Wasserwacht aus Meißen, der Rettungsdienst sowie die Feuerwehr Bärnsdorf mit der Drohne zum Einsatzort.

Eisdecke war zu dünn

Dort stellte sich zum Glück heraus, dass kein Menschenleben in Gefahr war. Zudem wurde festgestellt, dass die Fahrzeuge sich nicht in der Elbe befanden, sondern in einem Altarm, wo noch das Wasser von den beiden letzten Flutwellen steht. Durch die frostigen Temperaturen in der vergangenen Woche hatte sich eine Eisschicht darauf gebildet. Die beiden Autos wurden verlassen und leer vorgefunden. Zudem waren die Türen abgeschlossen. Die Polizei wurde hinzugerufen, diese hat die weiteren Ermittlungen an die Wasserschutzpolizei übergeben.

Wie die Fahrzeuge in diese Lage kamen, ist bislang Spekulation. Doch Stadtwehrleiter Roland Fährmann blickt auf fast 50 Jahre Erfahrung als Feuerwehrmann sowie ein Vierteljahrhundert als Stadtwehrleiter in Radebeul zurück. Seine Vermutung aufgrund des Lagebildes lautet wie folgt: In der Nacht müssen Jugendliche oder junge Erwachsene wohl ausprobiert haben, wie es sich mit einem Auto auf einer Eisfläche fährt. Doch die Eisdecke war nicht dick genug. Der Pkw brach ein. Allem Anschein nach wollte man versuchen, mit dem Transporter den Kleinwagen aus dem Wasser zu ziehen. Doch das misslang und auch der Transporter brach ein.

Aber wie bereits erwähnt, handelt es sich hierbei um eine Vermutung. Fährmann kann nicht ausschließen, dass beide Fahrzeuge gleichzeitig auf der Eisfläche unterwegs und zum gleichen Zeitpunkt eingebrochen waren.

Ermittlung wegen Ordnungswidrigkeit

Dass es sich wohl um jüngere Personen gehandelt haben könnte, sagt ihm sein gesunder Menschenverstand. Ein 40- oder 60-Jähriger komme wohl nicht auf die Idee, auf einer dünnen Eisfläche mit dem Auto herumzukurven. Für die Einsatzkräfte war der Einsatz schnell beendet.

Da es sich um einen Altarm der Elbe handelt, der normalerweise trocken liegt, hat die Wasserschutzpolizei sich des Falles angenommen. Sie ist eine Abteilung der sächsischen Bereitschaftspolizei. Wie eine Sprecherin dieser Polizeibehörde mitteilt, ermitteln Beamte wegen Verstoßes gegen die Landschaftsschutzgebietsverordnung des Landkreises Meißen. Es handelt sich hierbei um eine Ordnungswidrigkeit. Die Wiese, auf der regelmäßig Rinder grasen, liegt in einem Flora-Fauna-Habitat. Zu den Ermittlungen gehört unter anderem, die Halter ausfindig zu machen sowie zu klären, wer in der vergangenen Nacht mit den beiden Autos auf dem Eis herumgefahren ist.

Autos bereits geborgen

Zudem forderte die Polizei die Halter auf, ihre Fahrzeuge selbst zu bergen. Dies ist bereits erfolgt und gegen Dienstagmittag wurden die Autos aus der Wasserlache befreit. Ein Traktor wurde gesichtet, der den Pkw und den Transporter herauszog.

Die überflutete und gefrorene Wiese scheint eine gewisse Anziehungskraft zu haben. In sozialen Netzwerken wurden am vorigen Wochenende Bilder geteilt. Zahlreiche Leute waren darauf zu sehen, wie sie auf dem vereisten Altarm Schlittschuh liefen. Allerdings waren da die Temperaturen sowohl tags als auch nachts noch tiefer. Seither ist es bereits wieder etwas wärmer geworden.

In der Kommentarspalte fragte eine Userin: "Wann konnte man das letzte Mal dort Schlittschuh laufen? Kann mich mit meinen 70 Jahren gar nicht dran erinnern." Darauf antwortete eine andere Nutzerin: "Meine Erinnerungen beginnen als Jugendliche in den 1980er- und 1990er-Jahren. Ich bin mir nicht hundertprozentig sicher, aber in jedem Jahrzehnt gab's diese Möglichkeiten bedingt durch ein leichtes, mittleres Elbehochwasser, dort Schlittschuh zu fahren." Etliche Eisläufer hatten ihre Fahrzeuge auf der Panzerstraße geparkt.

Am Dienstagvormittag hielten dort immer wieder Kraftfahrer an. Sie zückten ihre Mobiltelefone, um einen Schnappschuss von den beiden im Eis eingebrochenen Autos zu machen. Immer wieder gab es unverständliches Kopfschütteln.