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CDU in Weinböhla: "Parteipolitik hat im Gemeinderat nichts zu suchen"

Die Kandidaten der CDU haben bis auf einen kein Parteibuch. Sie betonen, dass ihr Fokus auf Weinböhla und nicht der Bundespolitik liegt.

Von Martin Skurt
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Anett Wießner (v. l.), Dirk Schneider, Maximilian Neubert, Andreas Weidmann, Erik Aurin sind die Kandidaten der CDU aus Weinböhla, die seit 30 Jahren im Gemeinderat vertreten ist und auch den Bürgermeister stellt.
Anett Wießner (v. l.), Dirk Schneider, Maximilian Neubert, Andreas Weidmann, Erik Aurin sind die Kandidaten der CDU aus Weinböhla, die seit 30 Jahren im Gemeinderat vertreten ist und auch den Bürgermeister stellt. © Arvid Müller

Weinböhla. In knapp zwei Wochen steht die Gemeinderatswahl in Weinböhla an. Die CDU bringt sich als größte Fraktion im Ort in Stellung und möchte in den nächsten fünf Jahren wieder eine zentrale Rolle spielen. Mit einer vielfältigen Liste an Kandidaten zwischen 23 und 70 Jahren stellt sich die Partei erneut zur Wahl. Zu den Bewerbern gehören unter anderem Apothekerin Anett Wießner, Seifenhersteller Dirk Schneider, Student Maximilian Neubert, Karosseriebaumeister Erik Aurin und Eiskonditor Andreas Weidmann. Die Kandidaten üben unterschiedliche Berufe aus und bündeln so verschiedene Interessen der Einwohnerinnen und Einwohner in Weinböhla.

"Die CDU-Fraktion in Weinböhla ist anders", unterstreicht Andreas Weidman, der seit der zweiten Legislatur nach der Wende im Gemeinderat vertreten und als einziger Kandidat CDU-Mitglied ist. "Wir bestehen aus Bürgern, nicht Mitgliedern, und machen Kommunalpolitik. Seit mehr als 30 Jahren geht es uns um die Gemeinde." Dem kann Erik Aurin nur zustimmen. "Parteipolitik hat im Gemeinderat nichts zu suchen. Wir sind alle in der Gemeinde verwurzelt und setzen Beschlüsse auf kurzem Weg um", sagt der 42-Jährige. Anett Wießner betont wiederum, dass die Gemeinde nicht als Bühne für bundespolitische Abrechnungen dienen sollte: "Wir haben ganz andere Ziele."

CDU hat seit der Wende im Ort viel bewegt

Dirk Schneider, der seit mehr als 20 Jahren in Weinböhla lebt und seit vergangenem Jahr auch im Ort den Familienbetrieb führt, sieht die Notwendigkeit, sich aktiv einzubringen, wenn er an die Montagsdemonstrationen denkt. "Die Gemeinde wird dort regelmäßig durch den Kakao gezogen und die Menschen vergiften sich peu à peu mit ihrer ungefilterten Wut", sagt der 53-Jährige. "Dabei leben wir hier alle zusammen und müssen miteinander auskommen." Die Gemeinde habe das nicht verdient. "Hier setzen sich viele Menschen dafür ein, dass Weinböhla weiterhin so gut dasteht." Als Parteiloser haben ihn die Lösungsansätze der CDU am ehesten zugesagt und auch die Diskussionskultur. "Ich möchte der Gemeinde nun etwas zurückgeben."

Eine ähnliche Motivation hat Maximilian Neubert. Der 23-jährige Student ist in Weinböhla geboren und aufgewachsen. "Unsere Grundschule ist top ausgestattet", sagt er. Als er in Meißen auf die Schule gegangen ist, war das komplett anders. Die Bücher waren alt, die Klassenräume nicht so schön. "Da habe ich gemerkt: Die Ausstattung der Schulen sind Vorteile von Weinböhla, die nicht selbstverständlich sind." Damit das so bleibe, will er sich in der Kommunalpolitik engagieren. "Der CDU kann man die meisten positiven Entwicklungen im Ort verdanken."

Entscheidend dafür war auch, dass die Bürgermeister immer aus der CDU gekommen sind und die Partei – bis auf eine Legislatur – immer stärkste Kraft im Gemeinderat nach der Wende gewesen ist. Dabei hat sie verschiedene Projekte angeschoben und mit umgesetzt, darunter den neuen Netto im Weinböhlaer Oberdorf und die Ansiedlung einer Drogerie an derselben Stelle. "Nicht alle waren im Gemeinderat zuvor dafür, jetzt sind sie aber auch glücklich", kommentiert Andreas Weidmann. Daneben hat sich die CDU dafür eingesetzt, dass die Straßenbahnlinie 4 definitiv bis 2040 nach Weinböhla fährt oder dass es die Fahrraderlebniswelt Velocium im Ort gibt. Die CDU will auch weitere freiwillige Aufgaben beibehalten wie den Betrieb des Zentralgasthofes oder das Heimatmuseum im Peterkeller.

"Wir wollen machen, nicht nur schimpfen"

Zu den weiteren, erfolgreichen Projekten der CDU im Ort zählt auch, dass die CDU eine attraktive Bildungslandschaft geschaffen hat, einschließlich einer großen Oberschule, Grundschule und einem Gymnasium. "Wir denken darüber nach, noch mehr Angebote zu schaffen", verrät Andreas Weidmann. Er denke dabei an eine Berufsschule oder einen Schulcampus. "Weinböhla braucht Zuzug, deshalb wollen wir Familien durch eine optimale Infrastruktur herlocken. Wir wollen zum Beispiel nicht, dass es wie in umliegenden Gemeinden zu Kita-Schließungen kommt." Das sei momentan nicht der Fall, aber wenn es zu wenige Kinder im Ort gibt, könne das passieren, betont Wießner.

Neben der Bildung werden die Vereine jährlich mit Zuschüssen der Verwaltung gefördert. "Bald kommt auch noch eine neue Dreifeldhalle, um die Vereine noch mehr zu unterstützen", so Weidmann. Bauherr ist die Gemeinde, und die Halle soll hauptsächlich von ortsansässigen Vereinen wie dem TuS Weinböhla e. V. genutzt werden, aber auch von anderen Sportvereinen, Schulen und Kitas. Ein lebendiges Vereinsleben helfe schließlich dabei, auch die Jugend an Weinböhla zu binden. "Auch wenn ein Jugendclub bislang fehlt, gibt es dazu schon Überlegungen." Daneben sieht Maximilian Neubert in der Bosch-Ansiedlung eine Chance für den Ort, um günstigen Wohnraum zu schaffen. Denn: "Ohne Zuzug und geeignete Wohnpolitik drängen wir junge Familien aus Weinböhla heraus", sagt der Student.

Zudem könnte die Gemeinde Weinböhla ab 2025 gänzlich schuldenfrei sein. Das ist dem aktuellen Haushaltsplan zu entnehmen. "Eine schuldenfreie Gemeinde bietet die Grundlage für zukünftige Investitionen. So haben wir finanzielle Spielräume, weil wir keine Zinsen zahlen müssen", sagt Dirk Schneider. Und dafür braucht ein Gemeinderat alle Einwohner aus dem Ort. "Wir wollen die Menschen mitnehmen", so Weidman. Die Weinböhlaer CDU wäre zufrieden, wenn mehr Einwohner in die Gemeinderatssitzungen kommen würden. Und Anett Wießner schließt mit den Worten: "Wir wollen machen, nicht nur schimpfen."