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Warum der Flutschutz für "Altkö" Folgen bis Klipphausen hat

Die Landestalsperrenverwaltung möchte eine knapp 450 Meter lange Flutschutzwand für Altkötzschenbroda bauen. Das Vorhaben wirkt sich nicht nur auf Radebeul aus.

Von Silvio Kuhnert
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Zurzeit bietet nur der Sommerdeich für die Streuobstwiesen und Altkötzschenbroda Schutz vor einem Elbehochwasser. Der Deich kann ein Winterhochwasser der Elbe zurückhalten, jedoch nicht Flutwellen wie im August 2002 und Juni 2013.
Zurzeit bietet nur der Sommerdeich für die Streuobstwiesen und Altkötzschenbroda Schutz vor einem Elbehochwasser. Der Deich kann ein Winterhochwasser der Elbe zurückhalten, jedoch nicht Flutwellen wie im August 2002 und Juni 2013. © Arvid Müller

Radebeul. Als die Elbe zwischen Weihnachten und Neujahr sowie zu Beginn dieses Jahres zweimal Hochwasser führte, war zwischen Elbwasser und Krone des Radebeuler Sommerdeiches noch viel Platz. Bis zu einem Wasserstand von 7,40 Meter (Pegel Dresden) hält der Damm den Fluss von Streuobstwiese sowie von Kleingärten und Wohnhäusern fern. Doch bei den beiden Fluten 2002 und 2013 konnte der Deich bei Pegeln von 9,40 Meter beziehungsweise 8,78 Meter selbst den Dorfanger Altkötzschenbroda nicht vor Überschwemmung schützen.

Damit die Wohnhäuser, Restaurants und Läden vor einem weiteren Jahrhunderthochwasser geschützt sind, plant die Landestalsperrenverwaltung Sachsen, eine sogenannte Hochwasserschutzlinie zu bauen. Die Pläne lagen erstmals 2010 öffentlich aus. Doch gegen diesen Entwurf regte sich Widerstand, weshalb die Trasse noch einmal überarbeitet und der Verlauf geändert wurde. 2017 kam es zu einer erneuten öffentlichen Auslage im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens mit einem anderen Trassenverlauf. Nun besteht zum dritten Mal die Möglichkeit, die Pläne im Rathaus einzusehen.

Schutzwand von Kirche bis zur Festwiese

Eine rund 446 Meter lange Trasse besteht aus fester Spundwand und mobilen Elementen. Sie beginnt an der Pfarrgasse und führt weiter über das Gelände des Gemeindehauses der Friedenskirche. Dahinter folgt sie zunächst dem Verlauf des Hochuferweges und schwenkt schließlich in nordwestliche Richtung ein und führt bis zum Elberadweg. Die Mauer wird bis zum Biergarten des Hotels „Goldener Anker“ geführt und verläuft dort gebäudenah an der Terrasse entlang. Damit die Gäste des Hotels trotzdem vom Biergarten auf die Terrasse kommen, soll eine Treppe über die Hochwasserwand führen. Enden wird die Schutzmauer An der Festwiese in Höhe der Elbsporthalle.

An der Südseite bekommt die Schutzwand eine steile Böschung, die begrünt wird. Damit die Mauer weniger auffällt, wird die Freibordhöhe über die gesamte Länge der Anlage auf 50 Zentimeter Höhe festgelegt. Der Freibord ist der Abstand zwischen Wasserspiegel und der Oberkante der Mauer. Er darf nicht mit der Höhe der Mauer verwechselt werden, die größer ist. Die Spundwand aus Stahl soll an ihrer sichtbaren Seite mit Naturstein verblendet werden.

Mehrere Bauabschnitte geplant

Mehrere Öffnungen sind vorgesehen, die im Hochwasserfall mit Schutzbalken verschlossen werden. Ein Schließen mit mobilen Teilen ist an der Pfarrgasse, im Biergarten des Hotels "Goldener Anker", am Elberadweg daneben sowie auf der Straße An der Festwiese vorgesehen.

Auch zum Bauablauf steht in den Unterlagen für die Planfeststellung etwas drin. So werden drei Bauabschnitte gebildet. Der erste Abschnitt erstreckt sich von der Friedenskirche bis zur Kita der Kirchgemeinde. Acht Monate Bauzeit sind vorgesehen. Die Bauarbeiten werden auf die Jahreszeiten Herbst, Winter und Frühjahr konzentriert. Im Sommer kommt es zu einer Baupause. Dieser schließt sich der zweite Bauabschnitt an, vom Hotel "Goldener Anker" bis zur Kita. Sechs Monate sollen hier die Arbeiten dauern.

Zeitgleich zum ersten und zweiten erfolgen die Bauarbeiten im dritten Abschnitt, der den Bereich des Biergartens vom Hotel "Goldener Anker", den Elberadweg, das Abwasserentlastungsbauwerk sowie die Straße An der Festwiese umfasst. Mit Sommerpause wird hier rund zehn Monate gebaut. "Die Gesamtbauzeit wird sich somit insgesamt über 14 Monate verteilt über einen Zeitraum von Oktober 1. Kalenderjahr bis Mai 3. Kalenderjahr erstrecken", ist im Textteil der Planunterlagen zu lesen. Wann gebaut wird, hängt davon ab, wann das Planfeststellungsverfahren nach der jetzigen dritten Auslage zum Abschluss kommt und Baurecht herrscht.

Neue Obstbäume nicht nur für Radebeul

In den derzeit im Rathaus einsehbaren Pläne sind vor allem die naturschutzfachlichen Unterlagen neu. So mussten diesbezügliche Daten aktualisiert beziehungsweise plausibilisiert werden, wie die Landestalsperrenverwaltung informiert. Zu den Ergänzungen gehören unter anderem Ausgleichsmaßnahmen. So muss das Land Sachsen nicht nur neue Apfel- und Birnenbäume auf der Streuobstwiese zwischen Dorfanger und Elberadweg pflanzen, sondern auch Nisthilfen für Vögel und Fledermäuse dort anbringen. Zudem wird eine neue Wiese mit Bäumen im Radebeuler Stadtgebiet geschaffen.

Damit ist dem Ausgleich für den Eingriff in Natur und Landschaft noch nicht Genüge getan. Auch auf Klipphausen und Pirna wirkt sich das Vorhaben aus. Und zwar in dem Sinne, dass die Landestalsperrenverwaltung als Behörde des Freistaats eine Streuobstwiese im Klipphausener Ortsteil Hartha erweitern muss. 34 Obstbäume sind dort neu zu pflanzen. Elbabwärts soll auf Pirnaer Flur das Flächennaturdenkmal Birkwitzer Wiese erweitert werden. Hierbei handelt es sich um die letzte Stromtal-Nasswiese im sächsischen Elbtal.

Die Planunterlagen liegen bis 21. Februar im technischen Rathaus, Pestalozzistraße 8, im Zimmer 1.15 aus. Außerdem stehen die Pläne auf der Internetseite der Landesdirektion Sachsen. Einwände können bis zu 21. März 2024 schriftlich bei der Stadt Radebeul oder der Landesdirektion Sachsen eingereicht werden.