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Radebeul: Ist das Millionen Euro teure MEDA-Gebäude mit Schadstoffen verseucht?

Die Stadt Radebeul will das frühere MEDA-Pharmalabor kaufen. Stadträte sind auf Hinweise zu Altlasten im Boden und Gebäude gestoßen. Das sagt der OB dazu.

Von Silvio Kuhnert
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Nicht besonders schick - das leerstehende Laborgebäude von MEDA-Pharma. Doch die Stadt möchte mit einem Umbau daraus ein Kulturhaus machen. Es gibt Bedenken, was unter dem Pflaster und in den Wänden für Altlasten schlummern.
Nicht besonders schick - das leerstehende Laborgebäude von MEDA-Pharma. Doch die Stadt möchte mit einem Umbau daraus ein Kulturhaus machen. Es gibt Bedenken, was unter dem Pflaster und in den Wänden für Altlasten schlummern. © Norbert Millauer

Radebeul. Es ist ein Großprojekt für die Stadt Radebeul, was sich in Mitte am Pharmapark-Gelände anbahnt: Insgesamt acht Millionen Euro wird nach jetziger Schätzung der Kauf und der Umbau des ehemaligen Laborgebäudes von MEDA-Pharma die Lößnitzstadt kosten. In dem leerstehenden Gebäude sollen unter anderem das Stadtarchiv und die städtischen Kunstsammlungen ein dauerhaftes Domizil bekommen.

Erstgenanntes musste bereits bis Ende 2023 das Rote Hochhaus im Wasapark verlassen und hat inzwischen in einem Nachbargebäude einen Interimsstandort bezogen. Auch für die Kunstsammlungen der Lößnitzstadt endet bald der Mietvertrag im Blauen Hochhaus im Wasapark. Die rund 1.500 Arbeiten von über 100 Künstlern benötigen ebenfalls ein neues Obdach. Im Wasapark waren Sammlung und Archiv nur eingemietet. Das Unterbringen im ehemaligen Laborgebäude verspricht nach einem entsprechenden Umbau eine Lösung für das sichere Aufbewahren, und vor allem auch für das Zeigen und Ausstellen von Archivalien und Kunstwerken sowie thematischen Sonderschauen zu stadtgeschichtlichen Themen.

Bauchschmerzen wegen der Kosten

Zum früheren Laborgebäude gehört noch einiges Land. Durch dessen Erwerb kann die Stadt die Lücke zwischen Bernhard-Voß- und Richard-Wagner-Straße im bisherigen Wegenetz schließen. Als Fahrradstraße möchte die Verwaltung so eine sichere Verbindung für Pedalritter zwischen den Zentren von West und Ost parallel zu Meißner Straße und Bahndamm schaffen. So hat es Oberbürgermeister Bert Wendsche (parteilos) wiederholt gesagt.

Mit einem Grundsatzbeschluss zum Kauf des Laborgebäudes und den dazugehörenden Grundstücken hat der Stadtrat im Juni vorigen Jahres den Weg für das Realisieren der bereits erwähnten Projekte bereitet. Dagegen stimmte nur die Fraktion Bürgerforum/Grüne/SPD. Deren Räte haben Bauchschmerzen - nicht wegen der geplanten Vorhaben und künftigen Nutzungen von Gebäude und Areal, sondern wegen der Kosten. Sie befürchten, dass sich die Lößnitzstadt wegen ständig steigender Baupreise finanziell übernimmt, die Ausgaben auf mehr als zehn Millionen Euro klettern, die dann für Schulen und den Ausbau der Meißner Straße fehlen.

Diverse Bedenken in einem Schreiben geäußert

Doch jetzt kommt noch eine weitere Sorge hinzu. Im vorigen Herbst erhielten Mitglieder der grün-roten Bündnisfraktion Einblick in die Akten zu dem Kaufgeschäft, was ein Katalog an Fragen von vier Räten an das Stadtoberhaupt zur Folge hatte. So möchte Grünen-Stadtrat Martin Oehmichen wissen, was es mit einer möglichen Schadstoffbelastung von Objekt und Grundstück auf sich habe. Im Grundbuch seien Umweltbelastungen erwähnt, weshalb der Stadt sogar ein Rücktrittsrecht vom Kaufvertrag eingeräumt wurde, so Oehmichen.

Wie OB Wendsche auf der jüngsten Stadtratssitzung informierte, habe er am 21. Juni vorigen Jahres eine E-Mail des Stabsbereichs Liegenschaften erhalten. In dem Schreiben waren diverse Bedenken bezüglich des Grundstückes enthalten, unter anderem auch zu einem Altlastenverdacht. Die Mail erreichte das Stadtoberhaupt am Tag der Stadtratssitzung, auf der der Grundsatzbeschluss zum Erwerb des Laborgrundstückes stand.

"Es war mir schlicht unmöglich, diese Bedenken bis zur Stadtratssitzung zu prüfen und zu bewerten. Angesichts der herausragenden Bedeutsamkeit und der Dringlichkeit der Thematik für die Stadt habe ich mich dann entschlossen, die Stadtratssitzung mit diesem Tagesordnungspunkt wie geplant durchzuführen", so Wendsche. Ein Unterrichten des Stadtrates konnte nicht erfolgen, da ein Bewerten der angezeigten Bedenken in der Kürze der Zeit nicht möglich war.

Keine Anhaltspunkte für eine Gefahrenlage

Mittlerweile habe die Verwaltung "die Sachaufklärung abgeschlossen", wie OB-Wendsche schreibt. So sei in den Unterlagen des Kreisumweltamtes das MEDA-Gebäude fälschlicherweise als "Galvanik" bezeichnet worden. Damit wird ein Prozess der Oberflächenveredelung beziehungsweise Oberflächenbeschichtung von Metallen bezeichnet, bei der unter anderem Kupfer und Nickel verwendet werden. "Es war jedoch von Beginn an ein Galenik-Gebäude", berichtet das Stadtoberhaupt.

Galenik ist die Wissenschaft von der Herstellung von Arzneimitteln. Die Stadtverwaltung hat eine externe Firma mit einer Untersuchung beauftragt, die Boden und Gebäude unter die Lupe nahm. Das Ergebnis zitiert das Stadtoberhaupt wie folgt: "Anhand der vorliegenden Untersuchungsbefunde können gegenwärtig keine konkreten Anhaltspunkte für eine Gefahrenlage für die geplante Nutzung abgeleitet werden."